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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Drittes Capitel.
Welt überwunden:" um keiner Sünde willen, die dort ge-
schehe, dürfe man sich von ihr trennen, päpstlichen Gebo-
ten bei Leibe nicht widerstreben. 1

Eine Erklärung, bei der die kirchliche Autorität sich
fürs Erste beruhigen konnte und sogar beruhigen mußte.
Selbst wenn Churfürst Friedrich es zugelassen hätte, wäre
schon keine Gewalt mehr gegen Luther anzuwenden gewe-
sen. So großen Antheil nahm man bereits in der Na-
tion an seiner Sache: so lebhaft war der Widerwille der
sich überhaupt der Wirksamkeit des römischen Hofes ent-
gegenstellte.

In den ersten Monaten des Jahres 1519 wurden
die Forderungen des letzten Reichstags in Bezug auf den
türkischen Krieg in allen Ländern an die verschiedenen
Stände gebracht; jene Zweifel an der Wahrhaftigkeit der
Absicht die man vorgab, welche den Reichstag beschäftigt
hatten, wurden in weiten und weiteren Kreisen wiederholt;
alle die so wohl begründeten Beschwerden, die man dort
lauter als je erhoben hatte, kamen über die ganze Na-
tion hin zur Sprache.

Auch die Theilnahme welche der päpstliche Legat den
Absichten Franz I auf die Kaiserkrone widmete, erregte viel
Mißvergnügen. Es ist sehr bemerkenswerth, daß die ganze
östreichische Partei hiedurch in eine natürliche Abneigung ge-
gen den römischen Stuhl gerieth. An dem Hofe des Ober-
hauptes derselben, des Churfürsten von Mainz erschienen
Satyren, in welchen man den Pomp und die Armseligkeit

1 D. M. L. Unterricht auf etliche Artikel so ihm von seinen
Abgönnern aufgelegt worden bei Walch XV, 812.

Zweites Buch. Drittes Capitel.
Welt überwunden:“ um keiner Sünde willen, die dort ge-
ſchehe, dürfe man ſich von ihr trennen, päpſtlichen Gebo-
ten bei Leibe nicht widerſtreben. 1

Eine Erklärung, bei der die kirchliche Autorität ſich
fürs Erſte beruhigen konnte und ſogar beruhigen mußte.
Selbſt wenn Churfürſt Friedrich es zugelaſſen hätte, wäre
ſchon keine Gewalt mehr gegen Luther anzuwenden gewe-
ſen. So großen Antheil nahm man bereits in der Na-
tion an ſeiner Sache: ſo lebhaft war der Widerwille der
ſich überhaupt der Wirkſamkeit des römiſchen Hofes ent-
gegenſtellte.

In den erſten Monaten des Jahres 1519 wurden
die Forderungen des letzten Reichstags in Bezug auf den
türkiſchen Krieg in allen Ländern an die verſchiedenen
Stände gebracht; jene Zweifel an der Wahrhaftigkeit der
Abſicht die man vorgab, welche den Reichstag beſchäftigt
hatten, wurden in weiten und weiteren Kreiſen wiederholt;
alle die ſo wohl begründeten Beſchwerden, die man dort
lauter als je erhoben hatte, kamen über die ganze Na-
tion hin zur Sprache.

Auch die Theilnahme welche der päpſtliche Legat den
Abſichten Franz I auf die Kaiſerkrone widmete, erregte viel
Mißvergnügen. Es iſt ſehr bemerkenswerth, daß die ganze
öſtreichiſche Partei hiedurch in eine natürliche Abneigung ge-
gen den römiſchen Stuhl gerieth. An dem Hofe des Ober-
hauptes derſelben, des Churfürſten von Mainz erſchienen
Satyren, in welchen man den Pomp und die Armſeligkeit

1 D. M. L. Unterricht auf etliche Artikel ſo ihm von ſeinen
Abgoͤnnern aufgelegt worden bei Walch XV, 812.
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[390/0408] Zweites Buch. Drittes Capitel. Welt überwunden:“ um keiner Sünde willen, die dort ge- ſchehe, dürfe man ſich von ihr trennen, päpſtlichen Gebo- ten bei Leibe nicht widerſtreben. 1 Eine Erklärung, bei der die kirchliche Autorität ſich fürs Erſte beruhigen konnte und ſogar beruhigen mußte. Selbſt wenn Churfürſt Friedrich es zugelaſſen hätte, wäre ſchon keine Gewalt mehr gegen Luther anzuwenden gewe- ſen. So großen Antheil nahm man bereits in der Na- tion an ſeiner Sache: ſo lebhaft war der Widerwille der ſich überhaupt der Wirkſamkeit des römiſchen Hofes ent- gegenſtellte. In den erſten Monaten des Jahres 1519 wurden die Forderungen des letzten Reichstags in Bezug auf den türkiſchen Krieg in allen Ländern an die verſchiedenen Stände gebracht; jene Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Abſicht die man vorgab, welche den Reichstag beſchäftigt hatten, wurden in weiten und weiteren Kreiſen wiederholt; alle die ſo wohl begründeten Beſchwerden, die man dort lauter als je erhoben hatte, kamen über die ganze Na- tion hin zur Sprache. Auch die Theilnahme welche der päpſtliche Legat den Abſichten Franz I auf die Kaiſerkrone widmete, erregte viel Mißvergnügen. Es iſt ſehr bemerkenswerth, daß die ganze öſtreichiſche Partei hiedurch in eine natürliche Abneigung ge- gen den römiſchen Stuhl gerieth. An dem Hofe des Ober- hauptes derſelben, des Churfürſten von Mainz erſchienen Satyren, in welchen man den Pomp und die Armſeligkeit 1 D. M. L. Unterricht auf etliche Artikel ſo ihm von ſeinen Abgoͤnnern aufgelegt worden bei Walch XV, 812.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/408>, abgerufen am 22.11.2024.