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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Ostfriesland. Holstein.
Dominicaner, Resius, die Kanzel in der Kirche zu Norden,
um einige lutherische Sätze zu verfechten, die er schon vorher
bekannt gemacht hatte; ein einziger Gegner erhob sich, der
aber gar bald zum Schweigen gebracht ward: hierauf noch
auf der Kanzel, legte der Dominicaner, zum Zeichen seines
Übertritts, die Kutte ab. 1 Im Jahr 1527 gelangte das Lu-
therthum in den Pfarren fast allenthalben zur Herrschaft.
Im Jahr 1528 erschienen dann die ostfriesischen Kirchen
mit einer ausführlichen Confessionsschrift.

In Schleswig und Holstein hatte man den Vortheil
daß die Bischöfe der Diöcesen Schleswig und Lübek der
Reformation keinen ernstlichen Widerstand leisteten. Da-
gegen gewährte ihnen auch die Regierung Schutz und ließ
ihnen ihre Einkünfte zufließen. Der Übergang von dem
einen zu dem andern Bekenntniß war hier besonders leicht.
Wie es einer der vierundzwanzig päpstlichen Vicarien ge-
wesen war, Hermann Tast, der die ersten evangelischen
Predigten gehalten hatte, so fanden sich auch seine Colle-
gen ohne Schwierigkeit in die Veränderung, vorausgesetzt
daß ihnen ihr Einkommen auf Lebenszeit versichert ward.
Von den Landpfarrern bekannten sich viele ohne Widerrede
zur gereinigten Lehre: leicht nahmen sie die Artikel an, die
ihnen z. B. in Hadersleben zur Danachachtung vorgelegt wur-
den. In den Städten hatte man fast eben so viel mit den
Wiedertäufern zu kämpfen, wie mit den Anhängern des
Papstthums. Die unmittelbaren Schüler Luthers, z. B.
Marquard Schuldorf von Kiel, leisteten nach beiden Seiten
ersprießliche Hülfe. 2 Nach und nach wurden die kirchli-

1 Ubbo Emmius Rer. frisicarum hist. lib. LIV, p. 839.
2 In Münters Kirchengeschichte von Dänemark III, 584 fin-

Oſtfriesland. Holſtein.
Dominicaner, Reſius, die Kanzel in der Kirche zu Norden,
um einige lutheriſche Sätze zu verfechten, die er ſchon vorher
bekannt gemacht hatte; ein einziger Gegner erhob ſich, der
aber gar bald zum Schweigen gebracht ward: hierauf noch
auf der Kanzel, legte der Dominicaner, zum Zeichen ſeines
Übertritts, die Kutte ab. 1 Im Jahr 1527 gelangte das Lu-
therthum in den Pfarren faſt allenthalben zur Herrſchaft.
Im Jahr 1528 erſchienen dann die oſtfrieſiſchen Kirchen
mit einer ausführlichen Confeſſionsſchrift.

In Schleswig und Holſtein hatte man den Vortheil
daß die Biſchöfe der Diöceſen Schleswig und Lübek der
Reformation keinen ernſtlichen Widerſtand leiſteten. Da-
gegen gewährte ihnen auch die Regierung Schutz und ließ
ihnen ihre Einkünfte zufließen. Der Übergang von dem
einen zu dem andern Bekenntniß war hier beſonders leicht.
Wie es einer der vierundzwanzig päpſtlichen Vicarien ge-
weſen war, Hermann Taſt, der die erſten evangeliſchen
Predigten gehalten hatte, ſo fanden ſich auch ſeine Colle-
gen ohne Schwierigkeit in die Veränderung, vorausgeſetzt
daß ihnen ihr Einkommen auf Lebenszeit verſichert ward.
Von den Landpfarrern bekannten ſich viele ohne Widerrede
zur gereinigten Lehre: leicht nahmen ſie die Artikel an, die
ihnen z. B. in Hadersleben zur Danachachtung vorgelegt wur-
den. In den Städten hatte man faſt eben ſo viel mit den
Wiedertäufern zu kämpfen, wie mit den Anhängern des
Papſtthums. Die unmittelbaren Schüler Luthers, z. B.
Marquard Schuldorf von Kiel, leiſteten nach beiden Seiten
erſprießliche Hülfe. 2 Nach und nach wurden die kirchli-

1 Ubbo Emmius Rer. frisicarum hist. lib. LIV, p. 839.
2 In Muͤnters Kirchengeſchichte von Daͤnemark III, 584 fin-
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[461/0471] Oſtfriesland. Holſtein. Dominicaner, Reſius, die Kanzel in der Kirche zu Norden, um einige lutheriſche Sätze zu verfechten, die er ſchon vorher bekannt gemacht hatte; ein einziger Gegner erhob ſich, der aber gar bald zum Schweigen gebracht ward: hierauf noch auf der Kanzel, legte der Dominicaner, zum Zeichen ſeines Übertritts, die Kutte ab. 1 Im Jahr 1527 gelangte das Lu- therthum in den Pfarren faſt allenthalben zur Herrſchaft. Im Jahr 1528 erſchienen dann die oſtfrieſiſchen Kirchen mit einer ausführlichen Confeſſionsſchrift. In Schleswig und Holſtein hatte man den Vortheil daß die Biſchöfe der Diöceſen Schleswig und Lübek der Reformation keinen ernſtlichen Widerſtand leiſteten. Da- gegen gewährte ihnen auch die Regierung Schutz und ließ ihnen ihre Einkünfte zufließen. Der Übergang von dem einen zu dem andern Bekenntniß war hier beſonders leicht. Wie es einer der vierundzwanzig päpſtlichen Vicarien ge- weſen war, Hermann Taſt, der die erſten evangeliſchen Predigten gehalten hatte, ſo fanden ſich auch ſeine Colle- gen ohne Schwierigkeit in die Veränderung, vorausgeſetzt daß ihnen ihr Einkommen auf Lebenszeit verſichert ward. Von den Landpfarrern bekannten ſich viele ohne Widerrede zur gereinigten Lehre: leicht nahmen ſie die Artikel an, die ihnen z. B. in Hadersleben zur Danachachtung vorgelegt wur- den. In den Städten hatte man faſt eben ſo viel mit den Wiedertäufern zu kämpfen, wie mit den Anhängern des Papſtthums. Die unmittelbaren Schüler Luthers, z. B. Marquard Schuldorf von Kiel, leiſteten nach beiden Seiten erſprießliche Hülfe. 2 Nach und nach wurden die kirchli- 1 Ubbo Emmius Rer. frisicarum hist. lib. LIV, p. 839. 2 In Muͤnters Kirchengeſchichte von Daͤnemark III, 584 fin-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/471>, abgerufen am 29.11.2024.