Aber ohnehin sah sich Bonnivet durch Frost und Schnee genöthigt, die Belagerung aufzuheben; und schon versammelten sich ganz andre militärische Kräfte.
Nach und nach trafen die italienischen Fußvölker ein, die man geworben: der Vicekönig von Neapel, Lannoy, führte schwere und leichte Reiterei herbei: die Venezianer erschienen im Felde: die wichtigste Verstärkung aber bil- deten 7000 Landsknechte, nicht ohne Fürsorge des Erz- herzog Ferdinand 1 zusammengebracht, unter Ludwig von Lodron und Eitelfritz von Zollern. Georg Frundsberg war dieß Mal zu Hause geblieben, doch hatte er seinen Sohn Caspar mitziehen heißen. Einige unternehmende Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf eigne Kosten. Auch der Marques von Pescara, der die spanischen Fußvölker mit demselben angebornen Talent be- fehligte wie Frundsberg die deutschen, kam wieder. Er langte eben in dem rechten Moment an: als Prospero starb; die Leitung der Unternehmungen fiel dadurch vor- nehmlich ihm anheim.
War man nun aber wieder im Stande, den Feind im Felde zu bestehen, so war damit auch kein Augenblick zu versäumen: auch er erwartete jeden Moment Verstär- kungen, die ihm die alte Überlegenheit wohl zurückgegeben haben würden. Er hatte einen neuen Vertrag mit den Graubündnern geschlossen: die Berner unterstützten den Kö- nig sogar mit Geld: von beiden Seiten waren nicht un- bedeutende Schaaren unterwegs.
Tagen Statt finden, ehe alles recht eingerichtet war. Vgl. Gal. Capella und Carpesanus p. 1356.
1 Dafür dankt ihm später der Kaiser. Schreiben bei Bucholtz II, 264.
Viertes Buch. Erſtes Capitel.
Aber ohnehin ſah ſich Bonnivet durch Froſt und Schnee genöthigt, die Belagerung aufzuheben; und ſchon verſammelten ſich ganz andre militäriſche Kräfte.
Nach und nach trafen die italieniſchen Fußvölker ein, die man geworben: der Vicekönig von Neapel, Lannoy, führte ſchwere und leichte Reiterei herbei: die Venezianer erſchienen im Felde: die wichtigſte Verſtärkung aber bil- deten 7000 Landsknechte, nicht ohne Fürſorge des Erz- herzog Ferdinand 1 zuſammengebracht, unter Ludwig von Lodron und Eitelfritz von Zollern. Georg Frundsberg war dieß Mal zu Hauſe geblieben, doch hatte er ſeinen Sohn Caspar mitziehen heißen. Einige unternehmende Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf eigne Koſten. Auch der Marques von Pescara, der die ſpaniſchen Fußvölker mit demſelben angebornen Talent be- fehligte wie Frundsberg die deutſchen, kam wieder. Er langte eben in dem rechten Moment an: als Prospero ſtarb; die Leitung der Unternehmungen fiel dadurch vor- nehmlich ihm anheim.
War man nun aber wieder im Stande, den Feind im Felde zu beſtehen, ſo war damit auch kein Augenblick zu verſäumen: auch er erwartete jeden Moment Verſtär- kungen, die ihm die alte Überlegenheit wohl zurückgegeben haben würden. Er hatte einen neuen Vertrag mit den Graubündnern geſchloſſen: die Berner unterſtützten den Kö- nig ſogar mit Geld: von beiden Seiten waren nicht un- bedeutende Schaaren unterwegs.
Tagen Statt finden, ehe alles recht eingerichtet war. Vgl. Gal. Capella und Carpeſanus p. 1356.
1 Dafuͤr dankt ihm ſpaͤter der Kaiſer. Schreiben bei Bucholtz II, 264.
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Viertes Buch. Erſtes Capitel.
Aber ohnehin ſah ſich Bonnivet durch Froſt und
Schnee genöthigt, die Belagerung aufzuheben; und ſchon
verſammelten ſich ganz andre militäriſche Kräfte.
Nach und nach trafen die italieniſchen Fußvölker ein,
die man geworben: der Vicekönig von Neapel, Lannoy,
führte ſchwere und leichte Reiterei herbei: die Venezianer
erſchienen im Felde: die wichtigſte Verſtärkung aber bil-
deten 7000 Landsknechte, nicht ohne Fürſorge des Erz-
herzog Ferdinand 1 zuſammengebracht, unter Ludwig von
Lodron und Eitelfritz von Zollern. Georg Frundsberg
war dieß Mal zu Hauſe geblieben, doch hatte er ſeinen
Sohn Caspar mitziehen heißen. Einige unternehmende
Hauptleute, wie Schärtlin von Burtenbach, kamen auf
eigne Koſten. Auch der Marques von Pescara, der die
ſpaniſchen Fußvölker mit demſelben angebornen Talent be-
fehligte wie Frundsberg die deutſchen, kam wieder. Er
langte eben in dem rechten Moment an: als Prospero
ſtarb; die Leitung der Unternehmungen fiel dadurch vor-
nehmlich ihm anheim.
War man nun aber wieder im Stande, den Feind
im Felde zu beſtehen, ſo war damit auch kein Augenblick
zu verſäumen: auch er erwartete jeden Moment Verſtär-
kungen, die ihm die alte Überlegenheit wohl zurückgegeben
haben würden. Er hatte einen neuen Vertrag mit den
Graubündnern geſchloſſen: die Berner unterſtützten den Kö-
nig ſogar mit Geld: von beiden Seiten waren nicht un-
bedeutende Schaaren unterwegs.
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1 Dafuͤr dankt ihm ſpaͤter der Kaiſer. Schreiben bei Bucholtz
II, 264.
2 Tagen Statt finden, ehe alles recht eingerichtet war. Vgl. Gal.
Capella und Carpeſanus p. 1356.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/304>, abgerufen am 27.11.2024.
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