Po: das rechte Ufer aufwärts nach der Trebbia: am 28sten Dez. langte er in der Gegend von Piacenza an. "Hier sind wir," schrieb er dann an Bourbon: "über die hohen Gebirge und tiefen Wasser, mitten durch die Feinde, in Hunger und Mangel und Armuth sind wir glücklich ange- langt. Was sollen wir thun?"
Bourbon brauchte noch den ganzen Januar, um Mai- land so weit zu beruhigen, daß er es mit einer gewissen Sicherheit einem Theile seiner Truppen anvertrauen, und mit dem andern sich mit den Deutschen verbinden konnte. Am 12ten Februar geschah die Vereinigung bei Firenzuola. 1 Was sie thun sollten konnte ihnen keinen Augenblick zweifel- haft seyn. Die Gesinnung Frundsbergs kennen wir. Auch von Bourbon kann man sich nicht wundern wenn er jetzt vor allen andern Menschen den Papst haßte: -- daß er Herzog von Mailand werden solle, war die Forderung des Kaisers, an der bisher alle Unterhandlungen gescheitert wa- ren, die Clemens nie hatte bewilligen wollen. Ihr ein- ziger Verbündeter in Italien war der Herzog von Ferrara, der dem Papst einen nicht geringern Haß widmete: von Cle- mens wie von Leo war er unaufhörlich selbst in seinem an- gestammten Erbe bedroht worden: er unterstützte das Heer auf dem Marsch, und forderte die Anführer auf, nur kei-
gehabt, so wollt ich mit der Hülfe Gottes kaiserlicher Mt und fürst- licher Durchlaucht nicht ein klein Ehr eingelegt haben. Ihr mügt enndlich glauben, daß ich mein Lebtag heftigern Abzug nicht gesehn habe." Den Feinden wurden 500 Pferde erschossen.
1 Frundsberg war sehr mißvergnügt daß man ihn so lange aufziehe. Er vermuthet schon Verrätherei: was man ihm sagt glaubt er wie St. Thomas. Schreiben a. a. O. 430.
Viertes Buch. Drittes Capitel.
Po: das rechte Ufer aufwärts nach der Trebbia: am 28ſten Dez. langte er in der Gegend von Piacenza an. „Hier ſind wir,“ ſchrieb er dann an Bourbon: „über die hohen Gebirge und tiefen Waſſer, mitten durch die Feinde, in Hunger und Mangel und Armuth ſind wir glücklich ange- langt. Was ſollen wir thun?“
Bourbon brauchte noch den ganzen Januar, um Mai- land ſo weit zu beruhigen, daß er es mit einer gewiſſen Sicherheit einem Theile ſeiner Truppen anvertrauen, und mit dem andern ſich mit den Deutſchen verbinden konnte. Am 12ten Februar geſchah die Vereinigung bei Firenzuola. 1 Was ſie thun ſollten konnte ihnen keinen Augenblick zweifel- haft ſeyn. Die Geſinnung Frundsbergs kennen wir. Auch von Bourbon kann man ſich nicht wundern wenn er jetzt vor allen andern Menſchen den Papſt haßte: — daß er Herzog von Mailand werden ſolle, war die Forderung des Kaiſers, an der bisher alle Unterhandlungen geſcheitert wa- ren, die Clemens nie hatte bewilligen wollen. Ihr ein- ziger Verbündeter in Italien war der Herzog von Ferrara, der dem Papſt einen nicht geringern Haß widmete: von Cle- mens wie von Leo war er unaufhörlich ſelbſt in ſeinem an- geſtammten Erbe bedroht worden: er unterſtützte das Heer auf dem Marſch, und forderte die Anführer auf, nur kei-
gehabt, ſo wollt ich mit der Huͤlfe Gottes kaiſerlicher Mt und fuͤrſt- licher Durchlaucht nicht ein klein Ehr eingelegt haben. Ihr muͤgt enndlich glauben, daß ich mein Lebtag heftigern Abzug nicht geſehn habe.“ Den Feinden wurden 500 Pferde erſchoſſen.
1 Frundsberg war ſehr mißvergnuͤgt daß man ihn ſo lange aufziehe. Er vermuthet ſchon Verraͤtherei: was man ihm ſagt glaubt er wie St. Thomas. Schreiben a. a. O. 430.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0392"n="382"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Viertes Buch. Drittes Capitel</hi>.</fw><lb/>
Po: das rechte Ufer aufwärts nach der Trebbia: am 28ſten<lb/>
Dez. langte er in der Gegend von Piacenza an. „Hier<lb/>ſind wir,“ſchrieb er dann an Bourbon: „über die hohen<lb/>
Gebirge und tiefen Waſſer, mitten durch die Feinde, in<lb/>
Hunger und Mangel und Armuth ſind wir glücklich ange-<lb/>
langt. Was ſollen wir thun?“</p><lb/><p>Bourbon brauchte noch den ganzen Januar, um Mai-<lb/>
land ſo weit zu beruhigen, daß er es mit einer gewiſſen<lb/>
Sicherheit einem Theile ſeiner Truppen anvertrauen, und<lb/>
mit dem andern ſich mit den Deutſchen verbinden konnte.<lb/>
Am 12ten Februar geſchah die Vereinigung bei Firenzuola. <noteplace="foot"n="1">Frundsberg war ſehr mißvergnuͤgt daß man ihn ſo lange<lb/>
aufziehe. Er vermuthet ſchon Verraͤtherei: was man ihm ſagt glaubt<lb/>
er wie St. Thomas. Schreiben a. a. O. 430.</note><lb/>
Was ſie thun ſollten konnte ihnen keinen Augenblick zweifel-<lb/>
haft ſeyn. Die Geſinnung Frundsbergs kennen wir. Auch<lb/>
von Bourbon kann man ſich nicht wundern wenn er jetzt<lb/>
vor allen andern Menſchen den Papſt haßte: — daß er<lb/>
Herzog von Mailand werden ſolle, war die Forderung des<lb/>
Kaiſers, an der bisher alle Unterhandlungen geſcheitert wa-<lb/>
ren, die Clemens nie hatte bewilligen wollen. Ihr ein-<lb/>
ziger Verbündeter in Italien war der Herzog von Ferrara,<lb/>
der dem Papſt einen nicht geringern Haß widmete: von Cle-<lb/>
mens wie von Leo war er unaufhörlich ſelbſt in ſeinem an-<lb/>
geſtammten Erbe bedroht worden: er unterſtützte das Heer<lb/>
auf dem Marſch, und forderte die Anführer auf, nur kei-<lb/><notexml:id="seg2pn_39_2"prev="#seg2pn_39_1"place="foot"n="2">gehabt, ſo wollt ich mit der Huͤlfe Gottes kaiſerlicher Mt und fuͤrſt-<lb/>
licher Durchlaucht nicht ein klein Ehr eingelegt haben. Ihr muͤgt<lb/>
enndlich glauben, daß ich mein Lebtag heftigern Abzug nicht geſehn<lb/>
habe.“ Den Feinden wurden 500 Pferde erſchoſſen.</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[382/0392]
Viertes Buch. Drittes Capitel.
Po: das rechte Ufer aufwärts nach der Trebbia: am 28ſten
Dez. langte er in der Gegend von Piacenza an. „Hier
ſind wir,“ ſchrieb er dann an Bourbon: „über die hohen
Gebirge und tiefen Waſſer, mitten durch die Feinde, in
Hunger und Mangel und Armuth ſind wir glücklich ange-
langt. Was ſollen wir thun?“
Bourbon brauchte noch den ganzen Januar, um Mai-
land ſo weit zu beruhigen, daß er es mit einer gewiſſen
Sicherheit einem Theile ſeiner Truppen anvertrauen, und
mit dem andern ſich mit den Deutſchen verbinden konnte.
Am 12ten Februar geſchah die Vereinigung bei Firenzuola. 1
Was ſie thun ſollten konnte ihnen keinen Augenblick zweifel-
haft ſeyn. Die Geſinnung Frundsbergs kennen wir. Auch
von Bourbon kann man ſich nicht wundern wenn er jetzt
vor allen andern Menſchen den Papſt haßte: — daß er
Herzog von Mailand werden ſolle, war die Forderung des
Kaiſers, an der bisher alle Unterhandlungen geſcheitert wa-
ren, die Clemens nie hatte bewilligen wollen. Ihr ein-
ziger Verbündeter in Italien war der Herzog von Ferrara,
der dem Papſt einen nicht geringern Haß widmete: von Cle-
mens wie von Leo war er unaufhörlich ſelbſt in ſeinem an-
geſtammten Erbe bedroht worden: er unterſtützte das Heer
auf dem Marſch, und forderte die Anführer auf, nur kei-
2
1 Frundsberg war ſehr mißvergnuͤgt daß man ihn ſo lange
aufziehe. Er vermuthet ſchon Verraͤtherei: was man ihm ſagt glaubt
er wie St. Thomas. Schreiben a. a. O. 430.
2 gehabt, ſo wollt ich mit der Huͤlfe Gottes kaiſerlicher Mt und fuͤrſt-
licher Durchlaucht nicht ein klein Ehr eingelegt haben. Ihr muͤgt
enndlich glauben, daß ich mein Lebtag heftigern Abzug nicht geſehn
habe.“ Den Feinden wurden 500 Pferde erſchoſſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/392>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.