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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Unterhandlungen mit dem Papst.

Ich möchte zwar nicht behaupten, daß dieß das Ge-
fühl gewesen sey, was den Papst während jener Unterhand-
lungen durchaus beherrscht habe, -- er wußte wohl, daß
der Cardinal Triulzio, gegen den er so sprach, ein Anhän-
ger von Frankreich war; -- aber so ganz ohne Wahrhaftig-
keit war er doch auch nicht, daß er es erheuchelt hätte; in
der Regel unterdrückt mochte es ihn zuweilen übernehmen.

Dazu gesellten sich aber auch Betrachtungen des eig-
nen persönlichen Vortheils. Die Verbindung mit dem Kai-
ser gewährte ihm die einzige Aussicht, über seine Feinde
in seiner Vaterstadt Florenz Herr zu werden.

Eine Zeitlang zwar hatte er die Hoffnung gehegt, zu
diesem vornehmsten Begehren seines Herzens auf friedlichem
Wege durch eine innere Umwandlung der Republik zu ge-
langen: er stand wenn nicht unmittelbar doch durch einige
Freunde mit dem Gonfaloniere Capponi in einer gewissen
Verbindung. Durch Mäßigung der gegenseitigen Ansprüche
ließ sich noch ein friedliches Abkommen zwischen der medi-
ceischen und der republikanischen Partei erwarten.

Aber eben in diesem Zeitpunkte erfolgte in Florenz eine
entgegengesetzte Bewegung. Eine exaltirte republikanische
Partei, welche sich unter so ganz veränderten Umständen
doch die Meinung nicht entreißen ließ, daß sie sich jetzt
so gut behaupten werde, wie früher, machte dem Gonfalo-
niere eben jene Verbindungen und Absichten zum Verbre-
chen und bewirkte seine Absetzung (April 1529), obwohl
man ihn zuletzt von aller eigentlichen Schuld freisprechen
mußte. Seitdem kamen nur noch die entschiedensten Geg-
ner der Medici in die Aemter: von dem Papst redete man

Unterhandlungen mit dem Papſt.

Ich möchte zwar nicht behaupten, daß dieß das Ge-
fühl geweſen ſey, was den Papſt während jener Unterhand-
lungen durchaus beherrſcht habe, — er wußte wohl, daß
der Cardinal Triulzio, gegen den er ſo ſprach, ein Anhän-
ger von Frankreich war; — aber ſo ganz ohne Wahrhaftig-
keit war er doch auch nicht, daß er es erheuchelt hätte; in
der Regel unterdrückt mochte es ihn zuweilen übernehmen.

Dazu geſellten ſich aber auch Betrachtungen des eig-
nen perſönlichen Vortheils. Die Verbindung mit dem Kai-
ſer gewährte ihm die einzige Ausſicht, über ſeine Feinde
in ſeiner Vaterſtadt Florenz Herr zu werden.

Eine Zeitlang zwar hatte er die Hoffnung gehegt, zu
dieſem vornehmſten Begehren ſeines Herzens auf friedlichem
Wege durch eine innere Umwandlung der Republik zu ge-
langen: er ſtand wenn nicht unmittelbar doch durch einige
Freunde mit dem Gonfaloniere Capponi in einer gewiſſen
Verbindung. Durch Mäßigung der gegenſeitigen Anſprüche
ließ ſich noch ein friedliches Abkommen zwiſchen der medi-
ceiſchen und der republikaniſchen Partei erwarten.

Aber eben in dieſem Zeitpunkte erfolgte in Florenz eine
entgegengeſetzte Bewegung. Eine exaltirte republikaniſche
Partei, welche ſich unter ſo ganz veränderten Umſtänden
doch die Meinung nicht entreißen ließ, daß ſie ſich jetzt
ſo gut behaupten werde, wie früher, machte dem Gonfalo-
niere eben jene Verbindungen und Abſichten zum Verbre-
chen und bewirkte ſeine Abſetzung (April 1529), obwohl
man ihn zuletzt von aller eigentlichen Schuld freiſprechen
mußte. Seitdem kamen nur noch die entſchiedenſten Geg-
ner der Medici in die Aemter: von dem Papſt redete man

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[119/0135] Unterhandlungen mit dem Papſt. Ich möchte zwar nicht behaupten, daß dieß das Ge- fühl geweſen ſey, was den Papſt während jener Unterhand- lungen durchaus beherrſcht habe, — er wußte wohl, daß der Cardinal Triulzio, gegen den er ſo ſprach, ein Anhän- ger von Frankreich war; — aber ſo ganz ohne Wahrhaftig- keit war er doch auch nicht, daß er es erheuchelt hätte; in der Regel unterdrückt mochte es ihn zuweilen übernehmen. Dazu geſellten ſich aber auch Betrachtungen des eig- nen perſönlichen Vortheils. Die Verbindung mit dem Kai- ſer gewährte ihm die einzige Ausſicht, über ſeine Feinde in ſeiner Vaterſtadt Florenz Herr zu werden. Eine Zeitlang zwar hatte er die Hoffnung gehegt, zu dieſem vornehmſten Begehren ſeines Herzens auf friedlichem Wege durch eine innere Umwandlung der Republik zu ge- langen: er ſtand wenn nicht unmittelbar doch durch einige Freunde mit dem Gonfaloniere Capponi in einer gewiſſen Verbindung. Durch Mäßigung der gegenſeitigen Anſprüche ließ ſich noch ein friedliches Abkommen zwiſchen der medi- ceiſchen und der republikaniſchen Partei erwarten. Aber eben in dieſem Zeitpunkte erfolgte in Florenz eine entgegengeſetzte Bewegung. Eine exaltirte republikaniſche Partei, welche ſich unter ſo ganz veränderten Umſtänden doch die Meinung nicht entreißen ließ, daß ſie ſich jetzt ſo gut behaupten werde, wie früher, machte dem Gonfalo- niere eben jene Verbindungen und Abſichten zum Verbre- chen und bewirkte ſeine Abſetzung (April 1529), obwohl man ihn zuletzt von aller eigentlichen Schuld freiſprechen mußte. Seitdem kamen nur noch die entſchiedenſten Geg- ner der Medici in die Aemter: von dem Papſt redete man

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/135>, abgerufen am 24.11.2024.