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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Ursprung der Spaltung in der Nation.
rung vermied und noch alles von den Beschlüssen des Rei-
ches erwartete.

Man werfe nicht ein, daß Zwietracht eingetreten, wie
wir bemerkten, Action und Reaction einander begegnet sey:
wo könnte es einen bedeutenden Lebensmoment in einer
großen Nation geben, ohne dieß Hin und Wiederfluthen
entgegengesetzter Meinungen? Es kommt nur darauf an,
daß die Entzweiungen nicht die Oberhand gewinnen, und
über ihnen noch das Prinzip der Einheit anerkannt werde.

Darauf war in Deutschland im Jahre 1524 noch
alles angelegt.

Die der Neuerung Zugethanen hatten sich der ver-
fassungsmäßigen Regierung des Reiches doch immer un-
tergeordnet: unter dem Schutz und Vorgang derselben hoff-
ten sie zu einer den Bedürfnissen der Nation und den For-
derungen des Evangeliums zugleich entsprechenden Umbil-
dung der geistlichen Einrichtungen zu gelangen.

Die Majorität des Regiments wirkte wie wir sahen
in diesem Sinne auf die Stände. Allen Bemühungen der
Gegner und der mannichfachen anderweiten Verwirrung
in der man war zum Trotz, bildete sich auch in der Reichs-
versammlung eine der Neuerung geneigte Mehrheit. Es
kamen zwei Reichsabschiede in ihrem Sinne zu Stande.
Auch als das Regiment gefallen war, erhielt sich diese
Mehrheit noch, und beschloß auf einer Nationalversamm-
lung, auf einen nahen Termin angesetzt, sich ausschließend
mit einer definitiven Berathung über die religiösen Ange-
legenheiten zu beschäftigen.

Gewiß gab es für die Einheit der Nation, für die

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Urſprung der Spaltung in der Nation.
rung vermied und noch alles von den Beſchlüſſen des Rei-
ches erwartete.

Man werfe nicht ein, daß Zwietracht eingetreten, wie
wir bemerkten, Action und Reaction einander begegnet ſey:
wo könnte es einen bedeutenden Lebensmoment in einer
großen Nation geben, ohne dieß Hin und Wiederfluthen
entgegengeſetzter Meinungen? Es kommt nur darauf an,
daß die Entzweiungen nicht die Oberhand gewinnen, und
über ihnen noch das Prinzip der Einheit anerkannt werde.

Darauf war in Deutſchland im Jahre 1524 noch
alles angelegt.

Die der Neuerung Zugethanen hatten ſich der ver-
faſſungsmäßigen Regierung des Reiches doch immer un-
tergeordnet: unter dem Schutz und Vorgang derſelben hoff-
ten ſie zu einer den Bedürfniſſen der Nation und den For-
derungen des Evangeliums zugleich entſprechenden Umbil-
dung der geiſtlichen Einrichtungen zu gelangen.

Die Majorität des Regiments wirkte wie wir ſahen
in dieſem Sinne auf die Stände. Allen Bemühungen der
Gegner und der mannichfachen anderweiten Verwirrung
in der man war zum Trotz, bildete ſich auch in der Reichs-
verſammlung eine der Neuerung geneigte Mehrheit. Es
kamen zwei Reichsabſchiede in ihrem Sinne zu Stande.
Auch als das Regiment gefallen war, erhielt ſich dieſe
Mehrheit noch, und beſchloß auf einer Nationalverſamm-
lung, auf einen nahen Termin angeſetzt, ſich ausſchließend
mit einer definitiven Berathung über die religiöſen Ange-
legenheiten zu beſchäftigen.

Gewiß gab es für die Einheit der Nation, für die

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[147/0157] Urſprung der Spaltung in der Nation. rung vermied und noch alles von den Beſchlüſſen des Rei- ches erwartete. Man werfe nicht ein, daß Zwietracht eingetreten, wie wir bemerkten, Action und Reaction einander begegnet ſey: wo könnte es einen bedeutenden Lebensmoment in einer großen Nation geben, ohne dieß Hin und Wiederfluthen entgegengeſetzter Meinungen? Es kommt nur darauf an, daß die Entzweiungen nicht die Oberhand gewinnen, und über ihnen noch das Prinzip der Einheit anerkannt werde. Darauf war in Deutſchland im Jahre 1524 noch alles angelegt. Die der Neuerung Zugethanen hatten ſich der ver- faſſungsmäßigen Regierung des Reiches doch immer un- tergeordnet: unter dem Schutz und Vorgang derſelben hoff- ten ſie zu einer den Bedürfniſſen der Nation und den For- derungen des Evangeliums zugleich entſprechenden Umbil- dung der geiſtlichen Einrichtungen zu gelangen. Die Majorität des Regiments wirkte wie wir ſahen in dieſem Sinne auf die Stände. Allen Bemühungen der Gegner und der mannichfachen anderweiten Verwirrung in der man war zum Trotz, bildete ſich auch in der Reichs- verſammlung eine der Neuerung geneigte Mehrheit. Es kamen zwei Reichsabſchiede in ihrem Sinne zu Stande. Auch als das Regiment gefallen war, erhielt ſich dieſe Mehrheit noch, und beſchloß auf einer Nationalverſamm- lung, auf einen nahen Termin angeſetzt, ſich ausſchließend mit einer definitiven Berathung über die religiöſen Ange- legenheiten zu beſchäftigen. Gewiß gab es für die Einheit der Nation, für die 10*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/157>, abgerufen am 24.11.2024.