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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Feldzug in Italien 1523.
und man hielt es doch für gut, als die Franzosen in der
Nähe erschienen, ihre Gesinnung zu erforschen. Sie zeig-
ten noch einmal ihre ganze Ergebenheit für den Herzog
und das Reich. Auf den ersten Ruf der Glocken, am
22sten September, kamen sie so zahlreich wie je auf die
bestimmten Sammelplätze: ein Jeder in seinen Waffen: auch
Viele von denen erschienen, die sich nicht hatten bewaffnen
können. 1 Der Herzog ritt zu den versammelten Haufen.
Er sagte ihnen, er werde sie mit der Milde und Groß-
muth seiner Vorfahren regieren: sie zeigten sich willig, ihn
zu vertheidigen. Der alte Prospero Colonna war wie
geschaffen diese Stimmung zu erhalten. Er erfreute sich
des Rufes, daß er eben so gut das Glück seines Vater-
landes, wie die Macht des Reiches vor Augen habe. In
den wilden Kriegsbewegungen war er immer als der Be-
schützer der Bürger und Bauern erschienen. Auch jetzt
war auf das beste gesorgt. Man hatte noch Zeit ge-
habt, die Vorräthe für den Winter reichlich einzubringen:
man hatte Handmühlen und Windmühlen innerhalb der
Mauern, Wein in Überfluß. So waren auch die Ver-
schanzungen trotz des großen Umkreises der Stadt vor-
trefflich in Stand gesetzt. Täglich machte man Aus-
fälle, und fast immer brachte man Gefangene ein. Das
Volk ward so muthig, daß es öfter um die Erlaubniß bat,
in Masse hinauszugehn die Franzosen anzugreifen. 2


1 Lettera di Milano, narra quelli successi de di 16 Stt.
a di
22 in der Chronik des Sanuto Bd 35.
2 Lettera di Gratiani 21 Ott. bei Sanuto: Tanto stimano
Francesi e Sguizari come se fussero tante puttane.
Wenn von
Mangel in Mailand die Rede ist, so konnte der nur in den ersten

Feldzug in Italien 1523.
und man hielt es doch für gut, als die Franzoſen in der
Nähe erſchienen, ihre Geſinnung zu erforſchen. Sie zeig-
ten noch einmal ihre ganze Ergebenheit für den Herzog
und das Reich. Auf den erſten Ruf der Glocken, am
22ſten September, kamen ſie ſo zahlreich wie je auf die
beſtimmten Sammelplätze: ein Jeder in ſeinen Waffen: auch
Viele von denen erſchienen, die ſich nicht hatten bewaffnen
können. 1 Der Herzog ritt zu den verſammelten Haufen.
Er ſagte ihnen, er werde ſie mit der Milde und Groß-
muth ſeiner Vorfahren regieren: ſie zeigten ſich willig, ihn
zu vertheidigen. Der alte Prospero Colonna war wie
geſchaffen dieſe Stimmung zu erhalten. Er erfreute ſich
des Rufes, daß er eben ſo gut das Glück ſeines Vater-
landes, wie die Macht des Reiches vor Augen habe. In
den wilden Kriegsbewegungen war er immer als der Be-
ſchützer der Bürger und Bauern erſchienen. Auch jetzt
war auf das beſte geſorgt. Man hatte noch Zeit ge-
habt, die Vorräthe für den Winter reichlich einzubringen:
man hatte Handmühlen und Windmühlen innerhalb der
Mauern, Wein in Überfluß. So waren auch die Ver-
ſchanzungen trotz des großen Umkreiſes der Stadt vor-
trefflich in Stand geſetzt. Täglich machte man Aus-
fälle, und faſt immer brachte man Gefangene ein. Das
Volk ward ſo muthig, daß es öfter um die Erlaubniß bat,
in Maſſe hinauszugehn die Franzoſen anzugreifen. 2


1 Lettera di Milano, narra quelli successi de di 16 Stt.
a di
22 in der Chronik des Sanuto Bd 35.
2 Lettera di Gratiani 21 Ott. bei Sanuto: Tanto stimano
Francesi e Sguizari come se fussero tante puttane.
Wenn von
Mangel in Mailand die Rede iſt, ſo konnte der nur in den erſten
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[293/0303] Feldzug in Italien 1523. und man hielt es doch für gut, als die Franzoſen in der Nähe erſchienen, ihre Geſinnung zu erforſchen. Sie zeig- ten noch einmal ihre ganze Ergebenheit für den Herzog und das Reich. Auf den erſten Ruf der Glocken, am 22ſten September, kamen ſie ſo zahlreich wie je auf die beſtimmten Sammelplätze: ein Jeder in ſeinen Waffen: auch Viele von denen erſchienen, die ſich nicht hatten bewaffnen können. 1 Der Herzog ritt zu den verſammelten Haufen. Er ſagte ihnen, er werde ſie mit der Milde und Groß- muth ſeiner Vorfahren regieren: ſie zeigten ſich willig, ihn zu vertheidigen. Der alte Prospero Colonna war wie geſchaffen dieſe Stimmung zu erhalten. Er erfreute ſich des Rufes, daß er eben ſo gut das Glück ſeines Vater- landes, wie die Macht des Reiches vor Augen habe. In den wilden Kriegsbewegungen war er immer als der Be- ſchützer der Bürger und Bauern erſchienen. Auch jetzt war auf das beſte geſorgt. Man hatte noch Zeit ge- habt, die Vorräthe für den Winter reichlich einzubringen: man hatte Handmühlen und Windmühlen innerhalb der Mauern, Wein in Überfluß. So waren auch die Ver- ſchanzungen trotz des großen Umkreiſes der Stadt vor- trefflich in Stand geſetzt. Täglich machte man Aus- fälle, und faſt immer brachte man Gefangene ein. Das Volk ward ſo muthig, daß es öfter um die Erlaubniß bat, in Maſſe hinauszugehn die Franzoſen anzugreifen. 2 1 Lettera di Milano, narra quelli successi de di 16 Stt. a di 22 in der Chronik des Sanuto Bd 35. 2 Lettera di Gratiani 21 Ott. bei Sanuto: Tanto stimano Francesi e Sguizari come se fussero tante puttane. Wenn von Mangel in Mailand die Rede iſt, ſo konnte der nur in den erſten

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/303>, abgerufen am 27.11.2024.