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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Sechstes Capitel.
chen Hülfe beraubt werden. Auch die Herrn von den
Schlössern, auch die Mitglieder der Klöster und Stifter
werde man in die Vereinigung aufnehmen, wenn sie ein-
treten und in Zukunft in gewöhnlichen Häusern leben wol-
len wie andre Leute; dann werde man ihnen alles verab-
folgen, was ihnen aus göttlichem Rechte gebühre. Jene
erste noch vage Idee der evangelischen Brüderschaft hatte
nunmehr, wie man sieht, einen bestimmten Inhalt. Die
Bauern faßten ihre Ansprüche in einer Formel zusammen,
zu deren Annahme sie die Herrn zu zwingen gedachten.

Im Laufe des April 1525 ließ es sich in der That
an als würde es noch dahin kommen.

Schon gegen Ende März hatte sich die Bewegung
auch in Franken erhoben. In einem Thale des Odenwal-
des, genannt der Schüpfergrund, versammelten sich ein paar
tausend Bauern, aufgeregt durch die zwölf Artikel, die
ihnen zu Handen gekommen, und wählten den Wirth von
Ballenburg, Georg Metzler, in dessen Hause sie die ersten
Vorbereitungen getroffen, einen verwegenen Menschen, der
im Saus und Braus eines vielbesuchten Wirthshauses seine

satz: des Monadts Martii. Nach der einstimmigen Angabe der Zeit-
genossen, unter andern auch Melanchthons war Christoph Schapp-
ler ihr Verfasser; selbst in der florentinischen Geschichte von Nardi
(VIII, 187) wird er genannt: uno scellerato rinnovatore della
setta degli Anabatisti chiamato Scaflere.
Schappeler jedoch hat
das immer geleugnet (Bullinger p. 245) und es scheint in der That
ein Irrthum. Wenn man später geneigter gewesen ist, Joh. Heuglin
von Lindau nach seinem eignen Bekenntniß (s. Strobel a. a. O. p.
76) dafür zu halten, so bezieht sich dessen Erzählung doch nur auf
Artikel welche den Bauern von Sernatingen zugestanden werden,
damit sie nicht zu den übrigen Bauern treten: von den zwölf be-
rühmten Artikeln würde wohl auf eine andre Weise die Rede seyn.

Drittes Buch. Sechstes Capitel.
chen Hülfe beraubt werden. Auch die Herrn von den
Schlöſſern, auch die Mitglieder der Klöſter und Stifter
werde man in die Vereinigung aufnehmen, wenn ſie ein-
treten und in Zukunft in gewöhnlichen Häuſern leben wol-
len wie andre Leute; dann werde man ihnen alles verab-
folgen, was ihnen aus göttlichem Rechte gebühre. Jene
erſte noch vage Idee der evangeliſchen Brüderſchaft hatte
nunmehr, wie man ſieht, einen beſtimmten Inhalt. Die
Bauern faßten ihre Anſprüche in einer Formel zuſammen,
zu deren Annahme ſie die Herrn zu zwingen gedachten.

Im Laufe des April 1525 ließ es ſich in der That
an als würde es noch dahin kommen.

Schon gegen Ende März hatte ſich die Bewegung
auch in Franken erhoben. In einem Thale des Odenwal-
des, genannt der Schüpfergrund, verſammelten ſich ein paar
tauſend Bauern, aufgeregt durch die zwölf Artikel, die
ihnen zu Handen gekommen, und wählten den Wirth von
Ballenburg, Georg Metzler, in deſſen Hauſe ſie die erſten
Vorbereitungen getroffen, einen verwegenen Menſchen, der
im Saus und Braus eines vielbeſuchten Wirthshauſes ſeine

ſatz: des Monadts Martii. Nach der einſtimmigen Angabe der Zeit-
genoſſen, unter andern auch Melanchthons war Chriſtoph Schapp-
ler ihr Verfaſſer; ſelbſt in der florentiniſchen Geſchichte von Nardi
(VIII, 187) wird er genannt: uno scellerato rinnovatore della
setta degli Anabatisti chiamato Scaflere.
Schappeler jedoch hat
das immer geleugnet (Bullinger p. 245) und es ſcheint in der That
ein Irrthum. Wenn man ſpaͤter geneigter geweſen iſt, Joh. Heuglin
von Lindau nach ſeinem eignen Bekenntniß (ſ. Strobel a. a. O. p.
76) dafuͤr zu halten, ſo bezieht ſich deſſen Erzaͤhlung doch nur auf
Artikel welche den Bauern von Sernatingen zugeſtanden werden,
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[194/0204] Drittes Buch. Sechstes Capitel. chen Hülfe beraubt werden. Auch die Herrn von den Schlöſſern, auch die Mitglieder der Klöſter und Stifter werde man in die Vereinigung aufnehmen, wenn ſie ein- treten und in Zukunft in gewöhnlichen Häuſern leben wol- len wie andre Leute; dann werde man ihnen alles verab- folgen, was ihnen aus göttlichem Rechte gebühre. Jene erſte noch vage Idee der evangeliſchen Brüderſchaft hatte nunmehr, wie man ſieht, einen beſtimmten Inhalt. Die Bauern faßten ihre Anſprüche in einer Formel zuſammen, zu deren Annahme ſie die Herrn zu zwingen gedachten. Im Laufe des April 1525 ließ es ſich in der That an als würde es noch dahin kommen. Schon gegen Ende März hatte ſich die Bewegung auch in Franken erhoben. In einem Thale des Odenwal- des, genannt der Schüpfergrund, verſammelten ſich ein paar tauſend Bauern, aufgeregt durch die zwölf Artikel, die ihnen zu Handen gekommen, und wählten den Wirth von Ballenburg, Georg Metzler, in deſſen Hauſe ſie die erſten Vorbereitungen getroffen, einen verwegenen Menſchen, der im Saus und Braus eines vielbeſuchten Wirthshauſes ſeine 2 2 ſatz: des Monadts Martii. Nach der einſtimmigen Angabe der Zeit- genoſſen, unter andern auch Melanchthons war Chriſtoph Schapp- ler ihr Verfaſſer; ſelbſt in der florentiniſchen Geſchichte von Nardi (VIII, 187) wird er genannt: uno scellerato rinnovatore della setta degli Anabatisti chiamato Scaflere. Schappeler jedoch hat das immer geleugnet (Bullinger p. 245) und es ſcheint in der That ein Irrthum. Wenn man ſpaͤter geneigter geweſen iſt, Joh. Heuglin von Lindau nach ſeinem eignen Bekenntniß (ſ. Strobel a. a. O. p. 76) dafuͤr zu halten, ſo bezieht ſich deſſen Erzaͤhlung doch nur auf Artikel welche den Bauern von Sernatingen zugeſtanden werden, damit ſie nicht zu den uͤbrigen Bauern treten: von den zwoͤlf be- ruͤhmten Artikeln wuͤrde wohl auf eine andre Weiſe die Rede ſeyn.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/204>, abgerufen am 28.11.2024.