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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Irrungen zwischen Papst und Kaiser.
Anspruch nahm, besonders zu Ferrara: der Kaiser versprach
ihm dazu seine Unterstützung.

Als Leo so plötzlich starb, ließ der Herzog von Fer-
rara eine Münze schlagen mit der Umschrift: "das Lamm
aus dem Rachen des Löwen errettet."

Er war aber nicht allein errettet, er bekam während
der Sedisvacanz auch Gelegenheit, Reggio und Rubiera
einzunehmen. Auf Adrian VI verschaffte er sich so viel
Einfluß, daß dieser ihm dessenungeachtet die Lehen erneuerte.

Von ganz andrer Gesinnung war jedoch der Nachfol-
ger Adrians, Clemens VII; so wie die Franzosen 1524
aus Italien verjagt waren, forderte er die Kaiserlichen auf,
ihm auch wider den Herzog Beistand zu leisten, und den-
selben zunächst aus Reggio zu vertreiben.

Dazu hielten sich jedoch Diese nicht mehr verpflichtet.
All ihr Sinnen gieng damals auf jenen Einfall in Frank-
reich und sie wollten keine Unruhen in ihrem Rücken ver-
anlassen. Der Vicekönig antwortete: wenn der Papst den
Kaiser liebe, so solle er dem Herzog, um ihn ganz zufrie-
den zu stellen, eher auch noch Modena zurückgeben. 1

Eine Anmuthung, die den Papst tief beleidigte. Wenn
er auch zuletzt nicht eben viel geleistet hatte, so lebte ihm
doch in frischer Erinnerung, welchen Antheil er vor drei
Jahren an der Eroberung von Mailand persönlich gehabt.
Sollte das nun blos zum Vortheil des Kaiserthums aus-

1 Giberti agli oratori in Spagna 22 Ott. 1524. Als der
Herzog nach kurzer Näherung wieder zurücktrat, schrieb man das le-
diglich den Kaiserlichen zu, "che tal mutatione del duca e deter-
minatione di non rendere e processa del vicere." Sanga 21 Nov.
Lettere di principi 21 Nov.
Ranke d. Gesch. II. 21

Irrungen zwiſchen Papſt und Kaiſer.
Anſpruch nahm, beſonders zu Ferrara: der Kaiſer verſprach
ihm dazu ſeine Unterſtützung.

Als Leo ſo plötzlich ſtarb, ließ der Herzog von Fer-
rara eine Münze ſchlagen mit der Umſchrift: „das Lamm
aus dem Rachen des Löwen errettet.“

Er war aber nicht allein errettet, er bekam während
der Sedisvacanz auch Gelegenheit, Reggio und Rubiera
einzunehmen. Auf Adrian VI verſchaffte er ſich ſo viel
Einfluß, daß dieſer ihm deſſenungeachtet die Lehen erneuerte.

Von ganz andrer Geſinnung war jedoch der Nachfol-
ger Adrians, Clemens VII; ſo wie die Franzoſen 1524
aus Italien verjagt waren, forderte er die Kaiſerlichen auf,
ihm auch wider den Herzog Beiſtand zu leiſten, und den-
ſelben zunächſt aus Reggio zu vertreiben.

Dazu hielten ſich jedoch Dieſe nicht mehr verpflichtet.
All ihr Sinnen gieng damals auf jenen Einfall in Frank-
reich und ſie wollten keine Unruhen in ihrem Rücken ver-
anlaſſen. Der Vicekönig antwortete: wenn der Papſt den
Kaiſer liebe, ſo ſolle er dem Herzog, um ihn ganz zufrie-
den zu ſtellen, eher auch noch Modena zurückgeben. 1

Eine Anmuthung, die den Papſt tief beleidigte. Wenn
er auch zuletzt nicht eben viel geleiſtet hatte, ſo lebte ihm
doch in friſcher Erinnerung, welchen Antheil er vor drei
Jahren an der Eroberung von Mailand perſönlich gehabt.
Sollte das nun blos zum Vortheil des Kaiſerthums aus-

1 Giberti agli oratori in Spagna 22 Ott. 1524. Als der
Herzog nach kurzer Naͤherung wieder zuruͤcktrat, ſchrieb man das le-
diglich den Kaiſerlichen zu, „che tal mutatione del duca e deter-
minatione di non rendere è processa del vicere.“ Sanga 21 Nov.
Lettere di principi 21 Nov.
Ranke d. Geſch. II. 21
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[321/0331] Irrungen zwiſchen Papſt und Kaiſer. Anſpruch nahm, beſonders zu Ferrara: der Kaiſer verſprach ihm dazu ſeine Unterſtützung. Als Leo ſo plötzlich ſtarb, ließ der Herzog von Fer- rara eine Münze ſchlagen mit der Umſchrift: „das Lamm aus dem Rachen des Löwen errettet.“ Er war aber nicht allein errettet, er bekam während der Sedisvacanz auch Gelegenheit, Reggio und Rubiera einzunehmen. Auf Adrian VI verſchaffte er ſich ſo viel Einfluß, daß dieſer ihm deſſenungeachtet die Lehen erneuerte. Von ganz andrer Geſinnung war jedoch der Nachfol- ger Adrians, Clemens VII; ſo wie die Franzoſen 1524 aus Italien verjagt waren, forderte er die Kaiſerlichen auf, ihm auch wider den Herzog Beiſtand zu leiſten, und den- ſelben zunächſt aus Reggio zu vertreiben. Dazu hielten ſich jedoch Dieſe nicht mehr verpflichtet. All ihr Sinnen gieng damals auf jenen Einfall in Frank- reich und ſie wollten keine Unruhen in ihrem Rücken ver- anlaſſen. Der Vicekönig antwortete: wenn der Papſt den Kaiſer liebe, ſo ſolle er dem Herzog, um ihn ganz zufrie- den zu ſtellen, eher auch noch Modena zurückgeben. 1 Eine Anmuthung, die den Papſt tief beleidigte. Wenn er auch zuletzt nicht eben viel geleiſtet hatte, ſo lebte ihm doch in friſcher Erinnerung, welchen Antheil er vor drei Jahren an der Eroberung von Mailand perſönlich gehabt. Sollte das nun blos zum Vortheil des Kaiſerthums aus- 1 Giberti agli oratori in Spagna 22 Ott. 1524. Als der Herzog nach kurzer Naͤherung wieder zuruͤcktrat, ſchrieb man das le- diglich den Kaiſerlichen zu, „che tal mutatione del duca e deter- minatione di non rendere è processa del vicere.“ Sanga 21 Nov. Lettere di principi 21 Nov. Ranke d. Geſch. II. 21

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/331>, abgerufen am 27.11.2024.