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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Angriff auf Frankreich 1523.
konnte. Hierauf fand sich der König bewogen, die italieni-
sche Armee der alleinigen Führung des Admirals zu überlas-
sen, selbst aber zurückzubleiben, um jeder innern oder äußern
Gefahr seines Reiches zu begegnen.

Bourbon, der über Besancon nach der Grafschaft Pfirt
geflohen war, hatte sogleich die Absicht, einen Einfall in
Frankreich zu unternehmen. Ein paar tausend Landsknechte
unter dem Grafen von Fürstenberg brachen in die Cham-
pagne ein: und besetzten einige Plätze in der Nähe von
Chaumont und Langres; 1 Bourbons Idee war schon im-
mer gewesen, daß zu gleicher Zeit die Engländer von einer
andern Seite her so tief wie möglich in das Innere vordrin-
gen, sich aber dabei der Plünderung enthalten, nur als Be-
freier von der Tyrannei Franz des I erscheinen sollten: dann,
meinte er, würden ihnen alle Städte die Thore eröffnen. 2
Jedoch die Landsknechte wurden gar bald durch Mangel
an Geld und Lebensmitteln zum Abzug genöthigt: das eng-
lisch-niederländische Heer drang wohl von der Picardie her
vor, und setzte selbst Paris einen Augenblick in Schrecken, aber
es führte seinen Krieg auf die einmal herkömmliche Weise,
und konnte nirgends festen Fuß fassen. Der Kriegseifer
der Spanier entlud sich vor Fuenterrabia, das die Fran-
zosen eingenommen. Bourbon ward inne, daß er fürs

1 Bellay Memoires I, p. 294. Petri Martyris Epp. nr.
790; welcher meint, man habe die deutschen Hauptleute mit Geld
bearbeitet.
2 More to Wolsey 20 Spt. St. P. p. 139: The Duke ad-
viseth that the Kinges army shall in the marching proclayme li-
bertie sparing the cuntre fro burnyng and spoile.
Der König meint:
sie würden gar bald rufen: Home home, if they shold also for-
bere the profite of the spoile.
19*

Angriff auf Frankreich 1523.
konnte. Hierauf fand ſich der König bewogen, die italieni-
ſche Armee der alleinigen Führung des Admirals zu überlaſ-
ſen, ſelbſt aber zurückzubleiben, um jeder innern oder äußern
Gefahr ſeines Reiches zu begegnen.

Bourbon, der über Beſançon nach der Grafſchaft Pfirt
geflohen war, hatte ſogleich die Abſicht, einen Einfall in
Frankreich zu unternehmen. Ein paar tauſend Landsknechte
unter dem Grafen von Fürſtenberg brachen in die Cham-
pagne ein: und beſetzten einige Plätze in der Nähe von
Chaumont und Langres; 1 Bourbons Idee war ſchon im-
mer geweſen, daß zu gleicher Zeit die Engländer von einer
andern Seite her ſo tief wie möglich in das Innere vordrin-
gen, ſich aber dabei der Plünderung enthalten, nur als Be-
freier von der Tyrannei Franz des I erſcheinen ſollten: dann,
meinte er, würden ihnen alle Städte die Thore eröffnen. 2
Jedoch die Landsknechte wurden gar bald durch Mangel
an Geld und Lebensmitteln zum Abzug genöthigt: das eng-
liſch-niederländiſche Heer drang wohl von der Picardie her
vor, und ſetzte ſelbſt Paris einen Augenblick in Schrecken, aber
es führte ſeinen Krieg auf die einmal herkömmliche Weiſe,
und konnte nirgends feſten Fuß faſſen. Der Kriegseifer
der Spanier entlud ſich vor Fuenterrabia, das die Fran-
zoſen eingenommen. Bourbon ward inne, daß er fürs

1 Bellay Memoires I, p. 294. Petri Martyris Epp. nr.
790; welcher meint, man habe die deutſchen Hauptleute mit Geld
bearbeitet.
2 More to Wolsey 20 Spt. St. P. p. 139: The Duke ad-
viseth that the Kinges army shall in the marching proclayme li-
bertie sparing the cuntre fro burnyng and spoile.
Der Koͤnig meint:
ſie wuͤrden gar bald rufen: Home home, if they shold also for-
bere the profite of the spoile.
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[291/0301] Angriff auf Frankreich 1523. konnte. Hierauf fand ſich der König bewogen, die italieni- ſche Armee der alleinigen Führung des Admirals zu überlaſ- ſen, ſelbſt aber zurückzubleiben, um jeder innern oder äußern Gefahr ſeines Reiches zu begegnen. Bourbon, der über Beſançon nach der Grafſchaft Pfirt geflohen war, hatte ſogleich die Abſicht, einen Einfall in Frankreich zu unternehmen. Ein paar tauſend Landsknechte unter dem Grafen von Fürſtenberg brachen in die Cham- pagne ein: und beſetzten einige Plätze in der Nähe von Chaumont und Langres; 1 Bourbons Idee war ſchon im- mer geweſen, daß zu gleicher Zeit die Engländer von einer andern Seite her ſo tief wie möglich in das Innere vordrin- gen, ſich aber dabei der Plünderung enthalten, nur als Be- freier von der Tyrannei Franz des I erſcheinen ſollten: dann, meinte er, würden ihnen alle Städte die Thore eröffnen. 2 Jedoch die Landsknechte wurden gar bald durch Mangel an Geld und Lebensmitteln zum Abzug genöthigt: das eng- liſch-niederländiſche Heer drang wohl von der Picardie her vor, und ſetzte ſelbſt Paris einen Augenblick in Schrecken, aber es führte ſeinen Krieg auf die einmal herkömmliche Weiſe, und konnte nirgends feſten Fuß faſſen. Der Kriegseifer der Spanier entlud ſich vor Fuenterrabia, das die Fran- zoſen eingenommen. Bourbon ward inne, daß er fürs 1 Bellay Memoires I, p. 294. Petri Martyris Epp. nr. 790; welcher meint, man habe die deutſchen Hauptleute mit Geld bearbeitet. 2 More to Wolsey 20 Spt. St. P. p. 139: The Duke ad- viseth that the Kinges army shall in the marching proclayme li- bertie sparing the cuntre fro burnyng and spoile. Der Koͤnig meint: ſie wuͤrden gar bald rufen: Home home, if they shold also for- bere the profite of the spoile. 19*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/301>, abgerufen am 27.11.2024.