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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.
selbst waren von der Gefahr betroffen, in welche die Eid-
genossenschaft durch ihren Widerspruch gegen die Mehrheit
gerathen war: jetzt rief Zürich seine Angehörigen aus Ita-
lien zurück: dagegen bewilligten die zwölf Orte dem König
eine Werbung von 16000 Mann: sie räumten den Be-
vollmächtigten desselben Ausmusterungen ein, die sie sonst
nie gestattet; noch am Ende des Januar 1522, während
der Schneefall die kaum gebahnten Wege immer wieder
verwehte, brachen sie auf über die Alpen.

Hiedurch nahm nun aber das ganze politische Ver-
hältniß erst eine vollkommener entwickelte Gestalt an.

Die Schweizer setzten sich den Ansprüchen des Kai-
sers und des Reiches entgegen: nur durch eigentlich deut-
sche Kräfte konnte man, wenn es überhaupt möglich war,
dieselben behaupten: keine Erbeinung, keine Unterhandlung
half dem Kaiser ferner: er war allein auf den Arm und
die Treue der Landsknechte angewiesen.

Schon befand sich eine nicht geringe Anzahl von Lands-
knechten im Mailändischen. Sie waren im vorigen Jahr in
Tirol und Schwaben hauptsächlich mit päpstlichem Geld ge-
worben worden: es findet sich, daß damals unter andern die
wirtenbergischen Amtleute den Auftrag bekamen, einen Je-
den laufen zu lassen, von dem es besser sey, er sey außer
dem Lande: 1 fünf Fähnlein hatte Franz von Castelalt
herüber geführt. 2 Jetzt aber setzte sich der nahmhafteste
deutsche Feldhauptmann, Georg von Frundsberg selbst in

1 Avvisi da Trento vom 9 Juli 1521 bei Molini I, p. 99.
Am 15ten ergieng der Befehl im Wirtenbergischen. Sattler p. 77.
2 Jovius Vita Alfonsi p. 185 nennt ihn.

Viertes Buch. Erſtes Capitel.
ſelbſt waren von der Gefahr betroffen, in welche die Eid-
genoſſenſchaft durch ihren Widerſpruch gegen die Mehrheit
gerathen war: jetzt rief Zürich ſeine Angehörigen aus Ita-
lien zurück: dagegen bewilligten die zwölf Orte dem König
eine Werbung von 16000 Mann: ſie räumten den Be-
vollmächtigten deſſelben Ausmuſterungen ein, die ſie ſonſt
nie geſtattet; noch am Ende des Januar 1522, während
der Schneefall die kaum gebahnten Wege immer wieder
verwehte, brachen ſie auf über die Alpen.

Hiedurch nahm nun aber das ganze politiſche Ver-
hältniß erſt eine vollkommener entwickelte Geſtalt an.

Die Schweizer ſetzten ſich den Anſprüchen des Kai-
ſers und des Reiches entgegen: nur durch eigentlich deut-
ſche Kräfte konnte man, wenn es überhaupt möglich war,
dieſelben behaupten: keine Erbeinung, keine Unterhandlung
half dem Kaiſer ferner: er war allein auf den Arm und
die Treue der Landsknechte angewieſen.

Schon befand ſich eine nicht geringe Anzahl von Lands-
knechten im Mailändiſchen. Sie waren im vorigen Jahr in
Tirol und Schwaben hauptſächlich mit päpſtlichem Geld ge-
worben worden: es findet ſich, daß damals unter andern die
wirtenbergiſchen Amtleute den Auftrag bekamen, einen Je-
den laufen zu laſſen, von dem es beſſer ſey, er ſey außer
dem Lande: 1 fünf Fähnlein hatte Franz von Caſtelalt
herüber geführt. 2 Jetzt aber ſetzte ſich der nahmhafteſte
deutſche Feldhauptmann, Georg von Frundsberg ſelbſt in

1 Avvisi da Trento vom 9 Juli 1521 bei Molini I, p. 99.
Am 15ten ergieng der Befehl im Wirtenbergiſchen. Sattler p. 77.
2 Jovius Vita Alfonsi p. 185 nennt ihn.
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[274/0284] Viertes Buch. Erſtes Capitel. ſelbſt waren von der Gefahr betroffen, in welche die Eid- genoſſenſchaft durch ihren Widerſpruch gegen die Mehrheit gerathen war: jetzt rief Zürich ſeine Angehörigen aus Ita- lien zurück: dagegen bewilligten die zwölf Orte dem König eine Werbung von 16000 Mann: ſie räumten den Be- vollmächtigten deſſelben Ausmuſterungen ein, die ſie ſonſt nie geſtattet; noch am Ende des Januar 1522, während der Schneefall die kaum gebahnten Wege immer wieder verwehte, brachen ſie auf über die Alpen. Hiedurch nahm nun aber das ganze politiſche Ver- hältniß erſt eine vollkommener entwickelte Geſtalt an. Die Schweizer ſetzten ſich den Anſprüchen des Kai- ſers und des Reiches entgegen: nur durch eigentlich deut- ſche Kräfte konnte man, wenn es überhaupt möglich war, dieſelben behaupten: keine Erbeinung, keine Unterhandlung half dem Kaiſer ferner: er war allein auf den Arm und die Treue der Landsknechte angewieſen. Schon befand ſich eine nicht geringe Anzahl von Lands- knechten im Mailändiſchen. Sie waren im vorigen Jahr in Tirol und Schwaben hauptſächlich mit päpſtlichem Geld ge- worben worden: es findet ſich, daß damals unter andern die wirtenbergiſchen Amtleute den Auftrag bekamen, einen Je- den laufen zu laſſen, von dem es beſſer ſey, er ſey außer dem Lande: 1 fünf Fähnlein hatte Franz von Caſtelalt herüber geführt. 2 Jetzt aber ſetzte ſich der nahmhafteſte deutſche Feldhauptmann, Georg von Frundsberg ſelbſt in 1 Avvisi da Trento vom 9 Juli 1521 bei Molini I, p. 99. Am 15ten ergieng der Befehl im Wirtenbergiſchen. Sattler p. 77. 2 Jovius Vita Alfonsi p. 185 nennt ihn.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/284>, abgerufen am 28.11.2024.