Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Cajetan. Hierauf gestützt erwiederte Friedrich dem Legaten, von soviel Gelehrten in seinen und den angrenzenden Ländern habe noch nicht gezeigt werden können, daß Luther ein Ketzer sey, und weigerte sich ihn zu entfernen. 1 Luther verbarg sich jedoch nicht, daß das Urtheil in Allein auch in Rom scheint man doch das Verfah- Und dieser griff nun die Sache, wie gar nicht zu Er hütete sich wohl, sich bei seiner Ankunft in Deutsch- Rede ist (bei Löscher II, 438), glaube ich in einem Excurs nachge- wiesen zu haben, daß es unächt ist. 1 Briefwechsel bei Löscher 537--542. 25*
Cajetan. Hierauf geſtützt erwiederte Friedrich dem Legaten, von ſoviel Gelehrten in ſeinen und den angrenzenden Ländern habe noch nicht gezeigt werden können, daß Luther ein Ketzer ſey, und weigerte ſich ihn zu entfernen. 1 Luther verbarg ſich jedoch nicht, daß das Urtheil in Allein auch in Rom ſcheint man doch das Verfah- Und dieſer griff nun die Sache, wie gar nicht zu Er hütete ſich wohl, ſich bei ſeiner Ankunft in Deutſch- Rede iſt (bei Loͤſcher II, 438), glaube ich in einem Excurs nachge- wieſen zu haben, daß es unaͤcht iſt. 1 Briefwechſel bei Loͤſcher 537—542. 25*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0405" n="387"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Cajetan</hi>.</fw><lb/> Hierauf geſtützt erwiederte Friedrich dem Legaten, von ſo<lb/> viel Gelehrten in ſeinen und den angrenzenden Ländern habe<lb/> noch nicht gezeigt werden können, daß Luther ein Ketzer<lb/> ſey, und weigerte ſich ihn zu entfernen. <note place="foot" n="1">Briefwechſel bei Loͤſcher 537—542.</note></p><lb/> <p>Luther verbarg ſich jedoch nicht, daß das Urtheil in<lb/> Rom leicht gegen ihn ausfallen könne: er eilte ſich durch<lb/> eine neue Appellation und zwar an ein demnächſt zu be-<lb/> rufendes allgemeines Concil ſo viel möglich dagegen ſicher<lb/> zu ſtellen.</p><lb/> <p>Allein auch in Rom ſcheint man doch das Verfah-<lb/> ren des Cardinals nicht gebilligt zu haben. Man war<lb/> nicht gemeint, einen ſo angeſehenen Fürſten wie Friedrich,<lb/> der ſo eben für das Wahlgeſchäft doppelt wichtig geworden<lb/> war, bei dem es wahrſcheinlich geſtanden hätte, den Kö-<lb/> nig von Frankreich, wie der Papſt wünſchte, zum Kaiſer<lb/> zu machen, ſich zu entfremden. Auch der Papſt machte<lb/> jetzt einen Verſuch, die Sache des Mönchs in Güte bei-<lb/> zulegen. Er beſchloß dem Churfürſten ein Zeichen der apo-<lb/> ſtoliſchen Gnade, das er immer gewünſcht hatte, die goldene<lb/> Roſe zuzuſenden. Um die ſich lockernden Bande wieder<lb/> feſtzuknüpfen, fertigte er überdieß einen gebornen ſächſiſchen<lb/> Unterthan, Agenten des Churfürſten in Rom, Carl von<lb/> Miltitz, als ſeinen Nuntius an ihn ab.</p><lb/> <p>Und dieſer griff nun die Sache, wie gar nicht zu<lb/> leugnen iſt, mit großer Geſchicklichkeit an.</p><lb/> <p>Er hütete ſich wohl, ſich bei ſeiner Ankunft in Deutſch-<lb/><note xml:id="seg2pn_33_2" prev="#seg2pn_33_1" place="foot" n="1">Rede iſt (bei Loͤſcher <hi rendition="#aq">II,</hi> 438), glaube ich in einem Excurs nachge-<lb/> wieſen zu haben, daß es unaͤcht iſt.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">25*</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [387/0405]
Cajetan.
Hierauf geſtützt erwiederte Friedrich dem Legaten, von ſo
viel Gelehrten in ſeinen und den angrenzenden Ländern habe
noch nicht gezeigt werden können, daß Luther ein Ketzer
ſey, und weigerte ſich ihn zu entfernen. 1
Luther verbarg ſich jedoch nicht, daß das Urtheil in
Rom leicht gegen ihn ausfallen könne: er eilte ſich durch
eine neue Appellation und zwar an ein demnächſt zu be-
rufendes allgemeines Concil ſo viel möglich dagegen ſicher
zu ſtellen.
Allein auch in Rom ſcheint man doch das Verfah-
ren des Cardinals nicht gebilligt zu haben. Man war
nicht gemeint, einen ſo angeſehenen Fürſten wie Friedrich,
der ſo eben für das Wahlgeſchäft doppelt wichtig geworden
war, bei dem es wahrſcheinlich geſtanden hätte, den Kö-
nig von Frankreich, wie der Papſt wünſchte, zum Kaiſer
zu machen, ſich zu entfremden. Auch der Papſt machte
jetzt einen Verſuch, die Sache des Mönchs in Güte bei-
zulegen. Er beſchloß dem Churfürſten ein Zeichen der apo-
ſtoliſchen Gnade, das er immer gewünſcht hatte, die goldene
Roſe zuzuſenden. Um die ſich lockernden Bande wieder
feſtzuknüpfen, fertigte er überdieß einen gebornen ſächſiſchen
Unterthan, Agenten des Churfürſten in Rom, Carl von
Miltitz, als ſeinen Nuntius an ihn ab.
Und dieſer griff nun die Sache, wie gar nicht zu
leugnen iſt, mit großer Geſchicklichkeit an.
Er hütete ſich wohl, ſich bei ſeiner Ankunft in Deutſch-
1
1 Briefwechſel bei Loͤſcher 537—542.
1 Rede iſt (bei Loͤſcher II, 438), glaube ich in einem Excurs nachge-
wieſen zu haben, daß es unaͤcht iſt.
25*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |