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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Reichstag von 1524.
Anfang an die Gegner des Regimentes, den Churfürsten
von Trier, in dessen Begleitung er kam, die Städte, von
denen er ein Geschenk von 500 G. empfieng; 1 dem Erz-
herzog begegnete er bei der ersten Zusammenkunft nicht mit
alle der Ehrerbietung die dieser erwartete; er hatte kein
Hehl daß der Kaiser die Auflösung der jetzigen Regierung
wünsche.

Unter diesen Umständen begannen nun die Berathun-
gen in der Ständeversammlung; bei dem Artikel über die
zur Erhaltung des Regimentes nöthige Bewilligung mußte
die Sache zur Entscheidung kommen.

Das Regiment war doch der Ausdruck der ständischen
Macht: war es zu glauben, daß die Stände selbst ihre
Hand dazu bieten würden, es aufzulösen?

Wir haben wahrgenommen, daß das Regiment sich in
den frühern Reichsversammlungen die Majorität verschaffte,
aber auch wie viel Mühe das machte, wie sehr sie schwankte.
Jetzt waren nun eine Menge neue Antipathien hinzuge-
kommen: die Interessen aller jener Fürsten und Städte,
des Geldes und der Religion. Ungemein ist doch der Ein-
fluß der großen Geldbesitzer auch in dieser Zeit. Die Fug-
ger begünstigten die Wahl Carls V; wahrscheinlich trugen
sie bei, die Bulle Leos X gegen Luther zu provociren; sie
vermittelten die Verbindung der mißvergnügten Städte mit
dem Hofe; durch sie hauptsächlich fiel der Entwurf des
Zolles; jetzt waren sie so kühn, die Sache der Monopole,
wo so viele Reichsschlüsse gegen sie ergangen, zu einer
Anklage gegen das Regiment zu benutzen: denn, sagten
sie, diese Behörde habe richterliche Befugniß darin aus-

1 Schreiben Ferdinands bei Bucholtz II, 46.

Reichstag von 1524.
Anfang an die Gegner des Regimentes, den Churfürſten
von Trier, in deſſen Begleitung er kam, die Städte, von
denen er ein Geſchenk von 500 G. empfieng; 1 dem Erz-
herzog begegnete er bei der erſten Zuſammenkunft nicht mit
alle der Ehrerbietung die dieſer erwartete; er hatte kein
Hehl daß der Kaiſer die Auflöſung der jetzigen Regierung
wünſche.

Unter dieſen Umſtänden begannen nun die Berathun-
gen in der Ständeverſammlung; bei dem Artikel über die
zur Erhaltung des Regimentes nöthige Bewilligung mußte
die Sache zur Entſcheidung kommen.

Das Regiment war doch der Ausdruck der ſtändiſchen
Macht: war es zu glauben, daß die Stände ſelbſt ihre
Hand dazu bieten würden, es aufzulöſen?

Wir haben wahrgenommen, daß das Regiment ſich in
den frühern Reichsverſammlungen die Majorität verſchaffte,
aber auch wie viel Mühe das machte, wie ſehr ſie ſchwankte.
Jetzt waren nun eine Menge neue Antipathien hinzuge-
kommen: die Intereſſen aller jener Fürſten und Städte,
des Geldes und der Religion. Ungemein iſt doch der Ein-
fluß der großen Geldbeſitzer auch in dieſer Zeit. Die Fug-
ger begünſtigten die Wahl Carls V; wahrſcheinlich trugen
ſie bei, die Bulle Leos X gegen Luther zu provociren; ſie
vermittelten die Verbindung der mißvergnügten Städte mit
dem Hofe; durch ſie hauptſächlich fiel der Entwurf des
Zolles; jetzt waren ſie ſo kühn, die Sache der Monopole,
wo ſo viele Reichsſchlüſſe gegen ſie ergangen, zu einer
Anklage gegen das Regiment zu benutzen: denn, ſagten
ſie, dieſe Behörde habe richterliche Befugniß darin aus-

1 Schreiben Ferdinands bei Bucholtz II, 46.
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[135/0145] Reichstag von 1524. Anfang an die Gegner des Regimentes, den Churfürſten von Trier, in deſſen Begleitung er kam, die Städte, von denen er ein Geſchenk von 500 G. empfieng; 1 dem Erz- herzog begegnete er bei der erſten Zuſammenkunft nicht mit alle der Ehrerbietung die dieſer erwartete; er hatte kein Hehl daß der Kaiſer die Auflöſung der jetzigen Regierung wünſche. Unter dieſen Umſtänden begannen nun die Berathun- gen in der Ständeverſammlung; bei dem Artikel über die zur Erhaltung des Regimentes nöthige Bewilligung mußte die Sache zur Entſcheidung kommen. Das Regiment war doch der Ausdruck der ſtändiſchen Macht: war es zu glauben, daß die Stände ſelbſt ihre Hand dazu bieten würden, es aufzulöſen? Wir haben wahrgenommen, daß das Regiment ſich in den frühern Reichsverſammlungen die Majorität verſchaffte, aber auch wie viel Mühe das machte, wie ſehr ſie ſchwankte. Jetzt waren nun eine Menge neue Antipathien hinzuge- kommen: die Intereſſen aller jener Fürſten und Städte, des Geldes und der Religion. Ungemein iſt doch der Ein- fluß der großen Geldbeſitzer auch in dieſer Zeit. Die Fug- ger begünſtigten die Wahl Carls V; wahrſcheinlich trugen ſie bei, die Bulle Leos X gegen Luther zu provociren; ſie vermittelten die Verbindung der mißvergnügten Städte mit dem Hofe; durch ſie hauptſächlich fiel der Entwurf des Zolles; jetzt waren ſie ſo kühn, die Sache der Monopole, wo ſo viele Reichsſchlüſſe gegen ſie ergangen, zu einer Anklage gegen das Regiment zu benutzen: denn, ſagten ſie, dieſe Behörde habe richterliche Befugniß darin aus- 1 Schreiben Ferdinands bei Bucholtz II, 46.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/145>, abgerufen am 23.11.2024.