Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Buch. Erstes Capitel.

Aber ohnehin sah sich Bonnivet durch Frost und
Schnee genöthigt, die Belagerung aufzuheben; und schon
versammelten sich ganz andre militärische Kräfte.

Nach und nach trafen die italienischen Fußvölker ein,
die man geworben: der Vicekönig von Neapel, Lannoy,
führte schwere und leichte Reiterei herbei: die Venezianer
erschienen im Felde: die wichtigste Verstärkung aber bil-
deten 7000 Landsknechte, nicht ohne Fürsorge des Erz-
herzog Ferdinand 1 zusammengebracht, unter Ludwig von
Lodron und Eitelfritz von Zollern. Georg Frundsberg
war dieß Mal zu Hause geblieben, doch hatte er seinen
Sohn Caspar mitziehen heißen. Einige unternehmende
Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf
eigne Kosten. Auch der Marques von Pescara, der die
spanischen Fußvölker mit demselben angebornen Talent be-
fehligte wie Frundsberg die deutschen, kam wieder. Er
langte eben in dem rechten Moment an: als Prospero
starb; die Leitung der Unternehmungen fiel dadurch vor-
nehmlich ihm anheim.

War man nun aber wieder im Stande, den Feind
im Felde zu bestehen, so war damit auch kein Augenblick
zu versäumen: auch er erwartete jeden Moment Verstär-
kungen, die ihm die alte Überlegenheit wohl zurückgegeben
haben würden. Er hatte einen neuen Vertrag mit den
Graubündnern geschlossen: die Berner unterstützten den Kö-
nig sogar mit Geld: von beiden Seiten waren nicht un-
bedeutende Schaaren unterwegs.


Tagen Statt finden, ehe alles recht eingerichtet war. Vgl. Gal.
Capella und Carpesanus p. 1356.
1 Dafür dankt ihm später der Kaiser. Schreiben bei Bucholtz
II, 264.
Viertes Buch. Erſtes Capitel.

Aber ohnehin ſah ſich Bonnivet durch Froſt und
Schnee genöthigt, die Belagerung aufzuheben; und ſchon
verſammelten ſich ganz andre militäriſche Kräfte.

Nach und nach trafen die italieniſchen Fußvölker ein,
die man geworben: der Vicekönig von Neapel, Lannoy,
führte ſchwere und leichte Reiterei herbei: die Venezianer
erſchienen im Felde: die wichtigſte Verſtärkung aber bil-
deten 7000 Landsknechte, nicht ohne Fürſorge des Erz-
herzog Ferdinand 1 zuſammengebracht, unter Ludwig von
Lodron und Eitelfritz von Zollern. Georg Frundsberg
war dieß Mal zu Hauſe geblieben, doch hatte er ſeinen
Sohn Caspar mitziehen heißen. Einige unternehmende
Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf
eigne Koſten. Auch der Marques von Pescara, der die
ſpaniſchen Fußvölker mit demſelben angebornen Talent be-
fehligte wie Frundsberg die deutſchen, kam wieder. Er
langte eben in dem rechten Moment an: als Prospero
ſtarb; die Leitung der Unternehmungen fiel dadurch vor-
nehmlich ihm anheim.

War man nun aber wieder im Stande, den Feind
im Felde zu beſtehen, ſo war damit auch kein Augenblick
zu verſäumen: auch er erwartete jeden Moment Verſtär-
kungen, die ihm die alte Überlegenheit wohl zurückgegeben
haben würden. Er hatte einen neuen Vertrag mit den
Graubündnern geſchloſſen: die Berner unterſtützten den Kö-
nig ſogar mit Geld: von beiden Seiten waren nicht un-
bedeutende Schaaren unterwegs.


Tagen Statt finden, ehe alles recht eingerichtet war. Vgl. Gal.
Capella und Carpeſanus p. 1356.
1 Dafuͤr dankt ihm ſpaͤter der Kaiſer. Schreiben bei Bucholtz
II, 264.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0304" n="294"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Er&#x017F;tes Capitel</hi>.</fw><lb/>
            <p>Aber ohnehin &#x017F;ah &#x017F;ich Bonnivet durch Fro&#x017F;t und<lb/>
Schnee genöthigt, die Belagerung aufzuheben; und &#x017F;chon<lb/>
ver&#x017F;ammelten &#x017F;ich ganz andre militäri&#x017F;che Kräfte.</p><lb/>
            <p>Nach und nach trafen die italieni&#x017F;chen Fußvölker ein,<lb/>
die man geworben: der Vicekönig von Neapel, Lannoy,<lb/>
führte &#x017F;chwere und leichte Reiterei herbei: die Venezianer<lb/>
er&#x017F;chienen im Felde: die wichtig&#x017F;te Ver&#x017F;tärkung aber bil-<lb/>
deten 7000 Landsknechte, nicht ohne Für&#x017F;orge des Erz-<lb/>
herzog Ferdinand <note place="foot" n="1">Dafu&#x0364;r dankt ihm &#x017F;pa&#x0364;ter der Kai&#x017F;er. Schreiben bei Bucholtz<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 264.</note> zu&#x017F;ammengebracht, unter Ludwig von<lb/>
Lodron und Eitelfritz von Zollern. Georg Frundsberg<lb/>
war dieß Mal zu Hau&#x017F;e geblieben, doch hatte er &#x017F;einen<lb/>
Sohn Caspar mitziehen heißen. Einige unternehmende<lb/>
Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf<lb/>
eigne Ko&#x017F;ten. Auch der Marques von Pescara, der die<lb/>
&#x017F;pani&#x017F;chen Fußvölker mit dem&#x017F;elben angebornen Talent be-<lb/>
fehligte wie Frundsberg die deut&#x017F;chen, kam wieder. Er<lb/>
langte eben in dem rechten Moment an: als Prospero<lb/>
&#x017F;tarb; die Leitung der Unternehmungen fiel dadurch vor-<lb/>
nehmlich ihm anheim.</p><lb/>
            <p>War man nun aber wieder im Stande, den Feind<lb/>
im Felde zu be&#x017F;tehen, &#x017F;o war damit auch kein Augenblick<lb/>
zu ver&#x017F;äumen: auch er erwartete jeden Moment Ver&#x017F;tär-<lb/>
kungen, die ihm die alte Überlegenheit wohl zurückgegeben<lb/>
haben würden. Er hatte einen neuen Vertrag mit den<lb/>
Graubündnern ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en: die Berner unter&#x017F;tützten den Kö-<lb/>
nig &#x017F;ogar mit Geld: von beiden Seiten waren nicht un-<lb/>
bedeutende Schaaren unterwegs.</p><lb/>
            <p>
              <note xml:id="seg2pn_29_2" prev="#seg2pn_29_1" place="foot" n="2">Tagen Statt finden, ehe alles recht eingerichtet war. Vgl. Gal.<lb/>
Capella und Carpe&#x017F;anus <hi rendition="#aq">p.</hi> 1356.</note>
            </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0304] Viertes Buch. Erſtes Capitel. Aber ohnehin ſah ſich Bonnivet durch Froſt und Schnee genöthigt, die Belagerung aufzuheben; und ſchon verſammelten ſich ganz andre militäriſche Kräfte. Nach und nach trafen die italieniſchen Fußvölker ein, die man geworben: der Vicekönig von Neapel, Lannoy, führte ſchwere und leichte Reiterei herbei: die Venezianer erſchienen im Felde: die wichtigſte Verſtärkung aber bil- deten 7000 Landsknechte, nicht ohne Fürſorge des Erz- herzog Ferdinand 1 zuſammengebracht, unter Ludwig von Lodron und Eitelfritz von Zollern. Georg Frundsberg war dieß Mal zu Hauſe geblieben, doch hatte er ſeinen Sohn Caspar mitziehen heißen. Einige unternehmende Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf eigne Koſten. Auch der Marques von Pescara, der die ſpaniſchen Fußvölker mit demſelben angebornen Talent be- fehligte wie Frundsberg die deutſchen, kam wieder. Er langte eben in dem rechten Moment an: als Prospero ſtarb; die Leitung der Unternehmungen fiel dadurch vor- nehmlich ihm anheim. War man nun aber wieder im Stande, den Feind im Felde zu beſtehen, ſo war damit auch kein Augenblick zu verſäumen: auch er erwartete jeden Moment Verſtär- kungen, die ihm die alte Überlegenheit wohl zurückgegeben haben würden. Er hatte einen neuen Vertrag mit den Graubündnern geſchloſſen: die Berner unterſtützten den Kö- nig ſogar mit Geld: von beiden Seiten waren nicht un- bedeutende Schaaren unterwegs. 2 1 Dafuͤr dankt ihm ſpaͤter der Kaiſer. Schreiben bei Bucholtz II, 264. 2 Tagen Statt finden, ehe alles recht eingerichtet war. Vgl. Gal. Capella und Carpeſanus p. 1356.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/304
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/304>, abgerufen am 27.11.2024.