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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Sechstes Capitel.
verwandelte, überdieß aber eine gleichmäßige Herbeiziehung
der weltlichen und geistlichen Herrn zu den Lasten der Ge-
meine, Verwendung der Klostergüter zum Nutzen der Land-
schaft; gelagert auf dem Wachholder bei Erbach, in offe-
ner Empörung nöthigten sie Statthalter, Dechant und Ca-
pitel, ihre Forderung in der That zu bewilligen. 1 Auch in
Aschaffenburg mußte der Statthalter des Erzbischofs von
Mainz die Bedingungen der Bauern eingehn.

Dergestalt war der ganze schwäbische und fränkische
Stamm der deutschen Nation in einer Bewegung begrif-
fen, die sich zu einer vollständigen Umkehr aller Verhält-
nisse anließ; schon nahmen neben den Bauerschaften auch
eine ganze Anzahl von Städten daran Antheil.

Zuerst gesellten sich die kleineren Städte zu ihnen: wie
Kempten, so Leipheim und Günzburg an der Donau, die
freilich dafür sehr bald gestraft wurden, die neun oden-
wäldischen Städte im Mainzer Oberstift, die Städte im
Breisgau, wo wohl hie oder da ein Stadtschreiber den
Bauern selbst die Thore öffnete; sie hätten ohnehin nicht
die Kraft gehabt Widerstand zu leisten und theilten die mei-
sten Beschwerden der Bauern; die bambergischen faßten
die kühne Idee, die benachbarten Edelleute zu nöthigen,
in ihre Ringmauern zu ziehen und Bürger zu werden; bei
50 Schlösser sind hier gestürmt worden. 2 -- Dann wur-
den auch einige Reichsstädte zweiten und dritten Ranges
in Güte oder mit Gewalt herbeigezogen, Heilbronn, Mem-

1 Artikel gemeiner Landschaft bei Schunk Beiträge zur Main-
zer Gesch. I, p. 191.
2 Lang Geschichte von Baireuth I, 187. Heller a. a. O.
p. 88.

Drittes Buch. Sechstes Capitel.
verwandelte, überdieß aber eine gleichmäßige Herbeiziehung
der weltlichen und geiſtlichen Herrn zu den Laſten der Ge-
meine, Verwendung der Kloſtergüter zum Nutzen der Land-
ſchaft; gelagert auf dem Wachholder bei Erbach, in offe-
ner Empörung nöthigten ſie Statthalter, Dechant und Ca-
pitel, ihre Forderung in der That zu bewilligen. 1 Auch in
Aſchaffenburg mußte der Statthalter des Erzbiſchofs von
Mainz die Bedingungen der Bauern eingehn.

Dergeſtalt war der ganze ſchwäbiſche und fränkiſche
Stamm der deutſchen Nation in einer Bewegung begrif-
fen, die ſich zu einer vollſtändigen Umkehr aller Verhält-
niſſe anließ; ſchon nahmen neben den Bauerſchaften auch
eine ganze Anzahl von Städten daran Antheil.

Zuerſt geſellten ſich die kleineren Städte zu ihnen: wie
Kempten, ſo Leipheim und Günzburg an der Donau, die
freilich dafür ſehr bald geſtraft wurden, die neun oden-
wäldiſchen Städte im Mainzer Oberſtift, die Städte im
Breisgau, wo wohl hie oder da ein Stadtſchreiber den
Bauern ſelbſt die Thore öffnete; ſie hätten ohnehin nicht
die Kraft gehabt Widerſtand zu leiſten und theilten die mei-
ſten Beſchwerden der Bauern; die bambergiſchen faßten
die kühne Idee, die benachbarten Edelleute zu nöthigen,
in ihre Ringmauern zu ziehen und Bürger zu werden; bei
50 Schlöſſer ſind hier geſtürmt worden. 2 — Dann wur-
den auch einige Reichsſtädte zweiten und dritten Ranges
in Güte oder mit Gewalt herbeigezogen, Heilbronn, Mem-

1 Artikel gemeiner Landſchaft bei Schunk Beitraͤge zur Main-
zer Geſch. I, p. 191.
2 Lang Geſchichte von Baireuth I, 187. Heller a. a. O.
p. 88.
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[200/0210] Drittes Buch. Sechstes Capitel. verwandelte, überdieß aber eine gleichmäßige Herbeiziehung der weltlichen und geiſtlichen Herrn zu den Laſten der Ge- meine, Verwendung der Kloſtergüter zum Nutzen der Land- ſchaft; gelagert auf dem Wachholder bei Erbach, in offe- ner Empörung nöthigten ſie Statthalter, Dechant und Ca- pitel, ihre Forderung in der That zu bewilligen. 1 Auch in Aſchaffenburg mußte der Statthalter des Erzbiſchofs von Mainz die Bedingungen der Bauern eingehn. Dergeſtalt war der ganze ſchwäbiſche und fränkiſche Stamm der deutſchen Nation in einer Bewegung begrif- fen, die ſich zu einer vollſtändigen Umkehr aller Verhält- niſſe anließ; ſchon nahmen neben den Bauerſchaften auch eine ganze Anzahl von Städten daran Antheil. Zuerſt geſellten ſich die kleineren Städte zu ihnen: wie Kempten, ſo Leipheim und Günzburg an der Donau, die freilich dafür ſehr bald geſtraft wurden, die neun oden- wäldiſchen Städte im Mainzer Oberſtift, die Städte im Breisgau, wo wohl hie oder da ein Stadtſchreiber den Bauern ſelbſt die Thore öffnete; ſie hätten ohnehin nicht die Kraft gehabt Widerſtand zu leiſten und theilten die mei- ſten Beſchwerden der Bauern; die bambergiſchen faßten die kühne Idee, die benachbarten Edelleute zu nöthigen, in ihre Ringmauern zu ziehen und Bürger zu werden; bei 50 Schlöſſer ſind hier geſtürmt worden. 2 — Dann wur- den auch einige Reichsſtädte zweiten und dritten Ranges in Güte oder mit Gewalt herbeigezogen, Heilbronn, Mem- 1 Artikel gemeiner Landſchaft bei Schunk Beitraͤge zur Main- zer Geſch. I, p. 191. 2 Lang Geſchichte von Baireuth I, 187. Heller a. a. O. p. 88.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/210>, abgerufen am 29.11.2024.