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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Viertes Capitel.
thum nun entschieden angreift, erheben sich gewaltigere
Mächte wider ihn: die Pfalz läßt ihn nicht allein fallen,
sondern sie verbindet sich sogar mit seinen Gegnern zu sei-
nem Verderben. 1 Da muß er erfahren, daß er doch nicht
so mächtig ist wie er glaubte, daß die Kräfte die ihn ge-
hoben, nicht ganz die seinen sind, und sich vielmehr wider
ihn wenden: in diesem Conflict geht er unter.

Die Eroberung von Landstein war ein Sieg des Für-
stenthums über das Ritterthum, des Geschützes über die
Burgen, in sofern der neuen Zeit über die alte, eine Be-
festigung der einmal emporgekommenen selbständigen Ge-
walten im Reiche.

Alle Burgen Sickingens und seiner Freunde fielen
nun in die Hände der Fürsten. Mit denen, welche im
Herbst erobert worden, sind es im Ganzen 27. Was auf
dem rechten Rheinufer lag, fiel dem Landgrafen zu, was auf
dem linken theilten der Pfalzgraf und der Erzbischof. Auf
der Ebernburg, dem einzigen Schloß das sich eine Zeit-
lang hielt, machte man eine prächtige Beute, herrliche
Kleinodien zu weltlichem und geistlichem Gebrauch: vor
allem 36 Stück Geschütz, das schönste die Nachtigall, vom
Meister Stephan in Frankfurt gegossen, 131/2 Schuh lang,
bei 70 Centner schwer, mit dem Bilde des Ritters, seiner
Gemahlin, ihrer beiderseitigen Ahnen, und des Heiligen den
sie früher vor allem verehrten, des h. Franz. 2 Diese er-

1 So sahen das auch die Zeitgenossen an: wie das Gespräch
zwischen Fuchs und Wolf beweist. Wolf: Wie mainstu hat der Pfalz-
graff gethon, wir wolten gut feiste Bölz erlangt han? -- Fuchs: Es
ist bei Got war, derselb hat uns allein den Schaden thon des wir
uns nit versehen.
2 Bericht bei Spalatin: a. a. O. p. 151.

Drittes Buch. Viertes Capitel.
thum nun entſchieden angreift, erheben ſich gewaltigere
Mächte wider ihn: die Pfalz läßt ihn nicht allein fallen,
ſondern ſie verbindet ſich ſogar mit ſeinen Gegnern zu ſei-
nem Verderben. 1 Da muß er erfahren, daß er doch nicht
ſo mächtig iſt wie er glaubte, daß die Kräfte die ihn ge-
hoben, nicht ganz die ſeinen ſind, und ſich vielmehr wider
ihn wenden: in dieſem Conflict geht er unter.

Die Eroberung von Landſtein war ein Sieg des Für-
ſtenthums über das Ritterthum, des Geſchützes über die
Burgen, in ſofern der neuen Zeit über die alte, eine Be-
feſtigung der einmal emporgekommenen ſelbſtändigen Ge-
walten im Reiche.

Alle Burgen Sickingens und ſeiner Freunde fielen
nun in die Hände der Fürſten. Mit denen, welche im
Herbſt erobert worden, ſind es im Ganzen 27. Was auf
dem rechten Rheinufer lag, fiel dem Landgrafen zu, was auf
dem linken theilten der Pfalzgraf und der Erzbiſchof. Auf
der Ebernburg, dem einzigen Schloß das ſich eine Zeit-
lang hielt, machte man eine prächtige Beute, herrliche
Kleinodien zu weltlichem und geiſtlichem Gebrauch: vor
allem 36 Stück Geſchütz, das ſchönſte die Nachtigall, vom
Meiſter Stephan in Frankfurt gegoſſen, 13½ Schuh lang,
bei 70 Centner ſchwer, mit dem Bilde des Ritters, ſeiner
Gemahlin, ihrer beiderſeitigen Ahnen, und des Heiligen den
ſie früher vor allem verehrten, des h. Franz. 2 Dieſe er-

1 So ſahen das auch die Zeitgenoſſen an: wie das Geſpraͤch
zwiſchen Fuchs und Wolf beweiſt. Wolf: Wie mainſtu hat der Pfalz-
graff gethon, wir wolten gut feiſte Boͤlz erlangt han? — Fuchs: Es
iſt bei Got war, derſelb hat uns allein den Schaden thon des wir
uns nit verſehen.
2 Bericht bei Spalatin: a. a. O. p. 151.
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[120/0130] Drittes Buch. Viertes Capitel. thum nun entſchieden angreift, erheben ſich gewaltigere Mächte wider ihn: die Pfalz läßt ihn nicht allein fallen, ſondern ſie verbindet ſich ſogar mit ſeinen Gegnern zu ſei- nem Verderben. 1 Da muß er erfahren, daß er doch nicht ſo mächtig iſt wie er glaubte, daß die Kräfte die ihn ge- hoben, nicht ganz die ſeinen ſind, und ſich vielmehr wider ihn wenden: in dieſem Conflict geht er unter. Die Eroberung von Landſtein war ein Sieg des Für- ſtenthums über das Ritterthum, des Geſchützes über die Burgen, in ſofern der neuen Zeit über die alte, eine Be- feſtigung der einmal emporgekommenen ſelbſtändigen Ge- walten im Reiche. Alle Burgen Sickingens und ſeiner Freunde fielen nun in die Hände der Fürſten. Mit denen, welche im Herbſt erobert worden, ſind es im Ganzen 27. Was auf dem rechten Rheinufer lag, fiel dem Landgrafen zu, was auf dem linken theilten der Pfalzgraf und der Erzbiſchof. Auf der Ebernburg, dem einzigen Schloß das ſich eine Zeit- lang hielt, machte man eine prächtige Beute, herrliche Kleinodien zu weltlichem und geiſtlichem Gebrauch: vor allem 36 Stück Geſchütz, das ſchönſte die Nachtigall, vom Meiſter Stephan in Frankfurt gegoſſen, 13½ Schuh lang, bei 70 Centner ſchwer, mit dem Bilde des Ritters, ſeiner Gemahlin, ihrer beiderſeitigen Ahnen, und des Heiligen den ſie früher vor allem verehrten, des h. Franz. 2 Dieſe er- 1 So ſahen das auch die Zeitgenoſſen an: wie das Geſpraͤch zwiſchen Fuchs und Wolf beweiſt. Wolf: Wie mainſtu hat der Pfalz- graff gethon, wir wolten gut feiſte Boͤlz erlangt han? — Fuchs: Es iſt bei Got war, derſelb hat uns allein den Schaden thon des wir uns nit verſehen. 2 Bericht bei Spalatin: a. a. O. p. 151.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/130>, abgerufen am 23.11.2024.