Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Wormser Edict. gegangen sey. Aleander eilte, hierüber einen urkundlichenAct aufzunehmen. 1 Man sieht: das Edict ward den Ständen nicht in Es war aber so scharf, so entschieden wie möglich. Hiemit hatte nun Aleander das lange ins Auge ge- 1 Pallavicini lib. I, c. 28. Aus den Briefen Aleanders. Man merkt es dem Erzähler an, welches Vergnügen ihm das Ge- lingen eines so klugen Verfahrens macht: Era ignoto il misterio all' istesso Grancancelliere -- crucciava forte i ministri di papa, veggendo nel discioglimento della dieta rimanerse con le mani vacue: ma i principi se vogliono adoperare prudentemente, con- viene etc. etc. 2 Wormser Edict bei Walch XV, 2264. Es ist merkwürdig, daß die Censur in allen übrigen Fächern dem Bischof allein, in dem theologischen aber nur unter Zuziehung "der Facultät in der h. Schrift der nähest gelegenen Universität" übertragen wird. § 36. 32*
Wormſer Edict. gegangen ſey. Aleander eilte, hierüber einen urkundlichenAct aufzunehmen. 1 Man ſieht: das Edict ward den Ständen nicht in Es war aber ſo ſcharf, ſo entſchieden wie möglich. Hiemit hatte nun Aleander das lange ins Auge ge- 1 Pallavicini lib. I, c. 28. Aus den Briefen Aleanders. Man merkt es dem Erzaͤhler an, welches Vergnuͤgen ihm das Ge- lingen eines ſo klugen Verfahrens macht: Era ignoto il misterio all’ istesso Grancancelliere — crucciava forte i ministri di papa, veggendo nel discioglimento della dieta rimanerse con le mani vacue: ma i principi se vogliono adoperare prudentemente, con- viene etc. etc. 2 Wormſer Edict bei Walch XV, 2264. Es iſt merkwuͤrdig, daß die Cenſur in allen uͤbrigen Faͤchern dem Biſchof allein, in dem theologiſchen aber nur unter Zuziehung „der Facultaͤt in der h. Schrift der naͤheſt gelegenen Univerſitaͤt“ uͤbertragen wird. § 36. 32*
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Wormſer Edict.
gegangen ſey. Aleander eilte, hierüber einen urkundlichen
Act aufzunehmen. 1
Man ſieht: das Edict ward den Ständen nicht in
ihrer Verſammlung vorgelegt; keiner neuen Deliberation
ward es unterworfen; unerwartet, in der kaiſerlichen Be-
hauſung bekamen ſie Kunde davon, nachdem man nichts
verſäumt, um ſie günſtig zu ſtimmen: die Billigung deſ-
ſelben, die nicht einmal formell genannt werden kann, ward
ihnen durch eine Art von Überraſchung abgewonnen.
Es war aber ſo ſcharf, ſo entſchieden wie möglich.
Luther wird darin als ein von der Kirche Gottes abge-
hauenes Glied mit allen ſeinen Anhängern, Gönnern und
Freunden in die Acht und Aberacht erklärt. Seine und
ſeiner Anhänger Schriften werden verboten und zum Feuer
verurtheilt. Damit in Zukunft keine ähnlichen erſcheinen,
wird eine Cenſur für alle neuen Drucke angeordnet. 2
Hiemit hatte nun Aleander das lange ins Auge ge-
faßte Ziel ſeiner Unterhandlungen erreicht. Noch im Laufe
des Tages beſorgte er zwei Reinſchriften, die eine deutſch,
die andre lateiniſch; den andern Morgen, eines Sonntags,
eilte er damit zum Kaiſer: er fand ihn mit Ständen und
1 Pallavicini lib. I, c. 28. Aus den Briefen Aleanders.
Man merkt es dem Erzaͤhler an, welches Vergnuͤgen ihm das Ge-
lingen eines ſo klugen Verfahrens macht: Era ignoto il misterio
all’ istesso Grancancelliere — crucciava forte i ministri di papa,
veggendo nel discioglimento della dieta rimanerse con le mani
vacue: ma i principi se vogliono adoperare prudentemente, con-
viene etc. etc.
2 Wormſer Edict bei Walch XV, 2264. Es iſt merkwuͤrdig,
daß die Cenſur in allen uͤbrigen Faͤchern dem Biſchof allein, in dem
theologiſchen aber nur unter Zuziehung „der Facultaͤt in der h. Schrift
der naͤheſt gelegenen Univerſitaͤt“ uͤbertragen wird. § 36.
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