Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.
Viertes Buch. Drittes Capitel. Pässe im Gebirg ward es gehindert: ein Feind trat ihmnirgends entgegen. Langsam zog Bourbon vorwärts: erst am 5ten April finden wir ihn bei Imola; einige kleinere Städte wurden erobert und geplündert: dann wandte er sich zur Rechten nach den Gebirgen: er nahm den Weg von Val di Bagno. Die größern Geschütze sendete er an den Herzog von Ferrara, die kleineren wurden die Berge emporgeschleift: man hatte zuweilen Mangel an Brod, doch fehlte es eigentlich niemals an Wein und Fleisch: ohne viel Mühe ward die Höhe des Gebirges in den Gegen- den erstiegen, wo unfern von einander Sapio, Folia, Me- tora, mehrere Zuflüsse des Arno entspringen, und aus zahl- reichen Quellen die Anfänge der Tiber zusammenströmen; 1 am 18ten April erschienen die Kaiserlichen bei Pieve di S. Stefano und bedrohten von da zugleich die Thäler des Arno und der Tiber, Florenz und Rom, ohne daß man noch wußte, wohin es sich zunächst wenden werde. Ein allgemeiner Schrecken ergriff diese Gebiete. 2 Der Papst sah nun wohl, daß der Vertrag den er 1 Plinius Hist. nat. III, 175 ed. Lugd. Flavius Blondus Italia illustr. p. 344. 2 Foscari Relatione di Fiorenza 1527 führt aus, daß Bour-
bon entweder Val di Lamone, oder la via della Marca von Rimini her, oder Val di Bagno passiren konnte. Nur die mittlere, bequemste war befestigt. Auch die andern hätte man mit leichter Mühe ver- theidigen können, "si fata deum, si mens non laeva fuisset." -- Aus Machiavells Briefen sieht man, daß als das Heer von S. Gio- vanni aufbrach, man immer noch glaubte, es möchte vielleicht zurück- gehn, und den Weg nach Lucca nehmen, oder es möchte Ravenna angreifen. Viertes Buch. Drittes Capitel. Päſſe im Gebirg ward es gehindert: ein Feind trat ihmnirgends entgegen. Langſam zog Bourbon vorwärts: erſt am 5ten April finden wir ihn bei Imola; einige kleinere Städte wurden erobert und geplündert: dann wandte er ſich zur Rechten nach den Gebirgen: er nahm den Weg von Val di Bagno. Die größern Geſchütze ſendete er an den Herzog von Ferrara, die kleineren wurden die Berge emporgeſchleift: man hatte zuweilen Mangel an Brod, doch fehlte es eigentlich niemals an Wein und Fleiſch: ohne viel Mühe ward die Höhe des Gebirges in den Gegen- den erſtiegen, wo unfern von einander Sapio, Folia, Me- tora, mehrere Zuflüſſe des Arno entſpringen, und aus zahl- reichen Quellen die Anfänge der Tiber zuſammenſtrömen; 1 am 18ten April erſchienen die Kaiſerlichen bei Pieve di S. Stefano und bedrohten von da zugleich die Thäler des Arno und der Tiber, Florenz und Rom, ohne daß man noch wußte, wohin es ſich zunächſt wenden werde. Ein allgemeiner Schrecken ergriff dieſe Gebiete. 2 Der Papſt ſah nun wohl, daß der Vertrag den er 1 Plinius Hist. nat. III, 175 ed. Lugd. Flavius Blondus Italia illustr. p. 344. 2 Foscari Relatione di Fiorenza 1527 fuͤhrt aus, daß Bour-
bon entweder Val di Lamone, oder la via della Marca von Rimini her, oder Val di Bagno paſſiren konnte. Nur die mittlere, bequemſte war befeſtigt. Auch die andern haͤtte man mit leichter Muͤhe ver- theidigen koͤnnen, „si fata deum, si mens non laeva fuisset.“ — Aus Machiavells Briefen ſieht man, daß als das Heer von S. Gio- vanni aufbrach, man immer noch glaubte, es moͤchte vielleicht zuruͤck- gehn, und den Weg nach Lucca nehmen, oder es moͤchte Ravenna angreifen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0398" n="388"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Drittes Capitel</hi>.</fw><lb/> Päſſe im Gebirg ward es gehindert: ein Feind trat ihm<lb/> nirgends entgegen. Langſam zog Bourbon vorwärts: erſt<lb/> am 5ten April finden wir ihn bei Imola; einige kleinere<lb/> Städte wurden erobert und geplündert: dann wandte er<lb/> ſich zur Rechten nach den Gebirgen: er nahm den Weg<lb/> von Val di Bagno. Die größern Geſchütze ſendete er an<lb/> den Herzog von Ferrara, die kleineren wurden die Berge<lb/> emporgeſchleift: man hatte zuweilen Mangel an Brod, doch<lb/> fehlte es eigentlich niemals an Wein und Fleiſch: ohne<lb/> viel Mühe ward die Höhe des Gebirges in den Gegen-<lb/> den erſtiegen, wo unfern von einander Sapio, Folia, Me-<lb/> tora, mehrere Zuflüſſe des Arno entſpringen, und aus zahl-<lb/> reichen Quellen die Anfänge der Tiber zuſammenſtrömen; <note place="foot" n="1">Plinius <hi rendition="#aq">Hist. nat. III, 175 ed. Lugd.</hi> Flavius Blondus<lb/><hi rendition="#aq">Italia illustr. p.</hi> 344.</note><lb/> am 18ten April erſchienen die Kaiſerlichen bei Pieve di<lb/> S. Stefano und bedrohten von da zugleich die Thäler des<lb/> Arno und der Tiber, Florenz und Rom, ohne daß man<lb/> noch wußte, wohin es ſich zunächſt wenden werde. Ein<lb/> allgemeiner Schrecken ergriff dieſe Gebiete. <note place="foot" n="2">Foscari <hi rendition="#aq">Relatione di Fiorenza</hi> 1527 fuͤhrt aus, daß Bour-<lb/> bon entweder <hi rendition="#aq">Val di Lamone,</hi> oder <hi rendition="#aq">la via della Marca</hi> von Rimini<lb/> her, oder Val di Bagno paſſiren konnte. Nur die mittlere, bequemſte<lb/> war befeſtigt. Auch die andern haͤtte man mit leichter Muͤhe ver-<lb/> theidigen koͤnnen, <hi rendition="#aq">„si fata deum, si mens non laeva fuisset.“</hi> —<lb/> Aus Machiavells Briefen ſieht man, daß als das Heer von S. Gio-<lb/> vanni aufbrach, man immer noch glaubte, es moͤchte vielleicht zuruͤck-<lb/> gehn, und den Weg nach Lucca nehmen, oder es moͤchte Ravenna<lb/> angreifen.</note></p><lb/> <p>Der Papſt ſah nun wohl, daß der Vertrag den er<lb/> mit Lannoy geſchloſſen zu günſtig war um ausgeführt zu<lb/> werden. Was die Kaiſerlichen ſchon immer von ihm ge-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [388/0398]
Viertes Buch. Drittes Capitel.
Päſſe im Gebirg ward es gehindert: ein Feind trat ihm
nirgends entgegen. Langſam zog Bourbon vorwärts: erſt
am 5ten April finden wir ihn bei Imola; einige kleinere
Städte wurden erobert und geplündert: dann wandte er
ſich zur Rechten nach den Gebirgen: er nahm den Weg
von Val di Bagno. Die größern Geſchütze ſendete er an
den Herzog von Ferrara, die kleineren wurden die Berge
emporgeſchleift: man hatte zuweilen Mangel an Brod, doch
fehlte es eigentlich niemals an Wein und Fleiſch: ohne
viel Mühe ward die Höhe des Gebirges in den Gegen-
den erſtiegen, wo unfern von einander Sapio, Folia, Me-
tora, mehrere Zuflüſſe des Arno entſpringen, und aus zahl-
reichen Quellen die Anfänge der Tiber zuſammenſtrömen; 1
am 18ten April erſchienen die Kaiſerlichen bei Pieve di
S. Stefano und bedrohten von da zugleich die Thäler des
Arno und der Tiber, Florenz und Rom, ohne daß man
noch wußte, wohin es ſich zunächſt wenden werde. Ein
allgemeiner Schrecken ergriff dieſe Gebiete. 2
Der Papſt ſah nun wohl, daß der Vertrag den er
mit Lannoy geſchloſſen zu günſtig war um ausgeführt zu
werden. Was die Kaiſerlichen ſchon immer von ihm ge-
1 Plinius Hist. nat. III, 175 ed. Lugd. Flavius Blondus
Italia illustr. p. 344.
2 Foscari Relatione di Fiorenza 1527 fuͤhrt aus, daß Bour-
bon entweder Val di Lamone, oder la via della Marca von Rimini
her, oder Val di Bagno paſſiren konnte. Nur die mittlere, bequemſte
war befeſtigt. Auch die andern haͤtte man mit leichter Muͤhe ver-
theidigen koͤnnen, „si fata deum, si mens non laeva fuisset.“ —
Aus Machiavells Briefen ſieht man, daß als das Heer von S. Gio-
vanni aufbrach, man immer noch glaubte, es moͤchte vielleicht zuruͤck-
gehn, und den Weg nach Lucca nehmen, oder es moͤchte Ravenna
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