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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.
Erste diesseit der Alpen nichts ausrichten werde, und be-
gab sich nach Italien.

Dahin zog sich überhaupt auch dieß Mal die nächste
Entscheidung des Krieges.

Als Bonnivet mit dem stattlichen Heere, das der Kö-
nig gerüstet um damit seinen Ruhm und seine Eroberung
zu erneuern -- man rechnete es auf 30000 M. z. F. und
4000 z. Pf., -- in der Lombardei erschien, waren die Kai-
serlichen nicht im Stande, ihm den Übergang über den Tes-
sino oder überhaupt das freie Feld streitig zu machen.
Prospero Colonna sah sich genöthigt, sich auf die Verthei-
digung der vier wichtigsten Plätze, Como, Cremona, Mai-
land und Pavia einzuschränken.

Glücklicherweise brauchte er jetzt von den sonstigen ita-
lienischen Verbündeten der Franzosen nichts zu fürchten.
Unmittelbar vor ihrer Ankunft hatte der Kaiser einen anti-
französischen Bund mit den italienischen Mächten zu Stande
gebracht. Es kam ihm hiebei außerordentlich zu Statten,
daß sein alter Lehrer, Adrian, auf dem päpstlichen Stuhle
saß: so wie dieser von den Eroberungsplänen seiner Vor-
fahren, z. B. den Anschlägen auf Ferrara, nichts mehr hö-
ren wollte, so gab auch der Kaiser alle Absichten auf Ve-
nedig auf: die Venezianer traten in den Bund des Kai-
sers, des Papstes und des Königs von England, 1 und
versprachen Sforza'n in seinem Herzogthum zu schützen.

Vor allem kam es dann noch auf die Mailänder an,

1 Aus Paruta p. 217 sieht man, daß die Rücksicht auf Eng-
land wegen der Handelsverhältnisse hiebei gar nicht unwirksam war.
Wolsey sagt seinem Herrn geradezu: der Tractat sey zu Stande ge-
kommen "by your mediacion and moost for your sake." St. P. nr. 66.

Viertes Buch. Erſtes Capitel.
Erſte dieſſeit der Alpen nichts ausrichten werde, und be-
gab ſich nach Italien.

Dahin zog ſich überhaupt auch dieß Mal die nächſte
Entſcheidung des Krieges.

Als Bonnivet mit dem ſtattlichen Heere, das der Kö-
nig gerüſtet um damit ſeinen Ruhm und ſeine Eroberung
zu erneuern — man rechnete es auf 30000 M. z. F. und
4000 z. Pf., — in der Lombardei erſchien, waren die Kai-
ſerlichen nicht im Stande, ihm den Übergang über den Teſ-
ſino oder überhaupt das freie Feld ſtreitig zu machen.
Prospero Colonna ſah ſich genöthigt, ſich auf die Verthei-
digung der vier wichtigſten Plätze, Como, Cremona, Mai-
land und Pavia einzuſchränken.

Glücklicherweiſe brauchte er jetzt von den ſonſtigen ita-
lieniſchen Verbündeten der Franzoſen nichts zu fürchten.
Unmittelbar vor ihrer Ankunft hatte der Kaiſer einen anti-
franzöſiſchen Bund mit den italieniſchen Mächten zu Stande
gebracht. Es kam ihm hiebei außerordentlich zu Statten,
daß ſein alter Lehrer, Adrian, auf dem päpſtlichen Stuhle
ſaß: ſo wie dieſer von den Eroberungsplänen ſeiner Vor-
fahren, z. B. den Anſchlägen auf Ferrara, nichts mehr hö-
ren wollte, ſo gab auch der Kaiſer alle Abſichten auf Ve-
nedig auf: die Venezianer traten in den Bund des Kai-
ſers, des Papſtes und des Königs von England, 1 und
verſprachen Sforza’n in ſeinem Herzogthum zu ſchützen.

Vor allem kam es dann noch auf die Mailänder an,

1 Aus Paruta p. 217 ſieht man, daß die Ruͤckſicht auf Eng-
land wegen der Handelsverhaͤltniſſe hiebei gar nicht unwirkſam war.
Wolſey ſagt ſeinem Herrn geradezu: der Tractat ſey zu Stande ge-
kommen „by your mediacion and moost for your sake.“ St. P. nr. 66.
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[292/0302] Viertes Buch. Erſtes Capitel. Erſte dieſſeit der Alpen nichts ausrichten werde, und be- gab ſich nach Italien. Dahin zog ſich überhaupt auch dieß Mal die nächſte Entſcheidung des Krieges. Als Bonnivet mit dem ſtattlichen Heere, das der Kö- nig gerüſtet um damit ſeinen Ruhm und ſeine Eroberung zu erneuern — man rechnete es auf 30000 M. z. F. und 4000 z. Pf., — in der Lombardei erſchien, waren die Kai- ſerlichen nicht im Stande, ihm den Übergang über den Teſ- ſino oder überhaupt das freie Feld ſtreitig zu machen. Prospero Colonna ſah ſich genöthigt, ſich auf die Verthei- digung der vier wichtigſten Plätze, Como, Cremona, Mai- land und Pavia einzuſchränken. Glücklicherweiſe brauchte er jetzt von den ſonſtigen ita- lieniſchen Verbündeten der Franzoſen nichts zu fürchten. Unmittelbar vor ihrer Ankunft hatte der Kaiſer einen anti- franzöſiſchen Bund mit den italieniſchen Mächten zu Stande gebracht. Es kam ihm hiebei außerordentlich zu Statten, daß ſein alter Lehrer, Adrian, auf dem päpſtlichen Stuhle ſaß: ſo wie dieſer von den Eroberungsplänen ſeiner Vor- fahren, z. B. den Anſchlägen auf Ferrara, nichts mehr hö- ren wollte, ſo gab auch der Kaiſer alle Abſichten auf Ve- nedig auf: die Venezianer traten in den Bund des Kai- ſers, des Papſtes und des Königs von England, 1 und verſprachen Sforza’n in ſeinem Herzogthum zu ſchützen. Vor allem kam es dann noch auf die Mailänder an, 1 Aus Paruta p. 217 ſieht man, daß die Ruͤckſicht auf Eng- land wegen der Handelsverhaͤltniſſe hiebei gar nicht unwirkſam war. Wolſey ſagt ſeinem Herrn geradezu: der Tractat ſey zu Stande ge- kommen „by your mediacion and moost for your sake.“ St. P. nr. 66.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/302>, abgerufen am 27.11.2024.