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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Brandenburg und Nürnberg.
schloß endlich die beiden Pröpste von der Gemeinschaft der
Kirche aus, erklärte ihre Stellen für erledigt, und forderte
die, denen es gebühre, auf, neue Wahlen zu treffen. Allein
wie sehr hatten sich die Dinge seit dem Jahr 1520 ver-
ändert! Damals war es noch nothwendig gewesen, mit
dem entfernten päpstlichen Commissarius eine Abkunft zu
treffen: jetzt machte die Excommunication des nahen mäch-
tigen Bischofs keinen Eindruck mehr. Die Pröpste appel-
lirten von ihm an ein frei, sicher, christlich und gottselig
Concilium. 1 Allmählig ergriff ihre Gesinnung die wirk-
samsten Mitglieder des Rathes, Hieronymus Ebner, einen
Mann, in welchem sich Gewissenhaftigkeit und Sanftmuth
paart, Caspar Nützel, Christoph Scheurl, Hieron. Baum-
gärtner, den Rathsschreiber Lazarus Spengler, der mit ei-
ner außerordentlichen Tüchtigkeit in den Geschäften die le-
bendigste Theilnahme an den allgemeinen Fragen der Re-
ligion und der Kirche verband. Seit dem Spätjahr 1524
nahm der Rath zu Nürnberg auf allen Versammlungen
der Städte, der Mitglieder des schwäbischen Bundes, der
Reichsstände, dem Kaiser und dessen Vertretern gegenüber
eine muthvoll evangelische Haltung an. Es ist wohl an
dem, wie er unaufhörlich versichert, daß er schon der all-
gemeinen Stimmung der Bürger halber nicht anders konnte.
Vergessen wir aber nicht, daß er auch einige große po-
litische Vortheile damit erwarb. Die kirchliche Reform
war das einzige Mittel, die Unordnungen und Widerspen-
stigkeiten der Geistlichkeit, mit der man schon so lange

1 Appellation und Berufung der Pröpst und des Augustiner
Priors zu Nüremberg bei Strobel: Misc. III, 62.

Brandenburg und Nuͤrnberg.
ſchloß endlich die beiden Pröpſte von der Gemeinſchaft der
Kirche aus, erklärte ihre Stellen für erledigt, und forderte
die, denen es gebühre, auf, neue Wahlen zu treffen. Allein
wie ſehr hatten ſich die Dinge ſeit dem Jahr 1520 ver-
ändert! Damals war es noch nothwendig geweſen, mit
dem entfernten päpſtlichen Commiſſarius eine Abkunft zu
treffen: jetzt machte die Excommunication des nahen mäch-
tigen Biſchofs keinen Eindruck mehr. Die Pröpſte appel-
lirten von ihm an ein frei, ſicher, chriſtlich und gottſelig
Concilium. 1 Allmählig ergriff ihre Geſinnung die wirk-
ſamſten Mitglieder des Rathes, Hieronymus Ebner, einen
Mann, in welchem ſich Gewiſſenhaftigkeit und Sanftmuth
paart, Caspar Nützel, Chriſtoph Scheurl, Hieron. Baum-
gärtner, den Rathsſchreiber Lazarus Spengler, der mit ei-
ner außerordentlichen Tüchtigkeit in den Geſchäften die le-
bendigſte Theilnahme an den allgemeinen Fragen der Re-
ligion und der Kirche verband. Seit dem Spätjahr 1524
nahm der Rath zu Nürnberg auf allen Verſammlungen
der Städte, der Mitglieder des ſchwäbiſchen Bundes, der
Reichsſtände, dem Kaiſer und deſſen Vertretern gegenüber
eine muthvoll evangeliſche Haltung an. Es iſt wohl an
dem, wie er unaufhörlich verſichert, daß er ſchon der all-
gemeinen Stimmung der Bürger halber nicht anders konnte.
Vergeſſen wir aber nicht, daß er auch einige große po-
litiſche Vortheile damit erwarb. Die kirchliche Reform
war das einzige Mittel, die Unordnungen und Widerſpen-
ſtigkeiten der Geiſtlichkeit, mit der man ſchon ſo lange

1 Appellation und Berufung der Proͤpſt und des Auguſtiner
Priors zu Nuͤremberg bei Strobel: Misc. III, 62.
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[455/0465] Brandenburg und Nuͤrnberg. ſchloß endlich die beiden Pröpſte von der Gemeinſchaft der Kirche aus, erklärte ihre Stellen für erledigt, und forderte die, denen es gebühre, auf, neue Wahlen zu treffen. Allein wie ſehr hatten ſich die Dinge ſeit dem Jahr 1520 ver- ändert! Damals war es noch nothwendig geweſen, mit dem entfernten päpſtlichen Commiſſarius eine Abkunft zu treffen: jetzt machte die Excommunication des nahen mäch- tigen Biſchofs keinen Eindruck mehr. Die Pröpſte appel- lirten von ihm an ein frei, ſicher, chriſtlich und gottſelig Concilium. 1 Allmählig ergriff ihre Geſinnung die wirk- ſamſten Mitglieder des Rathes, Hieronymus Ebner, einen Mann, in welchem ſich Gewiſſenhaftigkeit und Sanftmuth paart, Caspar Nützel, Chriſtoph Scheurl, Hieron. Baum- gärtner, den Rathsſchreiber Lazarus Spengler, der mit ei- ner außerordentlichen Tüchtigkeit in den Geſchäften die le- bendigſte Theilnahme an den allgemeinen Fragen der Re- ligion und der Kirche verband. Seit dem Spätjahr 1524 nahm der Rath zu Nürnberg auf allen Verſammlungen der Städte, der Mitglieder des ſchwäbiſchen Bundes, der Reichsſtände, dem Kaiſer und deſſen Vertretern gegenüber eine muthvoll evangeliſche Haltung an. Es iſt wohl an dem, wie er unaufhörlich verſichert, daß er ſchon der all- gemeinen Stimmung der Bürger halber nicht anders konnte. Vergeſſen wir aber nicht, daß er auch einige große po- litiſche Vortheile damit erwarb. Die kirchliche Reform war das einzige Mittel, die Unordnungen und Widerſpen- ſtigkeiten der Geiſtlichkeit, mit der man ſchon ſo lange 1 Appellation und Berufung der Proͤpſt und des Auguſtiner Priors zu Nuͤremberg bei Strobel: Misc. III, 62.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/465>, abgerufen am 28.11.2024.