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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Beginnende Opposition.
trauen gelangt war, so konnte man nicht zweifeln, auf wel-
cher Seite das Übergewicht seyn würde. Heimburg ist
im Exil, von fremder Gnade lebend gestorben: Äneas Syl-
vius hat die dreifache Krone selber getragen. Damals
wußte Äneas einzelne Räthe und durch sie ihre Fürsten
zu gewinnen, und von dem großen Entwurfe abtrünnig
zu machen; mit Vergnügen und Genugthuung hat er es
selbst erzählt; auch das Mittel der Bestechung hat er da-
bei nicht verschmäht. 1

Die Hauptsache aber war daß das Oberhaupt des
Reiches, König Friedrich III sich auf die Seite des Papstes
hielt. Die Union der Fürsten, welche wie sie die geistli-
chen Eingriffe ausschloß, so auch ihm hätte gefährlich wer-
den können, war ihm so gut verhaßt wie dem Papst.
Äneas Sylvius führte jene Unterhandlungen nicht min-
der in dem Sinne des Kaisers als des Papstes; zu seinen
Bestechungen standen ihm sogar kaiserliche Vorschüsse zu
Gebote.

Daher geschah es daß die Nation auch dieß Mal
nicht zu ihrem Ziele gelangte.

Im ersten Momente nahm man zwar zu Rom die
Baseler Decrete an; jedoch unter der Bedingung, daß dem
römischen Stuhle eine Entschädigung für seine Verluste
ausgemittelt werden solle; 2 diese Entschädigung aber wollte

1 Historia Friderici III bei Kollar Analecta II p. 127.
2 In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts machte die
Behauptung vieles Aufsehn, daß allen Baseler Decreten welche
durch das Concordat nicht ausdrücklich abgeändert worden, kraft des-
selben legale Gültigkeit zukomme. Spittler hat hiegegen die Ein-
wendung gemacht, daß es in dem Breve heiße: "donec per lega-
Ranke d. Gesch. I. 4

Beginnende Oppoſition.
trauen gelangt war, ſo konnte man nicht zweifeln, auf wel-
cher Seite das Übergewicht ſeyn würde. Heimburg iſt
im Exil, von fremder Gnade lebend geſtorben: Äneas Syl-
vius hat die dreifache Krone ſelber getragen. Damals
wußte Äneas einzelne Räthe und durch ſie ihre Fürſten
zu gewinnen, und von dem großen Entwurfe abtrünnig
zu machen; mit Vergnügen und Genugthuung hat er es
ſelbſt erzählt; auch das Mittel der Beſtechung hat er da-
bei nicht verſchmäht. 1

Die Hauptſache aber war daß das Oberhaupt des
Reiches, König Friedrich III ſich auf die Seite des Papſtes
hielt. Die Union der Fürſten, welche wie ſie die geiſtli-
chen Eingriffe ausſchloß, ſo auch ihm hätte gefährlich wer-
den können, war ihm ſo gut verhaßt wie dem Papſt.
Äneas Sylvius führte jene Unterhandlungen nicht min-
der in dem Sinne des Kaiſers als des Papſtes; zu ſeinen
Beſtechungen ſtanden ihm ſogar kaiſerliche Vorſchüſſe zu
Gebote.

Daher geſchah es daß die Nation auch dieß Mal
nicht zu ihrem Ziele gelangte.

Im erſten Momente nahm man zwar zu Rom die
Baſeler Decrete an; jedoch unter der Bedingung, daß dem
römiſchen Stuhle eine Entſchädigung für ſeine Verluſte
ausgemittelt werden ſolle; 2 dieſe Entſchädigung aber wollte

1 Historia Friderici III bei Kollar Analecta II p. 127.
2 In der zweiten Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts machte die
Behauptung vieles Aufſehn, daß allen Baſeler Decreten welche
durch das Concordat nicht ausdruͤcklich abgeaͤndert worden, kraft deſ-
ſelben legale Guͤltigkeit zukomme. Spittler hat hiegegen die Ein-
wendung gemacht, daß es in dem Breve heiße: „donec per lega-
Ranke d. Geſch. I. 4
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[49/0067] Beginnende Oppoſition. trauen gelangt war, ſo konnte man nicht zweifeln, auf wel- cher Seite das Übergewicht ſeyn würde. Heimburg iſt im Exil, von fremder Gnade lebend geſtorben: Äneas Syl- vius hat die dreifache Krone ſelber getragen. Damals wußte Äneas einzelne Räthe und durch ſie ihre Fürſten zu gewinnen, und von dem großen Entwurfe abtrünnig zu machen; mit Vergnügen und Genugthuung hat er es ſelbſt erzählt; auch das Mittel der Beſtechung hat er da- bei nicht verſchmäht. 1 Die Hauptſache aber war daß das Oberhaupt des Reiches, König Friedrich III ſich auf die Seite des Papſtes hielt. Die Union der Fürſten, welche wie ſie die geiſtli- chen Eingriffe ausſchloß, ſo auch ihm hätte gefährlich wer- den können, war ihm ſo gut verhaßt wie dem Papſt. Äneas Sylvius führte jene Unterhandlungen nicht min- der in dem Sinne des Kaiſers als des Papſtes; zu ſeinen Beſtechungen ſtanden ihm ſogar kaiſerliche Vorſchüſſe zu Gebote. Daher geſchah es daß die Nation auch dieß Mal nicht zu ihrem Ziele gelangte. Im erſten Momente nahm man zwar zu Rom die Baſeler Decrete an; jedoch unter der Bedingung, daß dem römiſchen Stuhle eine Entſchädigung für ſeine Verluſte ausgemittelt werden ſolle; 2 dieſe Entſchädigung aber wollte 1 Historia Friderici III bei Kollar Analecta II p. 127. 2 In der zweiten Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts machte die Behauptung vieles Aufſehn, daß allen Baſeler Decreten welche durch das Concordat nicht ausdruͤcklich abgeaͤndert worden, kraft deſ- ſelben legale Guͤltigkeit zukomme. Spittler hat hiegegen die Ein- wendung gemacht, daß es in dem Breve heiße: „donec per lega- Ranke d. Geſch. I. 4

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/67>, abgerufen am 24.11.2024.