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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.
Heer ins Feld, so stattlich wie jemals, bei 2000 H. d'A.,
7000 M. französischen Fußvolks hauptsächlich aus den
kriegerischen Bauern des Dauphine, 6000 Schweizer; bei
dem Verfall der deutschen Regierung war es ihm nicht
schwer geworden, auch eine Anzahl Landsknechte um guten
Sold an sich zu ziehen.

Während diese Schaaren in der Gegend von Avignon
sich sammelten, setzten die Kaiserlichen ihre Belagerung mit
großer Beharrlichkeit fort; aus den genommenen franzö-
sischen Plätzen schafften sie einiges taugliche Geschütz her-
bei; unter ungemeinen Schwierigkeiten brachten sie Lauf-
gräben, endlich eine Batterie zu Stande, mit der sie wirk-
lich Bresche schossen; in den Scharmützeln leuchtete vor
allen Pescara hervor, der in seiner sonderbaren Tracht --
er trug rothe Unterkleider, darüber einen kurzen schwarzen
Rock ohne Ärmel, einen Hut wie die Landsknechte, aber
mit großen wehenden Federn -- wie ein Kriegszeichen an-
zusehen war; mit ihm wetteiferte sein Neffe Guasto. Noch
bis in die zweite Hälfte des Septembers hatte man den
besten Muth; noch am 24sten dachte man zu stürmen. Pes-
cara trank seinen Spaniern zu und machte sie munter;
Bourbon versprach königliche Erkenntlichkeit; die Leute be-
reiteten sich durch die Beichte zu der äußersten Gefahr vor.
Allein auch die Besatzung der Stadt, von einem Italie-
ner der orsinischen Faction, Renzo da Ceri befehligt, hielt
sich wacker und hatte sich auf das beste in Vertheidigungs-
stand gesetzt. Bei den ersten vorläufigen Versuchen sah
man, mit wem man es zu thun hatte. Man vernahm
von den Gefangenen, wie hinter der Bresche blinde Grä-

Viertes Buch. Erſtes Capitel.
Heer ins Feld, ſo ſtattlich wie jemals, bei 2000 H. d’A.,
7000 M. franzöſiſchen Fußvolks hauptſächlich aus den
kriegeriſchen Bauern des Dauphinē, 6000 Schweizer; bei
dem Verfall der deutſchen Regierung war es ihm nicht
ſchwer geworden, auch eine Anzahl Landsknechte um guten
Sold an ſich zu ziehen.

Während dieſe Schaaren in der Gegend von Avignon
ſich ſammelten, ſetzten die Kaiſerlichen ihre Belagerung mit
großer Beharrlichkeit fort; aus den genommenen franzö-
ſiſchen Plätzen ſchafften ſie einiges taugliche Geſchütz her-
bei; unter ungemeinen Schwierigkeiten brachten ſie Lauf-
gräben, endlich eine Batterie zu Stande, mit der ſie wirk-
lich Breſche ſchoſſen; in den Scharmützeln leuchtete vor
allen Pescara hervor, der in ſeiner ſonderbaren Tracht —
er trug rothe Unterkleider, darüber einen kurzen ſchwarzen
Rock ohne Ärmel, einen Hut wie die Landsknechte, aber
mit großen wehenden Federn — wie ein Kriegszeichen an-
zuſehen war; mit ihm wetteiferte ſein Neffe Guaſto. Noch
bis in die zweite Hälfte des Septembers hatte man den
beſten Muth; noch am 24ſten dachte man zu ſtürmen. Pes-
cara trank ſeinen Spaniern zu und machte ſie munter;
Bourbon verſprach königliche Erkenntlichkeit; die Leute be-
reiteten ſich durch die Beichte zu der äußerſten Gefahr vor.
Allein auch die Beſatzung der Stadt, von einem Italie-
ner der orſiniſchen Faction, Renzo da Ceri befehligt, hielt
ſich wacker und hatte ſich auf das beſte in Vertheidigungs-
ſtand geſetzt. Bei den erſten vorläufigen Verſuchen ſah
man, mit wem man es zu thun hatte. Man vernahm
von den Gefangenen, wie hinter der Breſche blinde Grä-

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[302/0312] Viertes Buch. Erſtes Capitel. Heer ins Feld, ſo ſtattlich wie jemals, bei 2000 H. d’A., 7000 M. franzöſiſchen Fußvolks hauptſächlich aus den kriegeriſchen Bauern des Dauphinē, 6000 Schweizer; bei dem Verfall der deutſchen Regierung war es ihm nicht ſchwer geworden, auch eine Anzahl Landsknechte um guten Sold an ſich zu ziehen. Während dieſe Schaaren in der Gegend von Avignon ſich ſammelten, ſetzten die Kaiſerlichen ihre Belagerung mit großer Beharrlichkeit fort; aus den genommenen franzö- ſiſchen Plätzen ſchafften ſie einiges taugliche Geſchütz her- bei; unter ungemeinen Schwierigkeiten brachten ſie Lauf- gräben, endlich eine Batterie zu Stande, mit der ſie wirk- lich Breſche ſchoſſen; in den Scharmützeln leuchtete vor allen Pescara hervor, der in ſeiner ſonderbaren Tracht — er trug rothe Unterkleider, darüber einen kurzen ſchwarzen Rock ohne Ärmel, einen Hut wie die Landsknechte, aber mit großen wehenden Federn — wie ein Kriegszeichen an- zuſehen war; mit ihm wetteiferte ſein Neffe Guaſto. Noch bis in die zweite Hälfte des Septembers hatte man den beſten Muth; noch am 24ſten dachte man zu ſtürmen. Pes- cara trank ſeinen Spaniern zu und machte ſie munter; Bourbon verſprach königliche Erkenntlichkeit; die Leute be- reiteten ſich durch die Beichte zu der äußerſten Gefahr vor. Allein auch die Beſatzung der Stadt, von einem Italie- ner der orſiniſchen Faction, Renzo da Ceri befehligt, hielt ſich wacker und hatte ſich auf das beſte in Vertheidigungs- ſtand geſetzt. Bei den erſten vorläufigen Verſuchen ſah man, mit wem man es zu thun hatte. Man vernahm von den Gefangenen, wie hinter der Breſche blinde Grä-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/312>, abgerufen am 27.11.2024.