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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Melanchthon.
des Legaten, seine Persönlichkeit wie die Gewalt seines Am-
tes auf das bitterste verspottete. 1 Nur mit Mühe konnte
er im Frühjahr 1519 in Mainz einen Schiffer finden, der ihn
nach Niederwesel, wo die rheinischen Churfürsten eine Zusam-
menkunft hielten, hinabführte; man hat ihm einmal gesagt,
er müsse von jenem französischen Vorhaben abstehen, wenn
er mit gesunden Gliedmaaßen nach Hause kommen wolle. 2

Diese allgemeine Ungunst nöthigte wohl an und für
sich zu einem bedächtigen Verhalten: das Wahlinteresse kam
hinzu: so geschah, daß sich Rom dem Churfürsten Friedrich
noch einmal so viel wie möglich zu nähern suchte. Außer
Miltitz erschien noch ein andrer Bevollmächtigter der Curie in
Sachsen. Der Legat, obwohl grollend, ließ sich doch end-
lich bewegen, die goldne Rose, die ihm anvertraut wor-
den war, und die er bisher noch zurückgehalten hatte, an
den Fürsten abzuliefern. Die Aussicht, die Streitsache in
Deutschland ausmachen zu lassen, war auch ihm am Ende
bequem und erwünscht. Der Erzbischof von Trier ward
zum Schiedsrichter ausersehn. 3

Ankunft Melanchthons.

Der Zustand der hiedurch entstand, des schwebenden
Streites, der vorläufigen Ruhe, kam nun besonders der

1 Huttens Febris prima III, 109 ist aus dieser Zeit.
2 Schreiben an Zürich bei Anshelm Berner Chronik V, 373.
3 Miltitz an den Churfürsten bei Walch XV, 879; er hatte
den Legaten in Coblenz gesehen. Die Instruction an Miltitz l. l.
muß ebenfalls in den Mai fallen, da sie sich auf dessen Reise nach
Sachsen bezieht, von welcher er in seinem Schreiben Mittw. n. Mi-
sericordias 11 Mai Meldung thut.

Melanchthon.
des Legaten, ſeine Perſönlichkeit wie die Gewalt ſeines Am-
tes auf das bitterſte verſpottete. 1 Nur mit Mühe konnte
er im Frühjahr 1519 in Mainz einen Schiffer finden, der ihn
nach Niederweſel, wo die rheiniſchen Churfürſten eine Zuſam-
menkunft hielten, hinabführte; man hat ihm einmal geſagt,
er müſſe von jenem franzöſiſchen Vorhaben abſtehen, wenn
er mit geſunden Gliedmaaßen nach Hauſe kommen wolle. 2

Dieſe allgemeine Ungunſt nöthigte wohl an und für
ſich zu einem bedächtigen Verhalten: das Wahlintereſſe kam
hinzu: ſo geſchah, daß ſich Rom dem Churfürſten Friedrich
noch einmal ſo viel wie möglich zu nähern ſuchte. Außer
Miltitz erſchien noch ein andrer Bevollmächtigter der Curie in
Sachſen. Der Legat, obwohl grollend, ließ ſich doch end-
lich bewegen, die goldne Roſe, die ihm anvertraut wor-
den war, und die er bisher noch zurückgehalten hatte, an
den Fürſten abzuliefern. Die Ausſicht, die Streitſache in
Deutſchland ausmachen zu laſſen, war auch ihm am Ende
bequem und erwünſcht. Der Erzbiſchof von Trier ward
zum Schiedsrichter auserſehn. 3

Ankunft Melanchthons.

Der Zuſtand der hiedurch entſtand, des ſchwebenden
Streites, der vorläufigen Ruhe, kam nun beſonders der

1 Huttens Febris prima III, 109 iſt aus dieſer Zeit.
2 Schreiben an Zuͤrich bei Anshelm Berner Chronik V, 373.
3 Miltitz an den Churfuͤrſten bei Walch XV, 879; er hatte
den Legaten in Coblenz geſehen. Die Inſtruction an Miltitz l. l.
muß ebenfalls in den Mai fallen, da ſie ſich auf deſſen Reiſe nach
Sachſen bezieht, von welcher er in ſeinem Schreiben Mittw. n. Mi-
ſericordias 11 Mai Meldung thut.
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[391/0409] Melanchthon. des Legaten, ſeine Perſönlichkeit wie die Gewalt ſeines Am- tes auf das bitterſte verſpottete. 1 Nur mit Mühe konnte er im Frühjahr 1519 in Mainz einen Schiffer finden, der ihn nach Niederweſel, wo die rheiniſchen Churfürſten eine Zuſam- menkunft hielten, hinabführte; man hat ihm einmal geſagt, er müſſe von jenem franzöſiſchen Vorhaben abſtehen, wenn er mit geſunden Gliedmaaßen nach Hauſe kommen wolle. 2 Dieſe allgemeine Ungunſt nöthigte wohl an und für ſich zu einem bedächtigen Verhalten: das Wahlintereſſe kam hinzu: ſo geſchah, daß ſich Rom dem Churfürſten Friedrich noch einmal ſo viel wie möglich zu nähern ſuchte. Außer Miltitz erſchien noch ein andrer Bevollmächtigter der Curie in Sachſen. Der Legat, obwohl grollend, ließ ſich doch end- lich bewegen, die goldne Roſe, die ihm anvertraut wor- den war, und die er bisher noch zurückgehalten hatte, an den Fürſten abzuliefern. Die Ausſicht, die Streitſache in Deutſchland ausmachen zu laſſen, war auch ihm am Ende bequem und erwünſcht. Der Erzbiſchof von Trier ward zum Schiedsrichter auserſehn. 3 Ankunft Melanchthons. Der Zuſtand der hiedurch entſtand, des ſchwebenden Streites, der vorläufigen Ruhe, kam nun beſonders der 1 Huttens Febris prima III, 109 iſt aus dieſer Zeit. 2 Schreiben an Zuͤrich bei Anshelm Berner Chronik V, 373. 3 Miltitz an den Churfuͤrſten bei Walch XV, 879; er hatte den Legaten in Coblenz geſehen. Die Inſtruction an Miltitz l. l. muß ebenfalls in den Mai fallen, da ſie ſich auf deſſen Reiſe nach Sachſen bezieht, von welcher er in ſeinem Schreiben Mittw. n. Mi- ſericordias 11 Mai Meldung thut.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/409>, abgerufen am 22.11.2024.