Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Feldzug von 1521. Sforza hatte sie durch einige Erlasse genährt, die nichtsals Schonung und Milde athmeten, das väterliche Regi- ment eines angestammten Fürsten versprachen, und mit Be- gierde gelesen wurden. Als die Verbündeten in die Nähe von Mailand kamen, wurden sie aufgefordert, nur ohne Zögern heranzurücken, einen Angriff zu versuchen: die ganze Stadt werde sich für sie erheben. Es war im November, Wetter und Weg so schlecht wie möglich: unter diesen Um- ständen aber rückte man vorwärts. Abends am 19ten langte man an: und machte sich daran ein Lager aufzu- schlagen. Indem meldeten ein paar leichte Reiter, wie schlecht die Verschanzungen seyen, welche Lautrec in der Eile um die Stadt her aufgeworfen: der Marchese Pescara, Be- fehlshaber der spanischen Fußvölker, sagte: wir müssen das Nachtlager in den Vorstädten nehmen: und unverzüglich machte er sich an der Spitze von 60 spanischen Schützen nach der Porta Romana auf den Weg: ein Haufen Landsknechte lief hinter ihm her. Wie ein Spiel, wie ein Scherz begann das Ereigniß, das für die folgenden Jahr- hunderte von Italien entscheidend werden sollte. Wettei- fernd setzte sich Prospero Colonna mit einer andern Schaar von Deutschen und Spaniern nach der Porta Ticinese in Marsch. Die Verschanzungen waren leicht genommen: aber da fast die ganze feindliche Armee in der Stadt lag, und sich rasch zum Widerstande sammelte, so war die Sache doch noch zweifelhaft, und wenigstens ein Theil der Angreifenden hielt bereits wieder für rathsam, sich zurück- zuziehen. In diesem Momente griff die Bevölkerung ein. Das Geschrei erhob sich in den Straßen: "der Herzog, das Feldzug von 1521. Sforza hatte ſie durch einige Erlaſſe genährt, die nichtsals Schonung und Milde athmeten, das väterliche Regi- ment eines angeſtammten Fürſten verſprachen, und mit Be- gierde geleſen wurden. Als die Verbündeten in die Nähe von Mailand kamen, wurden ſie aufgefordert, nur ohne Zögern heranzurücken, einen Angriff zu verſuchen: die ganze Stadt werde ſich für ſie erheben. Es war im November, Wetter und Weg ſo ſchlecht wie möglich: unter dieſen Um- ſtänden aber rückte man vorwärts. Abends am 19ten langte man an: und machte ſich daran ein Lager aufzu- ſchlagen. Indem meldeten ein paar leichte Reiter, wie ſchlecht die Verſchanzungen ſeyen, welche Lautrec in der Eile um die Stadt her aufgeworfen: der Marcheſe Pescara, Be- fehlshaber der ſpaniſchen Fußvölker, ſagte: wir müſſen das Nachtlager in den Vorſtädten nehmen: und unverzüglich machte er ſich an der Spitze von 60 ſpaniſchen Schützen nach der Porta Romana auf den Weg: ein Haufen Landsknechte lief hinter ihm her. Wie ein Spiel, wie ein Scherz begann das Ereigniß, das für die folgenden Jahr- hunderte von Italien entſcheidend werden ſollte. Wettei- fernd ſetzte ſich Prospero Colonna mit einer andern Schaar von Deutſchen und Spaniern nach der Porta Ticineſe in Marſch. Die Verſchanzungen waren leicht genommen: aber da faſt die ganze feindliche Armee in der Stadt lag, und ſich raſch zum Widerſtande ſammelte, ſo war die Sache doch noch zweifelhaft, und wenigſtens ein Theil der Angreifenden hielt bereits wieder für rathſam, ſich zurück- zuziehen. In dieſem Momente griff die Bevölkerung ein. 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Feldzug von 1521.
Sforza hatte ſie durch einige Erlaſſe genährt, die nichts
als Schonung und Milde athmeten, das väterliche Regi-
ment eines angeſtammten Fürſten verſprachen, und mit Be-
gierde geleſen wurden. Als die Verbündeten in die Nähe
von Mailand kamen, wurden ſie aufgefordert, nur ohne
Zögern heranzurücken, einen Angriff zu verſuchen: die ganze
Stadt werde ſich für ſie erheben. Es war im November,
Wetter und Weg ſo ſchlecht wie möglich: unter dieſen Um-
ſtänden aber rückte man vorwärts. Abends am 19ten
langte man an: und machte ſich daran ein Lager aufzu-
ſchlagen. Indem meldeten ein paar leichte Reiter, wie ſchlecht
die Verſchanzungen ſeyen, welche Lautrec in der Eile um
die Stadt her aufgeworfen: der Marcheſe Pescara, Be-
fehlshaber der ſpaniſchen Fußvölker, ſagte: wir müſſen das
Nachtlager in den Vorſtädten nehmen: und unverzüglich
machte er ſich an der Spitze von 60 ſpaniſchen Schützen
nach der Porta Romana auf den Weg: ein Haufen
Landsknechte lief hinter ihm her. Wie ein Spiel, wie ein
Scherz begann das Ereigniß, das für die folgenden Jahr-
hunderte von Italien entſcheidend werden ſollte. Wettei-
fernd ſetzte ſich Prospero Colonna mit einer andern Schaar
von Deutſchen und Spaniern nach der Porta Ticineſe in
Marſch. Die Verſchanzungen waren leicht genommen: aber
da faſt die ganze feindliche Armee in der Stadt lag,
und ſich raſch zum Widerſtande ſammelte, ſo war die
Sache doch noch zweifelhaft, und wenigſtens ein Theil der
Angreifenden hielt bereits wieder für rathſam, ſich zurück-
zuziehen. In dieſem Momente griff die Bevölkerung ein.
Das Geſchrei erhob ſich in den Straßen: „der Herzog, das
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