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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Disputation zu Leipzig.
worden sey: wie er dann schon unterwegs junge Leute,
die ihm etwa bei Tisch zu widersprechen wagten, leicht wi-
derlegt und voll staunender Bewunderung zurückgelassen,
endlich in Bologna trotz mannichfachen Widerspruchs die
Gelehrtesten der Gelehrten dahin gebracht habe, seine Sätze
zu unterschreiben. 1 Er betrachtete die Disputationen mit
den Augen eines geübten Fechters: als den Schauplatz
eines unfehlbaren Sieges: er wünschte seine Waffen nur
immer auf neuen Turnieren zu erproben. Mit Freuden
ergriff er die Gelegenheit, seinen Ruhm nun auch in Nord-
deutschland auszubreiten. Jetzt sah man ihn in der Mitte
der Professoren in Leipzig, die ihn als einen Verbündeten
wider die benachbarten Rivalen freudig bewillkommt, an
der Frohnleichnamsprocession Theil nehmen, sehr devot, in
seinem Meßgewand. In seinen Briefen lesen wir, daß er
dabei doch auch das sächsische Bier mit dem baierischen
verglich, und die schönen Sünderinnen in Leipzig nicht
unbemerkt ließ. 2

Am 24sten Juni zogen auch die Wittenberger ein:
auf einigen offenen Rollwagen die Lehrer, Carlstadt voran,
dann Luther und Melanchthon zusammen, einige junge Li-
centiaten und Baccalaureen: mit ihnen Herzog Barnim
von Pommern, der damals in Wittenberg studirte, und die
Würde eines Rectors bekleidete: um sie her zu Fuß ein
paar hundert eifrige Studenten mit Halbarden, Handbei-
len und Spießen. Man bemerkte daß sie von den Leip-

1 Bei Riederer Nachrichten etc. III, 47.
2 Eck an Haven und Burkard 1sten Juli bei Walch XV,
p.
1456. Er hatte in dieser Hinsicht den schlechtesten Ruf.
Ranke d. Gesch. I. 26

Disputation zu Leipzig.
worden ſey: wie er dann ſchon unterwegs junge Leute,
die ihm etwa bei Tiſch zu widerſprechen wagten, leicht wi-
derlegt und voll ſtaunender Bewunderung zurückgelaſſen,
endlich in Bologna trotz mannichfachen Widerſpruchs die
Gelehrteſten der Gelehrten dahin gebracht habe, ſeine Sätze
zu unterſchreiben. 1 Er betrachtete die Disputationen mit
den Augen eines geübten Fechters: als den Schauplatz
eines unfehlbaren Sieges: er wünſchte ſeine Waffen nur
immer auf neuen Turnieren zu erproben. Mit Freuden
ergriff er die Gelegenheit, ſeinen Ruhm nun auch in Nord-
deutſchland auszubreiten. Jetzt ſah man ihn in der Mitte
der Profeſſoren in Leipzig, die ihn als einen Verbündeten
wider die benachbarten Rivalen freudig bewillkommt, an
der Frohnleichnamsproceſſion Theil nehmen, ſehr devot, in
ſeinem Meßgewand. In ſeinen Briefen leſen wir, daß er
dabei doch auch das ſächſiſche Bier mit dem baieriſchen
verglich, und die ſchönen Sünderinnen in Leipzig nicht
unbemerkt ließ. 2

Am 24ſten Juni zogen auch die Wittenberger ein:
auf einigen offenen Rollwagen die Lehrer, Carlſtadt voran,
dann Luther und Melanchthon zuſammen, einige junge Li-
centiaten und Baccalaureen: mit ihnen Herzog Barnim
von Pommern, der damals in Wittenberg ſtudirte, und die
Würde eines Rectors bekleidete: um ſie her zu Fuß ein
paar hundert eifrige Studenten mit Halbarden, Handbei-
len und Spießen. Man bemerkte daß ſie von den Leip-

1 Bei Riederer Nachrichten ꝛc. III, 47.
2 Eck an Haven und Burkard 1ſten Juli bei Walch XV,
p.
1456. Er hatte in dieſer Hinſicht den ſchlechteſten Ruf.
Ranke d. Geſch. I. 26
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[401/0419] Disputation zu Leipzig. worden ſey: wie er dann ſchon unterwegs junge Leute, die ihm etwa bei Tiſch zu widerſprechen wagten, leicht wi- derlegt und voll ſtaunender Bewunderung zurückgelaſſen, endlich in Bologna trotz mannichfachen Widerſpruchs die Gelehrteſten der Gelehrten dahin gebracht habe, ſeine Sätze zu unterſchreiben. 1 Er betrachtete die Disputationen mit den Augen eines geübten Fechters: als den Schauplatz eines unfehlbaren Sieges: er wünſchte ſeine Waffen nur immer auf neuen Turnieren zu erproben. Mit Freuden ergriff er die Gelegenheit, ſeinen Ruhm nun auch in Nord- deutſchland auszubreiten. Jetzt ſah man ihn in der Mitte der Profeſſoren in Leipzig, die ihn als einen Verbündeten wider die benachbarten Rivalen freudig bewillkommt, an der Frohnleichnamsproceſſion Theil nehmen, ſehr devot, in ſeinem Meßgewand. In ſeinen Briefen leſen wir, daß er dabei doch auch das ſächſiſche Bier mit dem baieriſchen verglich, und die ſchönen Sünderinnen in Leipzig nicht unbemerkt ließ. 2 Am 24ſten Juni zogen auch die Wittenberger ein: auf einigen offenen Rollwagen die Lehrer, Carlſtadt voran, dann Luther und Melanchthon zuſammen, einige junge Li- centiaten und Baccalaureen: mit ihnen Herzog Barnim von Pommern, der damals in Wittenberg ſtudirte, und die Würde eines Rectors bekleidete: um ſie her zu Fuß ein paar hundert eifrige Studenten mit Halbarden, Handbei- len und Spießen. Man bemerkte daß ſie von den Leip- 1 Bei Riederer Nachrichten ꝛc. III, 47. 2 Eck an Haven und Burkard 1ſten Juli bei Walch XV, p. 1456. Er hatte in dieſer Hinſicht den ſchlechteſten Ruf. Ranke d. Geſch. I. 26

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/419>, abgerufen am 22.11.2024.