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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.

Allein nur so lange schwieg man von diesen, bis die
ersteren eingenommen waren: wie es so weit war, forderte
Pescara auch die Castelle von Cremona und Mailand.
Der Herzog machte Einwendungen. Pescara erwiederte,
er wisse aus den Briefen des herzoglichen Bevollmächtig-
ten in Rom, Domenico Sauli, daß S. Excellenz dort ihre
Person und ihren Staat zum Zweck der Befreiung Ita-
liens von kaiserlichem Kriegsvolk angetragen: und bestand
darauf, daß wenigstens von den Befehlshabern der Castelle
dem Kaiser der Eid der Treue geleistet werde. 1 Da Sforza
nicht nachgab, trug Pescara kein Bedenken Gewalt zu brau-
chen. Er nahm Cremona in Besitz und gegen das Castell
von Mailand schritt er zur Belagerung. Dreitausend Deut-
sche waren dabei beschäftigt. 2 Zugleich eröffnete er einen
Proceß wegen Felonie gegen den Herzog. Dem Kaiser
ließ er wissen, Gott und die Welt und die gesunde Ver-
nunft verlange daß er Mailand jetzt für sich behalte. Der
Kaiser war entschlossen, dem Processe seinen Fortgang zu
lassen, und nach dem richterlichen Spruch, der freilich
nicht zweifelhaft seyn konnte, zu verfahren. 3

Dahin führte dieser erste Versuch der Italiener, sich
von dem fremden Kriegsvolk zu befreien. So wie sie da-
bei vor allem auf den Abfall Pescaras gerechnet, so schei-

terte
1 Pescara an Ferdinand 4 Nov. Bucholtz III, 14.
2 Custode Fortsetzung Verri's aus den einheimischen Chroni-
sten p. 29.
3 Sandoval I, 668 versichert, er habe die Instrumente der
Belehnung gesehen, die schon für Bourbon ausgefertigt waren: ja
dieser habe die Lehen in aller Form empfangen.
Viertes Buch. Erſtes Capitel.

Allein nur ſo lange ſchwieg man von dieſen, bis die
erſteren eingenommen waren: wie es ſo weit war, forderte
Pescara auch die Caſtelle von Cremona und Mailand.
Der Herzog machte Einwendungen. Pescara erwiederte,
er wiſſe aus den Briefen des herzoglichen Bevollmächtig-
ten in Rom, Domenico Sauli, daß S. Excellenz dort ihre
Perſon und ihren Staat zum Zweck der Befreiung Ita-
liens von kaiſerlichem Kriegsvolk angetragen: und beſtand
darauf, daß wenigſtens von den Befehlshabern der Caſtelle
dem Kaiſer der Eid der Treue geleiſtet werde. 1 Da Sforza
nicht nachgab, trug Pescara kein Bedenken Gewalt zu brau-
chen. Er nahm Cremona in Beſitz und gegen das Caſtell
von Mailand ſchritt er zur Belagerung. Dreitauſend Deut-
ſche waren dabei beſchäftigt. 2 Zugleich eröffnete er einen
Proceß wegen Felonie gegen den Herzog. Dem Kaiſer
ließ er wiſſen, Gott und die Welt und die geſunde Ver-
nunft verlange daß er Mailand jetzt für ſich behalte. Der
Kaiſer war entſchloſſen, dem Proceſſe ſeinen Fortgang zu
laſſen, und nach dem richterlichen Spruch, der freilich
nicht zweifelhaft ſeyn konnte, zu verfahren. 3

Dahin führte dieſer erſte Verſuch der Italiener, ſich
von dem fremden Kriegsvolk zu befreien. So wie ſie da-
bei vor allem auf den Abfall Pescaras gerechnet, ſo ſchei-

terte
1 Pescara an Ferdinand 4 Nov. Bucholtz III, 14.
2 Cuſtode Fortſetzung Verri’s aus den einheimiſchen Chroni-
ſten p. 29.
3 Sandoval I, 668 verſichert, er habe die Inſtrumente der
Belehnung geſehen, die ſchon fuͤr Bourbon ausgefertigt waren: ja
dieſer habe die Lehen in aller Form empfangen.
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[336/0346] Viertes Buch. Erſtes Capitel. Allein nur ſo lange ſchwieg man von dieſen, bis die erſteren eingenommen waren: wie es ſo weit war, forderte Pescara auch die Caſtelle von Cremona und Mailand. Der Herzog machte Einwendungen. Pescara erwiederte, er wiſſe aus den Briefen des herzoglichen Bevollmächtig- ten in Rom, Domenico Sauli, daß S. Excellenz dort ihre Perſon und ihren Staat zum Zweck der Befreiung Ita- liens von kaiſerlichem Kriegsvolk angetragen: und beſtand darauf, daß wenigſtens von den Befehlshabern der Caſtelle dem Kaiſer der Eid der Treue geleiſtet werde. 1 Da Sforza nicht nachgab, trug Pescara kein Bedenken Gewalt zu brau- chen. Er nahm Cremona in Beſitz und gegen das Caſtell von Mailand ſchritt er zur Belagerung. Dreitauſend Deut- ſche waren dabei beſchäftigt. 2 Zugleich eröffnete er einen Proceß wegen Felonie gegen den Herzog. Dem Kaiſer ließ er wiſſen, Gott und die Welt und die geſunde Ver- nunft verlange daß er Mailand jetzt für ſich behalte. Der Kaiſer war entſchloſſen, dem Proceſſe ſeinen Fortgang zu laſſen, und nach dem richterlichen Spruch, der freilich nicht zweifelhaft ſeyn konnte, zu verfahren. 3 Dahin führte dieſer erſte Verſuch der Italiener, ſich von dem fremden Kriegsvolk zu befreien. So wie ſie da- bei vor allem auf den Abfall Pescaras gerechnet, ſo ſchei- terte 1 Pescara an Ferdinand 4 Nov. Bucholtz III, 14. 2 Cuſtode Fortſetzung Verri’s aus den einheimiſchen Chroni- ſten p. 29. 3 Sandoval I, 668 verſichert, er habe die Inſtrumente der Belehnung geſehen, die ſchon fuͤr Bourbon ausgefertigt waren: ja dieſer habe die Lehen in aller Form empfangen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/346>, abgerufen am 27.11.2024.