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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Viertes Capitel.
den König, auf die Errichtung einer christlichen Ordnung
eben nach Maaßgabe des Evangeliums Bedacht zu nehmen,
damit Alle in Liebe und Einigkeit unter einander leben.
Ferdinand erwiederte, er werde alles thun, was zu christlicher
Einigkeit und dem Lobe des allmächtigen Gottes gereiche. 1

Der hergebrachten Meinung gegenüber sieht es paradox
aus, aber im Angesicht der allgemeinen Combination der
Ereignisse dürfen wir es aussprechen, daß die politisch-an-
tirömische, religiös gemäßigte Haltung, welche das Haus
Östreich in diesem Zeitpunct eingenommen, dazu beitrug,
ihm den Gehorsam in diesen Ländern zu verschaffen, die
mit so mannichfaltigen Elementen der Opposition gegen
Rom erfüllt waren.

Wunderbares Verhängniß, wenn die schroff-romani-
stische Meinung, welche Baiern verfocht, gleich im ersten
Moment dazu mitgewirkt hat, seine Pläne nach Außen hin
zu hintertreiben.

Am Geburtstag seines Bruders, 24 Februar 1527,
ward Ferdinand in Prag gekrönt, am 11 Mai nahm er
auf dem Markte von Breslau die Huldigung ein: die deut-
schen Fürsten eilten herbei, die Lehen der böhmischen Krone
von dem neuen Lehnsherrn zu empfangen.

Ein moscowitischer Gesandter, der damals am Hofe
eintraf, bezeigte sein Erstaunen, daß ein so herrliches Reich
ohne Schwerdschlag in die Hände eines neuen Herrn über-
gegangen war. 2


1 Forderung und Resolution bei Schickfuß Schlesische Chro-
nik III, 171. Auch im Anhang zu Bucholtz II, 523.
2 Herberstein R. M. C. p. 154.

Viertes Buch. Viertes Capitel.
den König, auf die Errichtung einer chriſtlichen Ordnung
eben nach Maaßgabe des Evangeliums Bedacht zu nehmen,
damit Alle in Liebe und Einigkeit unter einander leben.
Ferdinand erwiederte, er werde alles thun, was zu chriſtlicher
Einigkeit und dem Lobe des allmächtigen Gottes gereiche. 1

Der hergebrachten Meinung gegenüber ſieht es paradox
aus, aber im Angeſicht der allgemeinen Combination der
Ereigniſſe dürfen wir es ausſprechen, daß die politiſch-an-
tirömiſche, religiös gemäßigte Haltung, welche das Haus
Öſtreich in dieſem Zeitpunct eingenommen, dazu beitrug,
ihm den Gehorſam in dieſen Ländern zu verſchaffen, die
mit ſo mannichfaltigen Elementen der Oppoſition gegen
Rom erfüllt waren.

Wunderbares Verhängniß, wenn die ſchroff-romani-
ſtiſche Meinung, welche Baiern verfocht, gleich im erſten
Moment dazu mitgewirkt hat, ſeine Pläne nach Außen hin
zu hintertreiben.

Am Geburtstag ſeines Bruders, 24 Februar 1527,
ward Ferdinand in Prag gekrönt, am 11 Mai nahm er
auf dem Markte von Breslau die Huldigung ein: die deut-
ſchen Fürſten eilten herbei, die Lehen der böhmiſchen Krone
von dem neuen Lehnsherrn zu empfangen.

Ein moscowitiſcher Geſandter, der damals am Hofe
eintraf, bezeigte ſein Erſtaunen, daß ein ſo herrliches Reich
ohne Schwerdſchlag in die Hände eines neuen Herrn über-
gegangen war. 2


1 Forderung und Reſolution bei Schickfuß Schleſiſche Chro-
nik III, 171. Auch im Anhang zu Bucholtz II, 523.
2 Herberſtein R. M. C. p. 154.
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[422/0432] Viertes Buch. Viertes Capitel. den König, auf die Errichtung einer chriſtlichen Ordnung eben nach Maaßgabe des Evangeliums Bedacht zu nehmen, damit Alle in Liebe und Einigkeit unter einander leben. Ferdinand erwiederte, er werde alles thun, was zu chriſtlicher Einigkeit und dem Lobe des allmächtigen Gottes gereiche. 1 Der hergebrachten Meinung gegenüber ſieht es paradox aus, aber im Angeſicht der allgemeinen Combination der Ereigniſſe dürfen wir es ausſprechen, daß die politiſch-an- tirömiſche, religiös gemäßigte Haltung, welche das Haus Öſtreich in dieſem Zeitpunct eingenommen, dazu beitrug, ihm den Gehorſam in dieſen Ländern zu verſchaffen, die mit ſo mannichfaltigen Elementen der Oppoſition gegen Rom erfüllt waren. Wunderbares Verhängniß, wenn die ſchroff-romani- ſtiſche Meinung, welche Baiern verfocht, gleich im erſten Moment dazu mitgewirkt hat, ſeine Pläne nach Außen hin zu hintertreiben. Am Geburtstag ſeines Bruders, 24 Februar 1527, ward Ferdinand in Prag gekrönt, am 11 Mai nahm er auf dem Markte von Breslau die Huldigung ein: die deut- ſchen Fürſten eilten herbei, die Lehen der böhmiſchen Krone von dem neuen Lehnsherrn zu empfangen. Ein moscowitiſcher Geſandter, der damals am Hofe eintraf, bezeigte ſein Erſtaunen, daß ein ſo herrliches Reich ohne Schwerdſchlag in die Hände eines neuen Herrn über- gegangen war. 2 1 Forderung und Reſolution bei Schickfuß Schleſiſche Chro- nik III, 171. Auch im Anhang zu Bucholtz II, 523. 2 Herberſtein R. M. C. p. 154.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/432>, abgerufen am 27.11.2024.