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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Angriff auf Frankreich 1524.
dem Kaiser, der Herzog von Mailand werde ihm eine
theure Waare seyn, wenn es ihm nicht gelinge den unru-
higen Nachbar klein zu machen. Der Kaiser zog in Be-
tracht, daß es besser sey, den Feind in seinem Lande auf-
zusuchen, als ihn in Italien zu erwarten, wo man das
Heer doch würde mit vielen Kosten beisammenhalten müs-
sen, und gab seine Einwilligung.

Auch dieß Mal stieg wohl wieder der Gedanke auf,
Frankreich von vier Seiten anzugreifen: allein nach den
Erfahrungen des vorigen Jahres ließ er sich nicht ernst-
lich festhalten. Niemand hatte Geld dazu. Schon ge-
nug wenn man nur das italienische Heer wieder auf ein
paar Monat befriedigen konnte. Bourbon hoffte auch mit
diesem allein die glänzendsten Thaten auszuführen.

"Ihre Angelegenheiten, Sire," schrieb er dem Kaiser,
"werden gut gehn. Wenn wir dem König von Frankreich
eine Schlacht zu liefern vermögen, und sie gewinnen wie
ich hoffe, werden Sie der größte Mann seyn den es je-
mals gab, und der ganzen Welt Gesetze geben." 1

Und so führte Bourbon im Juli 1524 das kaiserliche
Heer -- 5000 Deutsche unter Zollern und Lodron, 3000
Spanier unter Pescara, und eine Anzahl Italiener -- aus
Italien nach Frankreich. König Franz hatte keine Nei-
gung, sich den kriegerischen sieggewohnten Banden im offe-
nen Feld entgegenzustellen. Ungehindert drang Bourbon
vor, besetzte Antibes, Frejus, Hieres, Toulon, und ließ
sich huldigen. Er führte den Titel eines Grafen von Pro-
vence, doch hatte er dem König von England den Vasal-

1 Auszug bei Bucholtz II, 263.

Angriff auf Frankreich 1524.
dem Kaiſer, der Herzog von Mailand werde ihm eine
theure Waare ſeyn, wenn es ihm nicht gelinge den unru-
higen Nachbar klein zu machen. Der Kaiſer zog in Be-
tracht, daß es beſſer ſey, den Feind in ſeinem Lande auf-
zuſuchen, als ihn in Italien zu erwarten, wo man das
Heer doch würde mit vielen Koſten beiſammenhalten müſ-
ſen, und gab ſeine Einwilligung.

Auch dieß Mal ſtieg wohl wieder der Gedanke auf,
Frankreich von vier Seiten anzugreifen: allein nach den
Erfahrungen des vorigen Jahres ließ er ſich nicht ernſt-
lich feſthalten. Niemand hatte Geld dazu. Schon ge-
nug wenn man nur das italieniſche Heer wieder auf ein
paar Monat befriedigen konnte. Bourbon hoffte auch mit
dieſem allein die glänzendſten Thaten auszuführen.

„Ihre Angelegenheiten, Sire,“ ſchrieb er dem Kaiſer,
„werden gut gehn. Wenn wir dem König von Frankreich
eine Schlacht zu liefern vermögen, und ſie gewinnen wie
ich hoffe, werden Sie der größte Mann ſeyn den es je-
mals gab, und der ganzen Welt Geſetze geben.“ 1

Und ſo führte Bourbon im Juli 1524 das kaiſerliche
Heer — 5000 Deutſche unter Zollern und Lodron, 3000
Spanier unter Pescara, und eine Anzahl Italiener — aus
Italien nach Frankreich. König Franz hatte keine Nei-
gung, ſich den kriegeriſchen ſieggewohnten Banden im offe-
nen Feld entgegenzuſtellen. Ungehindert drang Bourbon
vor, beſetzte Antibes, Frejus, Hieres, Toulon, und ließ
ſich huldigen. Er führte den Titel eines Grafen von Pro-
vence, doch hatte er dem König von England den Vaſal-

1 Auszug bei Bucholtz II, 263.
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[299/0309] Angriff auf Frankreich 1524. dem Kaiſer, der Herzog von Mailand werde ihm eine theure Waare ſeyn, wenn es ihm nicht gelinge den unru- higen Nachbar klein zu machen. Der Kaiſer zog in Be- tracht, daß es beſſer ſey, den Feind in ſeinem Lande auf- zuſuchen, als ihn in Italien zu erwarten, wo man das Heer doch würde mit vielen Koſten beiſammenhalten müſ- ſen, und gab ſeine Einwilligung. Auch dieß Mal ſtieg wohl wieder der Gedanke auf, Frankreich von vier Seiten anzugreifen: allein nach den Erfahrungen des vorigen Jahres ließ er ſich nicht ernſt- lich feſthalten. Niemand hatte Geld dazu. Schon ge- nug wenn man nur das italieniſche Heer wieder auf ein paar Monat befriedigen konnte. Bourbon hoffte auch mit dieſem allein die glänzendſten Thaten auszuführen. „Ihre Angelegenheiten, Sire,“ ſchrieb er dem Kaiſer, „werden gut gehn. Wenn wir dem König von Frankreich eine Schlacht zu liefern vermögen, und ſie gewinnen wie ich hoffe, werden Sie der größte Mann ſeyn den es je- mals gab, und der ganzen Welt Geſetze geben.“ 1 Und ſo führte Bourbon im Juli 1524 das kaiſerliche Heer — 5000 Deutſche unter Zollern und Lodron, 3000 Spanier unter Pescara, und eine Anzahl Italiener — aus Italien nach Frankreich. König Franz hatte keine Nei- gung, ſich den kriegeriſchen ſieggewohnten Banden im offe- nen Feld entgegenzuſtellen. Ungehindert drang Bourbon vor, beſetzte Antibes, Frejus, Hieres, Toulon, und ließ ſich huldigen. Er führte den Titel eines Grafen von Pro- vence, doch hatte er dem König von England den Vaſal- 1 Auszug bei Bucholtz II, 263.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/309>, abgerufen am 27.11.2024.