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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Feldzug von 1521.

Damit war aber die Sache noch keineswegs beendigt.
Das französische Heer ward nicht auseinandergesprengt,
wie man erwartet hatte: es nahm eine feste Stellung in
Cremona, von wo es auf der einen Seite Mailand, auf
der andern Parma und Piacenza gefährdete: es hatte noch
eine Anzahl Castelle, in Mailand Novara Trezzo Pizzighe-
tone, die festen Plätze in den Alpenpässen, Domo d'Ossola
und Arona sammt allen andern am Lago maggiore inne.
Der plötzliche Tod Leos X, den sein Geschick abrief, als
er die ersten günstigen Nachrichten empfangen, nöthigte
die kaiserlich-päpstlichen Hauptleute sparsam zu seyn, und
von ihren Truppen so viel als irgend entbehrlich zu ent-
lassen. Für den Augenblick wenigstens hätten sie auf keine
weitere Unterstützung aus dem toscanischen oder kirchlichen
Gebiete rechnen dürfen, die in eigene gewaltsame Bewe-
gung geriethen, während die Franzosen über die Unter-
stützung von Genua und Venedig zu gebieten hatten. Was
aber die Hauptsache war: die Schweizer nahmen nach die-
sem Verluste, welchen sie im Grunde allein verschuldet,
eine einträchtigere Haltung an. Der Kaiser forderte sie
auf in seinen Bund zu treten: das Reichsregiment erinnerte
sie an ihre Pflichten als Glieder des Reiches: eine Ge-
sandtschaft von Mailand bot ihnen Tribut an; aber es war
alles vergebens: die französische Partei, durch die aus Ita-
lien zurückgekehrten mächtigen Kriegsanführer wieder er-
gänzt, machte ihre Überlegenheit geltend: 1 die Gegner

1 Schon am 29 Nov. finden wir den französischen Agenten
Galeatio Visconti in Luzern: Queste lige, sagt er, sono in grosso
dixordine, -- ma a tuto spero troverase bono recapito, etiam
che cum faticha et spexa. Molini Doc. I, p.
132.
Ranke d. Gesch. II. 18
Feldzug von 1521.

Damit war aber die Sache noch keineswegs beendigt.
Das franzöſiſche Heer ward nicht auseinandergeſprengt,
wie man erwartet hatte: es nahm eine feſte Stellung in
Cremona, von wo es auf der einen Seite Mailand, auf
der andern Parma und Piacenza gefährdete: es hatte noch
eine Anzahl Caſtelle, in Mailand Novara Trezzo Pizzighe-
tone, die feſten Plätze in den Alpenpäſſen, Domo d’Oſſola
und Arona ſammt allen andern am Lago maggiore inne.
Der plötzliche Tod Leos X, den ſein Geſchick abrief, als
er die erſten günſtigen Nachrichten empfangen, nöthigte
die kaiſerlich-päpſtlichen Hauptleute ſparſam zu ſeyn, und
von ihren Truppen ſo viel als irgend entbehrlich zu ent-
laſſen. Für den Augenblick wenigſtens hätten ſie auf keine
weitere Unterſtützung aus dem toscaniſchen oder kirchlichen
Gebiete rechnen dürfen, die in eigene gewaltſame Bewe-
gung geriethen, während die Franzoſen über die Unter-
ſtützung von Genua und Venedig zu gebieten hatten. Was
aber die Hauptſache war: die Schweizer nahmen nach die-
ſem Verluſte, welchen ſie im Grunde allein verſchuldet,
eine einträchtigere Haltung an. Der Kaiſer forderte ſie
auf in ſeinen Bund zu treten: das Reichsregiment erinnerte
ſie an ihre Pflichten als Glieder des Reiches: eine Ge-
ſandtſchaft von Mailand bot ihnen Tribut an; aber es war
alles vergebens: die franzöſiſche Partei, durch die aus Ita-
lien zurückgekehrten mächtigen Kriegsanführer wieder er-
gänzt, machte ihre Überlegenheit geltend: 1 die Gegner

1 Schon am 29 Nov. finden wir den franzoͤſiſchen Agenten
Galeatio Visconti in Luzern: Queste lige, ſagt er, sono in grosso
dixordine, — ma a tuto spero troverase bono recapito, etiam
che cum faticha et spexa. Molini Doc. I, p.
132.
Ranke d. Geſch. II. 18
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[273/0283] Feldzug von 1521. Damit war aber die Sache noch keineswegs beendigt. Das franzöſiſche Heer ward nicht auseinandergeſprengt, wie man erwartet hatte: es nahm eine feſte Stellung in Cremona, von wo es auf der einen Seite Mailand, auf der andern Parma und Piacenza gefährdete: es hatte noch eine Anzahl Caſtelle, in Mailand Novara Trezzo Pizzighe- tone, die feſten Plätze in den Alpenpäſſen, Domo d’Oſſola und Arona ſammt allen andern am Lago maggiore inne. Der plötzliche Tod Leos X, den ſein Geſchick abrief, als er die erſten günſtigen Nachrichten empfangen, nöthigte die kaiſerlich-päpſtlichen Hauptleute ſparſam zu ſeyn, und von ihren Truppen ſo viel als irgend entbehrlich zu ent- laſſen. Für den Augenblick wenigſtens hätten ſie auf keine weitere Unterſtützung aus dem toscaniſchen oder kirchlichen Gebiete rechnen dürfen, die in eigene gewaltſame Bewe- gung geriethen, während die Franzoſen über die Unter- ſtützung von Genua und Venedig zu gebieten hatten. Was aber die Hauptſache war: die Schweizer nahmen nach die- ſem Verluſte, welchen ſie im Grunde allein verſchuldet, eine einträchtigere Haltung an. Der Kaiſer forderte ſie auf in ſeinen Bund zu treten: das Reichsregiment erinnerte ſie an ihre Pflichten als Glieder des Reiches: eine Ge- ſandtſchaft von Mailand bot ihnen Tribut an; aber es war alles vergebens: die franzöſiſche Partei, durch die aus Ita- lien zurückgekehrten mächtigen Kriegsanführer wieder er- gänzt, machte ihre Überlegenheit geltend: 1 die Gegner 1 Schon am 29 Nov. finden wir den franzoͤſiſchen Agenten Galeatio Visconti in Luzern: Queste lige, ſagt er, sono in grosso dixordine, — ma a tuto spero troverase bono recapito, etiam che cum faticha et spexa. Molini Doc. I, p. 132. Ranke d. Geſch. II. 18

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/283>, abgerufen am 28.11.2024.