Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Beginnende Opposition. von Avignon, alle Eigenschaften eines verschwenderischenund geldgierigen, die Gewalt um des Vortheils willen cen- tralisirenden Hofes entwickelte. Papst Johann XXII machte seine lucrativen Rechte Da sahen doch endlich auch die deutschen Fürsten, 1 Attendentes quod imperii romani regimen cura et ad-
ministratio (ein ander Mal sagt er imperii romani jurisdictio re- gimen et administratio) tempore quo illud vacare contingit, ad nos pertineat, sicut dignoscitur pertinere. Literae Joannis bei Rainaldus 1319 und Olenschlager Geschichte des röm. Kaiserthums etc. in der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts p. 102. Im J. 1323 erklärt er, er habe Ludwig dem Baiern den Proceß gemacht, super eo quod electione sua per quosdam qui vocem in electione hujusmodi habere dicuntur, per sedem aposto- licam, ad quam electionis hujusmodi et personae electae exa- minatio approbatio admissio ac etiam reprobatio et repulsio no- scitur pertinere, non admissa etc. Bei Olenschlager Urk. nr. 36. Beginnende Oppoſition. von Avignon, alle Eigenſchaften eines verſchwenderiſchenund geldgierigen, die Gewalt um des Vortheils willen cen- traliſirenden Hofes entwickelte. Papſt Johann XXII machte ſeine lucrativen Rechte Da ſahen doch endlich auch die deutſchen Fürſten, 1 Attendentes quod imperii romani regimen cura et ad-
ministratio (ein ander Mal ſagt er imperii romani jurisdictio re- gimen et administratio) tempore quo illud vacare contingit, ad nos pertineat, sicut dignoscitur pertinere. Literae Joannis bei Rainaldus 1319 und Olenſchlager Geſchichte des roͤm. Kaiſerthums ꝛc. in der erſten Haͤlfte des 14ten Jahrhunderts p. 102. Im J. 1323 erklaͤrt er, er habe Ludwig dem Baiern den Proceß gemacht, super eo quod electione sua per quosdam qui vocem in electione hujusmodi habere dicuntur, per sedem aposto- licam, ad quam electionis hujusmodi et personae electae exa- minatio approbatio admissio ac etiam reprobatio et repulsio no- scitur pertinere, non admissa etc. Bei Olenſchlager Urk. nr. 36. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0063" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Beginnende Oppoſition</hi>.</fw><lb/> von Avignon, alle Eigenſchaften eines verſchwenderiſchen<lb/> und geldgierigen, die Gewalt um des Vortheils willen cen-<lb/> traliſirenden Hofes entwickelte.</p><lb/> <p>Papſt Johann <hi rendition="#aq">XXII</hi> machte ſeine lucrativen Rechte<lb/> auf das gröbſte geltend, erlaubte ſich unerhörte Eingriffe<lb/> in die Beſetzung deutſcher Pfründen: über die Rechte der<lb/> Churfürſten drückte er ſich ſehr zweifelhaft aus: er dage-<lb/> gen nahm die Befugniß, den gewählten Kaiſer zu prüfen<lb/> und nach Befinden zurückzuweiſen, ja in dem Falle einer<lb/> ſtreitigen Wahl, wie ſie damals vorlag, ſelbſt als Reichs-<lb/> verweſer zu fungiren, ſehr ernſtlich in Anſpruch; <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Attendentes quod imperii romani regimen cura et ad-<lb/> ministratio</hi> (ein ander Mal ſagt er <hi rendition="#aq">imperii romani jurisdictio re-<lb/> gimen et administratio) tempore quo illud vacare contingit, ad<lb/> nos pertineat, sicut dignoscitur pertinere. Literae Joannis</hi> bei<lb/> Rainaldus 1319 und Olenſchlager Geſchichte des roͤm. Kaiſerthums<lb/> ꝛc. in der erſten Haͤlfte des 14ten Jahrhunderts <hi rendition="#aq">p.</hi> 102. Im J.<lb/> 1323 erklaͤrt er, er habe Ludwig dem Baiern den Proceß gemacht,<lb/><hi rendition="#aq">super eo quod electione sua <hi rendition="#g">per quosdam qui vocem in<lb/> electione hujusmodi habere dicuntur</hi>, per sedem aposto-<lb/> licam, ad quam electionis hujusmodi et personae electae exa-<lb/> minatio approbatio admissio ac etiam reprobatio et repulsio no-<lb/> scitur pertinere, non admissa etc.</hi> Bei Olenſchlager Urk. <hi rendition="#aq">nr.</hi> 36.</note> endlich<lb/> leitete er gradezu Unterhandlungen ein, um einen franzö-<lb/> ſiſchen Prinzen auf den kaiſerlichen Thron zu befördern.</p><lb/> <p>Da ſahen doch endlich auch die deutſchen Fürſten,<lb/> was ſie von einem ſolchen Verfahren zu erwarten hatten.<lb/> Dießmal kamen ſie ihrem Kaiſer ernſtlich zu Hülfe. Im<lb/> Jahre 1338 vereinten ſie ſich zu der berühmten Satzung,<lb/> daß Der, welchen die Mehrheit der Churfürſten dazu wähle,<lb/> auch wirklich als Kaiſer betrachtet werden müſſe. Als<lb/> Ludwig der Baier, müde von dem langen Kampfe, einen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0063]
Beginnende Oppoſition.
von Avignon, alle Eigenſchaften eines verſchwenderiſchen
und geldgierigen, die Gewalt um des Vortheils willen cen-
traliſirenden Hofes entwickelte.
Papſt Johann XXII machte ſeine lucrativen Rechte
auf das gröbſte geltend, erlaubte ſich unerhörte Eingriffe
in die Beſetzung deutſcher Pfründen: über die Rechte der
Churfürſten drückte er ſich ſehr zweifelhaft aus: er dage-
gen nahm die Befugniß, den gewählten Kaiſer zu prüfen
und nach Befinden zurückzuweiſen, ja in dem Falle einer
ſtreitigen Wahl, wie ſie damals vorlag, ſelbſt als Reichs-
verweſer zu fungiren, ſehr ernſtlich in Anſpruch; 1 endlich
leitete er gradezu Unterhandlungen ein, um einen franzö-
ſiſchen Prinzen auf den kaiſerlichen Thron zu befördern.
Da ſahen doch endlich auch die deutſchen Fürſten,
was ſie von einem ſolchen Verfahren zu erwarten hatten.
Dießmal kamen ſie ihrem Kaiſer ernſtlich zu Hülfe. Im
Jahre 1338 vereinten ſie ſich zu der berühmten Satzung,
daß Der, welchen die Mehrheit der Churfürſten dazu wähle,
auch wirklich als Kaiſer betrachtet werden müſſe. Als
Ludwig der Baier, müde von dem langen Kampfe, einen
1 Attendentes quod imperii romani regimen cura et ad-
ministratio (ein ander Mal ſagt er imperii romani jurisdictio re-
gimen et administratio) tempore quo illud vacare contingit, ad
nos pertineat, sicut dignoscitur pertinere. Literae Joannis bei
Rainaldus 1319 und Olenſchlager Geſchichte des roͤm. Kaiſerthums
ꝛc. in der erſten Haͤlfte des 14ten Jahrhunderts p. 102. Im J.
1323 erklaͤrt er, er habe Ludwig dem Baiern den Proceß gemacht,
super eo quod electione sua per quosdam qui vocem in
electione hujusmodi habere dicuntur, per sedem aposto-
licam, ad quam electionis hujusmodi et personae electae exa-
minatio approbatio admissio ac etiam reprobatio et repulsio no-
scitur pertinere, non admissa etc. Bei Olenſchlager Urk. nr. 36.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |