Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Drittes Buch. Zweites Capitel. geordneten an: am längsten ließen die kaiserlichen auf sichwarten. Im Laufe des November kam man so weit, daß zuerst das Reichsregiment, dann auch das Kammergericht eröffnet werden konnte. Anfangs hatte man nun noch von den Einwirkungen mar. Archivs ist für das Folgende unsre Hauptquelle. Harpprecht und Müller (Staatscabinet I) berichten nur das Äußerlichste. 1 Planitz sagt schon am 18 Oct. "Churfürsten Fürsten und
Andre so itzund allhie vorhanden haben Beisorge, es werde bei etz- lichen Kaiserischen gefleißigt, ob sülch Vornemen des Regiments in Verhinderung oder Änderung gestellt werden mecht." 14 Mai ge- denkt er eines gewissen Rem, der nach langer Gefangenschaft eine kaiserliche Absolution ausbringt. "Ist vermutlich, weil das Regi- ment die Sach zu sich forderet und die Sach den Hofretten nicht gestatten wollte, hierin zu handeln, das sie die Absolution gefürdert, damit das Regiment auch nichts daran haben solt." Die Briefe sind voll von ähnlichen Äußerungen. Drittes Buch. Zweites Capitel. geordneten an: am längſten ließen die kaiſerlichen auf ſichwarten. Im Laufe des November kam man ſo weit, daß zuerſt das Reichsregiment, dann auch das Kammergericht eröffnet werden konnte. Anfangs hatte man nun noch von den Einwirkungen mar. Archivs iſt fuͤr das Folgende unſre Hauptquelle. Harpprecht und Muͤller (Staatscabinet I) berichten nur das Aͤußerlichſte. 1 Planitz ſagt ſchon am 18 Oct. „Churfuͤrſten Fuͤrſten und
Andre ſo itzund allhie vorhanden haben Beiſorge, es werde bei etz- lichen Kaiſeriſchen gefleißigt, ob ſuͤlch Vornemen des Regiments in Verhinderung oder Aͤnderung geſtellt werden mecht.“ 14 Mai ge- denkt er eines gewiſſen Rem, der nach langer Gefangenſchaft eine kaiſerliche Abſolution ausbringt. „Iſt vermutlich, weil das Regi- ment die Sach zu ſich forderet und die Sach den Hofretten nicht geſtatten wollte, hierin zu handeln, das ſie die Abſolution gefuͤrdert, damit das Regiment auch nichts daran haben ſolt.“ Die Briefe ſind voll von aͤhnlichen Aͤußerungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="38"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Drittes Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> geordneten an: am längſten ließen die kaiſerlichen auf ſich<lb/> warten. Im Laufe des November kam man ſo weit, daß<lb/> zuerſt das Reichsregiment, dann auch das Kammergericht<lb/> eröffnet werden konnte.</p><lb/> <p>Anfangs hatte man nun noch von den Einwirkungen<lb/> der kaiſerlichen Hofräthe zu leiden, <note place="foot" n="1">Planitz ſagt ſchon am 18 Oct. „Churfuͤrſten Fuͤrſten und<lb/> Andre ſo itzund allhie vorhanden haben Beiſorge, es werde bei etz-<lb/> lichen Kaiſeriſchen gefleißigt, ob ſuͤlch Vornemen des Regiments in<lb/> Verhinderung oder Aͤnderung geſtellt werden mecht.“ 14 Mai ge-<lb/> denkt er eines gewiſſen Rem, der nach langer Gefangenſchaft eine<lb/> kaiſerliche Abſolution ausbringt. „Iſt vermutlich, weil das Regi-<lb/> ment die Sach zu ſich forderet und die Sach den Hofretten nicht<lb/> geſtatten wollte, hierin zu handeln, das ſie die Abſolution gefuͤrdert,<lb/> damit das Regiment auch nichts daran haben ſolt.“ Die Briefe ſind<lb/> voll von aͤhnlichen Aͤußerungen.</note> großentheils derſelben,<lb/> mit denen die Stände ſchon unter Maximilian ſo oft ſich<lb/> entzweit hatten, die noch immer keins ihrer lucrativen Rechte<lb/> fallen laſſen wollten und nach wie vor der Beſtechlichkeit an-<lb/> geklagt wurden. Es kamen ſehr ſonderbare Dinge vor. Un-<lb/> ter andern hatte der Biſchof von Würzburg einen gewiſſen<lb/> Raminger, der mit kaiſerlichem Geleite verſehen war, nie-<lb/> derwerfen laſſen und hielt ihn gefangen; billigerweiſe nahm<lb/> ſich das Regiment des Überwältigten an. Wie ſehr er-<lb/> ſtaunte man aber als ein Erlaß des Kaiſers einlief, worin<lb/> er erklärte, er habe jenes Geleit unbedachtſam gegeben; es<lb/> könne nicht dafür gehalten werden, daß der Biſchof ein<lb/> wahres kaiſerliches Geleite gebrochen habe. Es machte<lb/> hierin keinen Unterſchied, ob die Stände dem Regiment zur<lb/> Seite ſtanden oder nicht. Im März 1522 waren die<lb/><note xml:id="seg2pn_4_2" prev="#seg2pn_4_1" place="foot" n="1">mar. Archivs iſt fuͤr das Folgende unſre Hauptquelle. Harpprecht<lb/> und Muͤller (Staatscabinet <hi rendition="#aq">I</hi>) berichten nur das Aͤußerlichſte.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0048]
Drittes Buch. Zweites Capitel.
geordneten an: am längſten ließen die kaiſerlichen auf ſich
warten. Im Laufe des November kam man ſo weit, daß
zuerſt das Reichsregiment, dann auch das Kammergericht
eröffnet werden konnte.
Anfangs hatte man nun noch von den Einwirkungen
der kaiſerlichen Hofräthe zu leiden, 1 großentheils derſelben,
mit denen die Stände ſchon unter Maximilian ſo oft ſich
entzweit hatten, die noch immer keins ihrer lucrativen Rechte
fallen laſſen wollten und nach wie vor der Beſtechlichkeit an-
geklagt wurden. Es kamen ſehr ſonderbare Dinge vor. Un-
ter andern hatte der Biſchof von Würzburg einen gewiſſen
Raminger, der mit kaiſerlichem Geleite verſehen war, nie-
derwerfen laſſen und hielt ihn gefangen; billigerweiſe nahm
ſich das Regiment des Überwältigten an. Wie ſehr er-
ſtaunte man aber als ein Erlaß des Kaiſers einlief, worin
er erklärte, er habe jenes Geleit unbedachtſam gegeben; es
könne nicht dafür gehalten werden, daß der Biſchof ein
wahres kaiſerliches Geleite gebrochen habe. Es machte
hierin keinen Unterſchied, ob die Stände dem Regiment zur
Seite ſtanden oder nicht. Im März 1522 waren die
1
1 Planitz ſagt ſchon am 18 Oct. „Churfuͤrſten Fuͤrſten und
Andre ſo itzund allhie vorhanden haben Beiſorge, es werde bei etz-
lichen Kaiſeriſchen gefleißigt, ob ſuͤlch Vornemen des Regiments in
Verhinderung oder Aͤnderung geſtellt werden mecht.“ 14 Mai ge-
denkt er eines gewiſſen Rem, der nach langer Gefangenſchaft eine
kaiſerliche Abſolution ausbringt. „Iſt vermutlich, weil das Regi-
ment die Sach zu ſich forderet und die Sach den Hofretten nicht
geſtatten wollte, hierin zu handeln, das ſie die Abſolution gefuͤrdert,
damit das Regiment auch nichts daran haben ſolt.“ Die Briefe ſind
voll von aͤhnlichen Aͤußerungen.
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und Muͤller (Staatscabinet I) berichten nur das Aͤußerlichſte.
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