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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Drittes Capitel.
Gesinnung bestärkte ihn vor allem sein Secretär und Be-
gleiter auf diesem Zuge, Jacob Ziegler, der sich lange Zeit
am römischen Hof aufgehalten hatte, von dem eine Lebens-
beschreibung Papst Clemens VII übrig ist, aus welcher man
sieht, was die Deutschen dort von dem Papst dachten und
unter einander besprachen, von seiner unächten Geburt, die
ihn schon von Anfang an von der Geistlichkeit hätte aus-
schließen sollen, seiner verschlagenen Pfiffigkeit, seinem räu-
berischen Geiz: Giftmischereien und die schändlichsten Wol-
lüste gaben sie ihm Schuld: mit allen Gerüchten des Hofes,
wahren oder falschen, nährten sie die nationale Antipathie
von der sie erfüllt waren. Diese Erzählungen, zusammen-
treffend mit den Feindseligkeiten gegen den Kaiser, die man
für durchaus unrechtlich hielt, erweckten in den Deutschen,
Hauptleuten und Gemeinen, ungefähr denselben religiös-po-
litischen Eifer gegen den Papst, der in dem Bauernkrieg so vie-
len deutschen Prälaten verderblich gewesen: auch G. Frunds-
berg war davon durchdrungen: 1 er erklärte sich entschlos-
sen, der Sache ein Ende zu machen, dem Papst ein Leides
zu thun, wenn er ihn in seine Hand bekomme.

Wenn die Politik des Kaisers die religiösen Bestre-
bungen der Deutschen unterstützte, so förderte die religiöse
Stimmung hinwieder die Politik des Kaisers. Bei der er-
sten Annäherung an die Neigungen der Nation kam sie
ihm mit aller ihrer Kraft zu Hülfe.

Im November sammelten sich bei 11000 Mann auf

1 Schelhorn de vita et scriptis Jacobi Ziegleri § 21. Er
weist aus einem ungedruckten Werke Zieglers nach, "magnanimo he-
roi, in G. Fo in expeditione italica versanti eum fuisse vel a
consiliis vel ab epistolis."

Viertes Buch. Drittes Capitel.
Geſinnung beſtärkte ihn vor allem ſein Secretär und Be-
gleiter auf dieſem Zuge, Jacob Ziegler, der ſich lange Zeit
am römiſchen Hof aufgehalten hatte, von dem eine Lebens-
beſchreibung Papſt Clemens VII übrig iſt, aus welcher man
ſieht, was die Deutſchen dort von dem Papſt dachten und
unter einander beſprachen, von ſeiner unächten Geburt, die
ihn ſchon von Anfang an von der Geiſtlichkeit hätte aus-
ſchließen ſollen, ſeiner verſchlagenen Pfiffigkeit, ſeinem räu-
beriſchen Geiz: Giftmiſchereien und die ſchändlichſten Wol-
lüſte gaben ſie ihm Schuld: mit allen Gerüchten des Hofes,
wahren oder falſchen, nährten ſie die nationale Antipathie
von der ſie erfüllt waren. Dieſe Erzählungen, zuſammen-
treffend mit den Feindſeligkeiten gegen den Kaiſer, die man
für durchaus unrechtlich hielt, erweckten in den Deutſchen,
Hauptleuten und Gemeinen, ungefähr denſelben religiös-po-
litiſchen Eifer gegen den Papſt, der in dem Bauernkrieg ſo vie-
len deutſchen Prälaten verderblich geweſen: auch G. Frunds-
berg war davon durchdrungen: 1 er erklärte ſich entſchloſ-
ſen, der Sache ein Ende zu machen, dem Papſt ein Leides
zu thun, wenn er ihn in ſeine Hand bekomme.

Wenn die Politik des Kaiſers die religiöſen Beſtre-
bungen der Deutſchen unterſtützte, ſo förderte die religiöſe
Stimmung hinwieder die Politik des Kaiſers. Bei der er-
ſten Annäherung an die Neigungen der Nation kam ſie
ihm mit aller ihrer Kraft zu Hülfe.

Im November ſammelten ſich bei 11000 Mann auf

1 Schelhorn de vita et scriptis Jacobi Ziegleri § 21. Er
weiſt aus einem ungedruckten Werke Zieglers nach, „magnanimo he-
roi, in G. Fo in expeditione italica versanti eum fuisse vel a
consiliis vel ab epistolis.“
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[378/0388] Viertes Buch. Drittes Capitel. Geſinnung beſtärkte ihn vor allem ſein Secretär und Be- gleiter auf dieſem Zuge, Jacob Ziegler, der ſich lange Zeit am römiſchen Hof aufgehalten hatte, von dem eine Lebens- beſchreibung Papſt Clemens VII übrig iſt, aus welcher man ſieht, was die Deutſchen dort von dem Papſt dachten und unter einander beſprachen, von ſeiner unächten Geburt, die ihn ſchon von Anfang an von der Geiſtlichkeit hätte aus- ſchließen ſollen, ſeiner verſchlagenen Pfiffigkeit, ſeinem räu- beriſchen Geiz: Giftmiſchereien und die ſchändlichſten Wol- lüſte gaben ſie ihm Schuld: mit allen Gerüchten des Hofes, wahren oder falſchen, nährten ſie die nationale Antipathie von der ſie erfüllt waren. Dieſe Erzählungen, zuſammen- treffend mit den Feindſeligkeiten gegen den Kaiſer, die man für durchaus unrechtlich hielt, erweckten in den Deutſchen, Hauptleuten und Gemeinen, ungefähr denſelben religiös-po- litiſchen Eifer gegen den Papſt, der in dem Bauernkrieg ſo vie- len deutſchen Prälaten verderblich geweſen: auch G. Frunds- berg war davon durchdrungen: 1 er erklärte ſich entſchloſ- ſen, der Sache ein Ende zu machen, dem Papſt ein Leides zu thun, wenn er ihn in ſeine Hand bekomme. Wenn die Politik des Kaiſers die religiöſen Beſtre- bungen der Deutſchen unterſtützte, ſo förderte die religiöſe Stimmung hinwieder die Politik des Kaiſers. Bei der er- ſten Annäherung an die Neigungen der Nation kam ſie ihm mit aller ihrer Kraft zu Hülfe. Im November ſammelten ſich bei 11000 Mann auf 1 Schelhorn de vita et scriptis Jacobi Ziegleri § 21. Er weiſt aus einem ungedruckten Werke Zieglers nach, „magnanimo he- roi, in G. Fo in expeditione italica versanti eum fuisse vel a consiliis vel ab epistolis.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/388>, abgerufen am 27.11.2024.