Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Frundsberg bei Mantua. Dahin nahm Frundsberg in drei geschlossenen Haufen sei-nen Weg: die Verbündeten hatten doch nicht den Muth, ihn ernstlich anzugreifen: sie neckten ihn blos bald mit ihrer leich- ten Reiterei bald mit ihren Schützen, die sich hinter den Grä- ben den Hecken verbargen; 1 nur einmal kam er in ernst- liche Gefahr. Als er in der Landwehr von Mantua, auf dem langen schmalen Damm einherzog, griffen ihn die Feinde im Rücken an und machten zugleich eine Bewegung um die Brücke über den Mincio, den er passiren mußte, bei Governolo zu besetzen. Er wäre verloren gewesen, hätte er sich an dem höchst ungünstigen Ort einschließen lassen. Frundsberg war aber bei aller seiner handfesten Tapferkeit keinesweges ohne eine einfache und ausreichende Taktik. Jener Brücke hatte er sich noch im rechten Moment ver- sichert: den Anfall im Rücken wiesen die Schützen mit ih- ren Handrohren ab; als dann doch eine nicht unbedeutende feindliche Truppe an dem Fluß erschien und ihm den Übergang zu erschweren Miene machte, wollte ihm das Glück so wohl, daß einer der ersten Schüsse den Capitän derselben, Johann Medici, auf welchen die Italiener ihr Vertrauen gesetzt, der ganz ein Mann war nach ihrem damaligen Sinne, -- gebil- det, klug, allen südlichen Lastern ergeben, aber zugleich that- kräftig, verwegen, ein guter Anführer, -- tödtlich verwun- dete. 2 Hierauf gieng Frundsberg bei Ostiglia über den 1 Leoni Vita di Francesco Maria d'Vrbino p. 364. 2 Die Erzählung, daß dieß just der erste Schuß aus den so
eben angekommenen Falconets von Ferrara gewesen, nahm Reisner aus Jovius Vita Alfonsi, und sie ist mir deshalb verdächtig, weil nach dem Tagebuch bei Hormayr p. 429 erst nachdem man über den Po gekommen, 2 Falconets und 2 Schlangen, mit 10000 G. vom Herzog anlangten. "Hätt ich," sagt Frundsberg, "4 bis 500 Pferd Frundsberg bei Mantua. Dahin nahm Frundsberg in drei geſchloſſenen Haufen ſei-nen Weg: die Verbündeten hatten doch nicht den Muth, ihn ernſtlich anzugreifen: ſie neckten ihn blos bald mit ihrer leich- ten Reiterei bald mit ihren Schützen, die ſich hinter den Grä- ben den Hecken verbargen; 1 nur einmal kam er in ernſt- liche Gefahr. Als er in der Landwehr von Mantua, auf dem langen ſchmalen Damm einherzog, griffen ihn die Feinde im Rücken an und machten zugleich eine Bewegung um die Brücke über den Mincio, den er paſſiren mußte, bei Governolo zu beſetzen. Er wäre verloren geweſen, hätte er ſich an dem höchſt ungünſtigen Ort einſchließen laſſen. Frundsberg war aber bei aller ſeiner handfeſten Tapferkeit keinesweges ohne eine einfache und ausreichende Taktik. Jener Brücke hatte er ſich noch im rechten Moment ver- ſichert: den Anfall im Rücken wieſen die Schützen mit ih- ren Handrohren ab; als dann doch eine nicht unbedeutende feindliche Truppe an dem Fluß erſchien und ihm den Übergang zu erſchweren Miene machte, wollte ihm das Glück ſo wohl, daß einer der erſten Schüſſe den Capitän derſelben, Johann Medici, auf welchen die Italiener ihr Vertrauen geſetzt, der ganz ein Mann war nach ihrem damaligen Sinne, — gebil- det, klug, allen ſüdlichen Laſtern ergeben, aber zugleich that- kräftig, verwegen, ein guter Anführer, — tödtlich verwun- dete. 2 Hierauf gieng Frundsberg bei Oſtiglia über den 1 Leoni Vita di Francesco Maria d’Vrbino p. 364. 2 Die Erzaͤhlung, daß dieß juſt der erſte Schuß aus den ſo
eben angekommenen Falconets von Ferrara geweſen, nahm Reisner aus Jovius Vita Alfonsi, und ſie iſt mir deshalb verdaͤchtig, weil nach dem Tagebuch bei Hormayr p. 429 erſt nachdem man uͤber den Po gekommen, 2 Falconets und 2 Schlangen, mit 10000 G. vom Herzog anlangten. „Haͤtt ich,“ ſagt Frundsberg, „4 bis 500 Pferd <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0391" n="381"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Frundsberg bei Mantua</hi>.</fw><lb/> Dahin nahm Frundsberg in drei geſchloſſenen Haufen ſei-<lb/> nen Weg: die Verbündeten hatten doch nicht den Muth, ihn<lb/> ernſtlich anzugreifen: ſie neckten ihn blos bald mit ihrer leich-<lb/> ten Reiterei bald mit ihren Schützen, die ſich hinter den Grä-<lb/> ben den Hecken verbargen; <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Leoni Vita di Francesco Maria d’Vrbino p.</hi> 364.</note> nur einmal kam er in ernſt-<lb/> liche Gefahr. Als er in der Landwehr von Mantua, auf<lb/> dem langen ſchmalen Damm einherzog, griffen ihn die<lb/> Feinde im Rücken an und machten zugleich eine Bewegung<lb/> um die Brücke über den Mincio, den er paſſiren mußte,<lb/> bei Governolo zu beſetzen. Er wäre verloren geweſen, hätte<lb/> er ſich an dem höchſt ungünſtigen Ort einſchließen laſſen.<lb/> Frundsberg war aber bei aller ſeiner handfeſten Tapferkeit<lb/> keinesweges ohne eine einfache und ausreichende Taktik.<lb/> Jener Brücke hatte er ſich noch im rechten Moment ver-<lb/> ſichert: den Anfall im Rücken wieſen die Schützen mit ih-<lb/> ren Handrohren ab; als dann doch eine nicht unbedeutende<lb/> feindliche Truppe an dem Fluß erſchien und ihm den Übergang<lb/> zu erſchweren Miene machte, wollte ihm das Glück ſo wohl,<lb/> daß einer der erſten Schüſſe den Capitän derſelben, Johann<lb/> Medici, auf welchen die Italiener ihr Vertrauen geſetzt, der<lb/> ganz ein Mann war nach ihrem damaligen Sinne, — gebil-<lb/> det, klug, allen ſüdlichen Laſtern ergeben, aber zugleich that-<lb/> kräftig, verwegen, ein guter Anführer, — tödtlich verwun-<lb/> dete. <note xml:id="seg2pn_39_1" next="#seg2pn_39_2" place="foot" n="2">Die Erzaͤhlung, daß dieß juſt der erſte Schuß aus den ſo<lb/> eben angekommenen Falconets von Ferrara geweſen, nahm Reisner<lb/> aus Jovius <hi rendition="#aq">Vita Alfonsi,</hi> und ſie iſt mir deshalb verdaͤchtig, weil<lb/> nach dem Tagebuch bei Hormayr <hi rendition="#aq">p.</hi> 429 erſt nachdem man uͤber den<lb/> Po gekommen, 2 Falconets und 2 Schlangen, mit 10000 G. vom<lb/> Herzog anlangten. „Haͤtt ich,“ ſagt Frundsberg, „4 bis 500 Pferd</note> Hierauf gieng Frundsberg bei Oſtiglia über den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [381/0391]
Frundsberg bei Mantua.
Dahin nahm Frundsberg in drei geſchloſſenen Haufen ſei-
nen Weg: die Verbündeten hatten doch nicht den Muth, ihn
ernſtlich anzugreifen: ſie neckten ihn blos bald mit ihrer leich-
ten Reiterei bald mit ihren Schützen, die ſich hinter den Grä-
ben den Hecken verbargen; 1 nur einmal kam er in ernſt-
liche Gefahr. Als er in der Landwehr von Mantua, auf
dem langen ſchmalen Damm einherzog, griffen ihn die
Feinde im Rücken an und machten zugleich eine Bewegung
um die Brücke über den Mincio, den er paſſiren mußte,
bei Governolo zu beſetzen. Er wäre verloren geweſen, hätte
er ſich an dem höchſt ungünſtigen Ort einſchließen laſſen.
Frundsberg war aber bei aller ſeiner handfeſten Tapferkeit
keinesweges ohne eine einfache und ausreichende Taktik.
Jener Brücke hatte er ſich noch im rechten Moment ver-
ſichert: den Anfall im Rücken wieſen die Schützen mit ih-
ren Handrohren ab; als dann doch eine nicht unbedeutende
feindliche Truppe an dem Fluß erſchien und ihm den Übergang
zu erſchweren Miene machte, wollte ihm das Glück ſo wohl,
daß einer der erſten Schüſſe den Capitän derſelben, Johann
Medici, auf welchen die Italiener ihr Vertrauen geſetzt, der
ganz ein Mann war nach ihrem damaligen Sinne, — gebil-
det, klug, allen ſüdlichen Laſtern ergeben, aber zugleich that-
kräftig, verwegen, ein guter Anführer, — tödtlich verwun-
dete. 2 Hierauf gieng Frundsberg bei Oſtiglia über den
1 Leoni Vita di Francesco Maria d’Vrbino p. 364.
2 Die Erzaͤhlung, daß dieß juſt der erſte Schuß aus den ſo
eben angekommenen Falconets von Ferrara geweſen, nahm Reisner
aus Jovius Vita Alfonsi, und ſie iſt mir deshalb verdaͤchtig, weil
nach dem Tagebuch bei Hormayr p. 429 erſt nachdem man uͤber den
Po gekommen, 2 Falconets und 2 Schlangen, mit 10000 G. vom
Herzog anlangten. „Haͤtt ich,“ ſagt Frundsberg, „4 bis 500 Pferd
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