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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Bourbon.
Erbrecht der nachgelassenen Prinzessin stellte er nicht in Ab-
rede: um keine Irrung zu veranlassen, vermittelte er die
Vermählung des jungen Grafen Carl von Montpensier
mit Susanna: eine gegenseitige wohlerwogene Schenkung
vermischte alle ihre Rechte.

Eben hiedurch ward nun dieser Carl, nunmehr Her-
zog von Bourbon, so mächtig. Er vereinigte zwei Fürsten-
thümer, zwei Herzogthümer, vier Grafschaften, zwei Vi-
comteen, sieben nicht unbedeutende Herrschaften: man be-
rechnete seine Einkünfte davon auf 120000 Ecus: bei
weitem mehr, als damals die reichsten deutschen Fürsten
bezogen. Er hatte feste Plätze mit Garnisonen, berief seine
Stände, zog Abgaben ein: König Franz erneuerte überdieß
in ihm die Würde eines Connetable. Er war tapfer, frei-
gebig, leutselig, und seit es ihm gelungen den Anfall Kai-
ser Maximilians auf Mailand im Jahre 1516 zurückzu-
weisen, genoß er ein allgemeines Ansehen in dem Heer und
in der Nation. Seine Gedanken nahmen schon damals
den höchsten Flug. Da der König noch keine gesicherte
Nachkommenschaft hatte, so hoffte er, noch einmal den
Thron zu besteigen. Zwar besaßen die Alencon nähere
Rechte, aber er glaubte, durch eine frühere Empörung die-
ser Linie seyen ihre Ansprüche verwirkt worden. Er gieng
so weit, die Republik Venedig für diesen Fall um ihre Un-
terstützung bitten zu lassen. 1


1 Notizen besonders aus Badoer Relatione di Milano 1516
in der Chronik von Sanuto. Bourbon setzte dem Gesandten diese
Ansprüche auseinander und fügte hinzu: perho in quel caso la serma
Signoria volesse ajutarlo
. Übrigens schildert ihn Badoer folgender-

Bourbon.
Erbrecht der nachgelaſſenen Prinzeſſin ſtellte er nicht in Ab-
rede: um keine Irrung zu veranlaſſen, vermittelte er die
Vermählung des jungen Grafen Carl von Montpenſier
mit Suſanna: eine gegenſeitige wohlerwogene Schenkung
vermiſchte alle ihre Rechte.

Eben hiedurch ward nun dieſer Carl, nunmehr Her-
zog von Bourbon, ſo mächtig. Er vereinigte zwei Fürſten-
thümer, zwei Herzogthümer, vier Grafſchaften, zwei Vi-
comteen, ſieben nicht unbedeutende Herrſchaften: man be-
rechnete ſeine Einkünfte davon auf 120000 Ecus: bei
weitem mehr, als damals die reichſten deutſchen Fürſten
bezogen. Er hatte feſte Plätze mit Garniſonen, berief ſeine
Stände, zog Abgaben ein: König Franz erneuerte überdieß
in ihm die Würde eines Connetable. Er war tapfer, frei-
gebig, leutſelig, und ſeit es ihm gelungen den Anfall Kai-
ſer Maximilians auf Mailand im Jahre 1516 zurückzu-
weiſen, genoß er ein allgemeines Anſehen in dem Heer und
in der Nation. Seine Gedanken nahmen ſchon damals
den höchſten Flug. Da der König noch keine geſicherte
Nachkommenſchaft hatte, ſo hoffte er, noch einmal den
Thron zu beſteigen. Zwar beſaßen die Alençon nähere
Rechte, aber er glaubte, durch eine frühere Empörung die-
ſer Linie ſeyen ihre Anſprüche verwirkt worden. Er gieng
ſo weit, die Republik Venedig für dieſen Fall um ihre Un-
terſtützung bitten zu laſſen. 1


1 Notizen beſonders aus Badoer Relatione di Milano 1516
in der Chronik von Sanuto. Bourbon ſetzte dem Geſandten dieſe
Anſpruͤche auseinander und fuͤgte hinzu: perho in quel caso la serma
Signoria volesse ajutarlo
. Uͤbrigens ſchildert ihn Badoer folgender-
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[287/0297] Bourbon. Erbrecht der nachgelaſſenen Prinzeſſin ſtellte er nicht in Ab- rede: um keine Irrung zu veranlaſſen, vermittelte er die Vermählung des jungen Grafen Carl von Montpenſier mit Suſanna: eine gegenſeitige wohlerwogene Schenkung vermiſchte alle ihre Rechte. Eben hiedurch ward nun dieſer Carl, nunmehr Her- zog von Bourbon, ſo mächtig. Er vereinigte zwei Fürſten- thümer, zwei Herzogthümer, vier Grafſchaften, zwei Vi- comteen, ſieben nicht unbedeutende Herrſchaften: man be- rechnete ſeine Einkünfte davon auf 120000 Ecus: bei weitem mehr, als damals die reichſten deutſchen Fürſten bezogen. Er hatte feſte Plätze mit Garniſonen, berief ſeine Stände, zog Abgaben ein: König Franz erneuerte überdieß in ihm die Würde eines Connetable. Er war tapfer, frei- gebig, leutſelig, und ſeit es ihm gelungen den Anfall Kai- ſer Maximilians auf Mailand im Jahre 1516 zurückzu- weiſen, genoß er ein allgemeines Anſehen in dem Heer und in der Nation. Seine Gedanken nahmen ſchon damals den höchſten Flug. Da der König noch keine geſicherte Nachkommenſchaft hatte, ſo hoffte er, noch einmal den Thron zu beſteigen. Zwar beſaßen die Alençon nähere Rechte, aber er glaubte, durch eine frühere Empörung die- ſer Linie ſeyen ihre Anſprüche verwirkt worden. Er gieng ſo weit, die Republik Venedig für dieſen Fall um ihre Un- terſtützung bitten zu laſſen. 1 1 Notizen beſonders aus Badoer Relatione di Milano 1516 in der Chronik von Sanuto. Bourbon ſetzte dem Geſandten dieſe Anſpruͤche auseinander und fuͤgte hinzu: perho in quel caso la serma Signoria volesse ajutarlo. Uͤbrigens ſchildert ihn Badoer folgender-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/297>, abgerufen am 27.11.2024.