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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Viertes Capitel.
seine Bitten mit denen des kaiserlichen. Schon hatte dort
kraft der früheren Commission der Proceß begonnen; aber
der Papst gab den beiden Brüdern das Wort, daß es zu
keinem Urtheil kommen sollte. Dagegen sagten sie ihm in
der Religionssache ihre Hülfe auf das unzweifelhafteste zu.
Der Kaiser erklärt in dem Vertrage von Barcellona, auch
ihm liege es am Herzen, daß der verpestenden Krankheit der
neuen Meinungen ein Ziel gesetzt werde. 1 Sollte es aber
nicht möglich seyn, die Gemüther der Irrenden in Güte
herbeizuziehen, sollten sie die Stimme des Hirten nicht hö-
ren und hartnäckig bleiben, "so werden," heißt es daselbst
weiter, "sowohl der Kaiser als der König von Ungarn
und Böhmen, ihre ganze Macht gegen sie in Bewegung
setzen, und das Unrecht, das Christo zugefügt worden, nach
Kräften rächen."

Einen so unerwarteten Umschwung nahmen diese Er-
eignisse. Der Kaiser hatte seine Siege vornehmlich dem
Antheil zu verdanken, den die lutherische Gesinnung seiner
Sache in der deutschen Nation verschaffte. Nur durch dieß
Uebergewicht zwang er den Papst zum Frieden. In dem
Vertrage jedoch, den der Kaiser nun mit dem Papste schloß,
versprach er demselben die Ausrottung eben dieser lutheri-
schen Meinungen.

Indessen würde es auch jetzt noch nicht so weit ge-
kommen seyn, hätte der Papst nicht die Aussicht und gleich
darauf die Gewißheit gehabt, daß König Franz seinem Bei-
spiele folgen und ebenfalls Frieden schließen würde.


1 Cum Caesareae Mti cordi sit, ut huic pestifero morbo
congruum antidotum praeparari possit.

Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel.
ſeine Bitten mit denen des kaiſerlichen. Schon hatte dort
kraft der früheren Commiſſion der Proceß begonnen; aber
der Papſt gab den beiden Brüdern das Wort, daß es zu
keinem Urtheil kommen ſollte. Dagegen ſagten ſie ihm in
der Religionsſache ihre Hülfe auf das unzweifelhafteſte zu.
Der Kaiſer erklärt in dem Vertrage von Barcellona, auch
ihm liege es am Herzen, daß der verpeſtenden Krankheit der
neuen Meinungen ein Ziel geſetzt werde. 1 Sollte es aber
nicht möglich ſeyn, die Gemüther der Irrenden in Güte
herbeizuziehen, ſollten ſie die Stimme des Hirten nicht hö-
ren und hartnäckig bleiben, „ſo werden,“ heißt es daſelbſt
weiter, „ſowohl der Kaiſer als der König von Ungarn
und Böhmen, ihre ganze Macht gegen ſie in Bewegung
ſetzen, und das Unrecht, das Chriſto zugefügt worden, nach
Kräften rächen.“

Einen ſo unerwarteten Umſchwung nahmen dieſe Er-
eigniſſe. Der Kaiſer hatte ſeine Siege vornehmlich dem
Antheil zu verdanken, den die lutheriſche Geſinnung ſeiner
Sache in der deutſchen Nation verſchaffte. Nur durch dieß
Uebergewicht zwang er den Papſt zum Frieden. In dem
Vertrage jedoch, den der Kaiſer nun mit dem Papſte ſchloß,
verſprach er demſelben die Ausrottung eben dieſer lutheri-
ſchen Meinungen.

Indeſſen würde es auch jetzt noch nicht ſo weit ge-
kommen ſeyn, hätte der Papſt nicht die Ausſicht und gleich
darauf die Gewißheit gehabt, daß König Franz ſeinem Bei-
ſpiele folgen und ebenfalls Frieden ſchließen würde.


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[122/0138] Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel. ſeine Bitten mit denen des kaiſerlichen. Schon hatte dort kraft der früheren Commiſſion der Proceß begonnen; aber der Papſt gab den beiden Brüdern das Wort, daß es zu keinem Urtheil kommen ſollte. Dagegen ſagten ſie ihm in der Religionsſache ihre Hülfe auf das unzweifelhafteſte zu. Der Kaiſer erklärt in dem Vertrage von Barcellona, auch ihm liege es am Herzen, daß der verpeſtenden Krankheit der neuen Meinungen ein Ziel geſetzt werde. 1 Sollte es aber nicht möglich ſeyn, die Gemüther der Irrenden in Güte herbeizuziehen, ſollten ſie die Stimme des Hirten nicht hö- ren und hartnäckig bleiben, „ſo werden,“ heißt es daſelbſt weiter, „ſowohl der Kaiſer als der König von Ungarn und Böhmen, ihre ganze Macht gegen ſie in Bewegung ſetzen, und das Unrecht, das Chriſto zugefügt worden, nach Kräften rächen.“ Einen ſo unerwarteten Umſchwung nahmen dieſe Er- eigniſſe. Der Kaiſer hatte ſeine Siege vornehmlich dem Antheil zu verdanken, den die lutheriſche Geſinnung ſeiner Sache in der deutſchen Nation verſchaffte. Nur durch dieß Uebergewicht zwang er den Papſt zum Frieden. In dem Vertrage jedoch, den der Kaiſer nun mit dem Papſte ſchloß, verſprach er demſelben die Ausrottung eben dieſer lutheri- ſchen Meinungen. Indeſſen würde es auch jetzt noch nicht ſo weit ge- kommen ſeyn, hätte der Papſt nicht die Ausſicht und gleich darauf die Gewißheit gehabt, daß König Franz ſeinem Bei- ſpiele folgen und ebenfalls Frieden ſchließen würde. 1 Cum Caesareae Mti cordi sit, ut huic pestifero morbo congruum antidotum praeparari possit.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/138>, abgerufen am 24.11.2024.