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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Fünftes Capitel.
Fortentwickelung der Deutschen auf dem einmal eingeschla-
genen Wege niemals eine großartigere Aussicht.

Will man wissen wie sehr sie die Gemüther beschäf-
tigte, so braucht man nur Franken ins Auge zu fassen, wo
noch während des Sommers 1524 sechs Gutachten alle
im Geiste der evangelischen Entwickelung zum Vorschein
kamen um auf dieser Versammlung vorgelegt zu werden.
Luther fühlte sich glücklich und befriedigt, als er den Rath-
schlag der brandenburgischen Gelehrten zu Gesichte bekam:
das sagte er sey Münze vom rechten Schlag, mit der er
und seine Freunde in Wittenberg so lange schon umgegan-
gen. Nicht so vollkommen übereinstimmend war das Hen-
neberger: die Lehre Luthers vom freien Willen ward darin
bestritten; allein übrigens war es gut evangelisch: es ver-
warf die Anrufung der Heiligen, die sieben Sacramente,
die Mißbräuche der Messe. Die Eingaben von Windsheim
und Wertheim eiferten besonders gegen die Heiligen, die
nürnberger gegen den Papst; von den zwei Parteien welche
Rothenburg theilten erschien wenigstens die eine mit einem
evangelischen Gutachten. 1 Aber nicht minder rüstete sich
auch die andere, näher zum Alten haltende Seite. Unter
andern forderte Ferdinand seinen Universitäten Wien und
Freiburg ausführliche Erklärungen über die streitigen Puncte
ab. In Wien schickten sich die Facultäten bereits an, ihre
Gutachten aufzusetzen, und die theologische ermahnte die übri-
gen, daß keine die andre beleidigen möge. 2 Man sieht,

1 Auszüge bei v. d. Lith Erläuterung der Fränk. Reforma-
tionshist. p. 41.
2 Raupach Evangel. Östreich II, 29. Einer ähnlichen An-
mahnung von dem Churfürsten v. d. Pfalz an die Universität Hei-
delberg gedenkt Struve: Pfälzische Kirchenhistorie p. 19.

Drittes Buch. Fuͤnftes Capitel.
Fortentwickelung der Deutſchen auf dem einmal eingeſchla-
genen Wege niemals eine großartigere Ausſicht.

Will man wiſſen wie ſehr ſie die Gemüther beſchäf-
tigte, ſo braucht man nur Franken ins Auge zu faſſen, wo
noch während des Sommers 1524 ſechs Gutachten alle
im Geiſte der evangeliſchen Entwickelung zum Vorſchein
kamen um auf dieſer Verſammlung vorgelegt zu werden.
Luther fühlte ſich glücklich und befriedigt, als er den Rath-
ſchlag der brandenburgiſchen Gelehrten zu Geſichte bekam:
das ſagte er ſey Münze vom rechten Schlag, mit der er
und ſeine Freunde in Wittenberg ſo lange ſchon umgegan-
gen. Nicht ſo vollkommen übereinſtimmend war das Hen-
neberger: die Lehre Luthers vom freien Willen ward darin
beſtritten; allein übrigens war es gut evangeliſch: es ver-
warf die Anrufung der Heiligen, die ſieben Sacramente,
die Mißbräuche der Meſſe. Die Eingaben von Windsheim
und Wertheim eiferten beſonders gegen die Heiligen, die
nürnberger gegen den Papſt; von den zwei Parteien welche
Rothenburg theilten erſchien wenigſtens die eine mit einem
evangeliſchen Gutachten. 1 Aber nicht minder rüſtete ſich
auch die andere, näher zum Alten haltende Seite. Unter
andern forderte Ferdinand ſeinen Univerſitäten Wien und
Freiburg ausführliche Erklärungen über die ſtreitigen Puncte
ab. In Wien ſchickten ſich die Facultäten bereits an, ihre
Gutachten aufzuſetzen, und die theologiſche ermahnte die übri-
gen, daß keine die andre beleidigen möge. 2 Man ſieht,

1 Auszuͤge bei v. d. Lith Erlaͤuterung der Fraͤnk. Reforma-
tionshiſt. p. 41.
2 Raupach Evangel. Oͤſtreich II, 29. Einer aͤhnlichen An-
mahnung von dem Churfuͤrſten v. d. Pfalz an die Univerſitaͤt Hei-
delberg gedenkt Struve: Pfaͤlziſche Kirchenhiſtorie p. 19.
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[148/0158] Drittes Buch. Fuͤnftes Capitel. Fortentwickelung der Deutſchen auf dem einmal eingeſchla- genen Wege niemals eine großartigere Ausſicht. Will man wiſſen wie ſehr ſie die Gemüther beſchäf- tigte, ſo braucht man nur Franken ins Auge zu faſſen, wo noch während des Sommers 1524 ſechs Gutachten alle im Geiſte der evangeliſchen Entwickelung zum Vorſchein kamen um auf dieſer Verſammlung vorgelegt zu werden. Luther fühlte ſich glücklich und befriedigt, als er den Rath- ſchlag der brandenburgiſchen Gelehrten zu Geſichte bekam: das ſagte er ſey Münze vom rechten Schlag, mit der er und ſeine Freunde in Wittenberg ſo lange ſchon umgegan- gen. Nicht ſo vollkommen übereinſtimmend war das Hen- neberger: die Lehre Luthers vom freien Willen ward darin beſtritten; allein übrigens war es gut evangeliſch: es ver- warf die Anrufung der Heiligen, die ſieben Sacramente, die Mißbräuche der Meſſe. Die Eingaben von Windsheim und Wertheim eiferten beſonders gegen die Heiligen, die nürnberger gegen den Papſt; von den zwei Parteien welche Rothenburg theilten erſchien wenigſtens die eine mit einem evangeliſchen Gutachten. 1 Aber nicht minder rüſtete ſich auch die andere, näher zum Alten haltende Seite. Unter andern forderte Ferdinand ſeinen Univerſitäten Wien und Freiburg ausführliche Erklärungen über die ſtreitigen Puncte ab. In Wien ſchickten ſich die Facultäten bereits an, ihre Gutachten aufzuſetzen, und die theologiſche ermahnte die übri- gen, daß keine die andre beleidigen möge. 2 Man ſieht, 1 Auszuͤge bei v. d. Lith Erlaͤuterung der Fraͤnk. Reforma- tionshiſt. p. 41. 2 Raupach Evangel. Oͤſtreich II, 29. Einer aͤhnlichen An- mahnung von dem Churfuͤrſten v. d. Pfalz an die Univerſitaͤt Hei- delberg gedenkt Struve: Pfaͤlziſche Kirchenhiſtorie p. 19.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/158>, abgerufen am 24.11.2024.