betteln wollen? es wäre eine Sünde, zu denken, daß in einer so edlen Seele ein so niedriger Gedanke Platz fin- den könnte." 1
Dennoch war eben dieß der Fall.
Pescara war in Italien geboren, aber er hatte die Seele eines Spaniers. Alle seine Vorältern hatten dafür gelebt, die aragonesisch-spanische Herrschaft in Italien zu begründen. Sein Urgroßvater, Ruy Lopez de Avalos hatte sich an Alfons V angeschlossen: dessen Sohn, Inigo war der Vertraute dieses Königs gewesen: dessen Sohn, Alonso war bei dem Angriff der Franzosen durch die Hand eines Mauren umgekommen; 2 auf der Fortsetzung dieser Bestre- bungen beruhte das Daseyn auch unsres Pescara. Er lebte und webte in der Anführung der spanischen Fußvöl- ker, die ihm anvertraut war: er kannte seine Leute alle bei Namen: er nahm ihnen nichts übel, selbst nicht die verbotene Plünderung, und schonte sie, so lange es irgend möglich: genug wenn sie nur in der entscheidenden Stunde tapfer aushielten, wie sie das thaten: er fühlte sich glück- lich und ruhmvoll, wenn er vor ihnen herschritt, mit brei- ten Schuhen, wie die Deutschen, weithinwehenden Federn auf dem Hut, das bloße Schwerd mit beiden Händen vor sich hin haltend. Die Italiener dagegen haßte er: er hielt sie für feig und unzuverläßig: es kam wohl vor, daß er bei der Eroberung einer Stadt alle italienischen Soldaten niedermachen ließ. Warum, fragte man ihn, da es doch seine Landsleute seyen. Eben darum, antwortete er, weil
1 An Domenico Sauli. Ib. p. 174.
2Zurita Anales de Aragon V, 58 b.
Pescara.
betteln wollen? es wäre eine Sünde, zu denken, daß in einer ſo edlen Seele ein ſo niedriger Gedanke Platz fin- den könnte.“ 1
Dennoch war eben dieß der Fall.
Pescara war in Italien geboren, aber er hatte die Seele eines Spaniers. Alle ſeine Vorältern hatten dafür gelebt, die aragoneſiſch-ſpaniſche Herrſchaft in Italien zu begründen. Sein Urgroßvater, Ruy Lopez de Avalos hatte ſich an Alfons V angeſchloſſen: deſſen Sohn, Inigo war der Vertraute dieſes Königs geweſen: deſſen Sohn, Alonſo war bei dem Angriff der Franzoſen durch die Hand eines Mauren umgekommen; 2 auf der Fortſetzung dieſer Beſtre- bungen beruhte das Daſeyn auch unſres Pescara. Er lebte und webte in der Anführung der ſpaniſchen Fußvöl- ker, die ihm anvertraut war: er kannte ſeine Leute alle bei Namen: er nahm ihnen nichts übel, ſelbſt nicht die verbotene Plünderung, und ſchonte ſie, ſo lange es irgend möglich: genug wenn ſie nur in der entſcheidenden Stunde tapfer aushielten, wie ſie das thaten: er fühlte ſich glück- lich und ruhmvoll, wenn er vor ihnen herſchritt, mit brei- ten Schuhen, wie die Deutſchen, weithinwehenden Federn auf dem Hut, das bloße Schwerd mit beiden Händen vor ſich hin haltend. Die Italiener dagegen haßte er: er hielt ſie für feig und unzuverläßig: es kam wohl vor, daß er bei der Eroberung einer Stadt alle italieniſchen Soldaten niedermachen ließ. Warum, fragte man ihn, da es doch ſeine Landsleute ſeyen. Eben darum, antwortete er, weil
1 An Domenico Sauli. Ib. p. 174.
2Zurita Anales de Aragon V, 58 b.
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Pescara.
betteln wollen? es wäre eine Sünde, zu denken, daß in
einer ſo edlen Seele ein ſo niedriger Gedanke Platz fin-
den könnte.“ 1
Dennoch war eben dieß der Fall.
Pescara war in Italien geboren, aber er hatte die
Seele eines Spaniers. Alle ſeine Vorältern hatten dafür
gelebt, die aragoneſiſch-ſpaniſche Herrſchaft in Italien zu
begründen. Sein Urgroßvater, Ruy Lopez de Avalos hatte
ſich an Alfons V angeſchloſſen: deſſen Sohn, Inigo war
der Vertraute dieſes Königs geweſen: deſſen Sohn, Alonſo
war bei dem Angriff der Franzoſen durch die Hand eines
Mauren umgekommen; 2 auf der Fortſetzung dieſer Beſtre-
bungen beruhte das Daſeyn auch unſres Pescara. Er
lebte und webte in der Anführung der ſpaniſchen Fußvöl-
ker, die ihm anvertraut war: er kannte ſeine Leute alle
bei Namen: er nahm ihnen nichts übel, ſelbſt nicht die
verbotene Plünderung, und ſchonte ſie, ſo lange es irgend
möglich: genug wenn ſie nur in der entſcheidenden Stunde
tapfer aushielten, wie ſie das thaten: er fühlte ſich glück-
lich und ruhmvoll, wenn er vor ihnen herſchritt, mit brei-
ten Schuhen, wie die Deutſchen, weithinwehenden Federn
auf dem Hut, das bloße Schwerd mit beiden Händen vor
ſich hin haltend. Die Italiener dagegen haßte er: er hielt
ſie für feig und unzuverläßig: es kam wohl vor, daß er
bei der Eroberung einer Stadt alle italieniſchen Soldaten
niedermachen ließ. Warum, fragte man ihn, da es doch
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1 An Domenico Sauli. Ib. p. 174.
2 Zurita Anales de Aragon V, 58 b.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/343>, abgerufen am 27.11.2024.
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