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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Friede von Cambray.
Sohne den Abschluß ankündigte: die Sicherheit seiner Per-
son, schreibt sie ihm, welche aus dem Frieden entsprungen,
den Gott ihnen gegeben, sey ihr lieber, als ihr eignes Le-
ben; 1 in der persönlichen Gefahr, in die sich der König
zu stürzen im Begriff gewesen, lag eins der vornehmsten
Motive ihrer Bemühungen. Die Niederländer wußten sich
viel damit, daß ein solcher Act von ihrer Regentin ausge-
gangen; bei einem Mittagsmahl ward der französische Ab-
geordnete gefragt, ob man das dieser Dame wohl zuge-
traut habe, ob man in Frankreich damit zufrieden sey.
Der Franzose hob hervor, daß auch seinem Könige einiges
Verdienst zukomme: auf das bloße Wort der Erzherzogin
habe er 15000 Landsknechte, mit denen er einen entschei-
denden Schlag hätte führen können, aus seinen Diensten
entlassen. 2 Vor allem war der Papst erfreut; er fand nicht
Worte genug, um die Dienste zu preisen, welche Luise der
öffentlichen Sache geleistet. Zu besonderer Genugthuung
gereichte ihm, daß die Mitglieder der Ligue, über die er
sich zu beklagen hatte, bei dem Vertrag nicht berücksichtigt
worden. Allen Bestimmungen desselben zum Trotz, glaubte
er doch an keine lange Dauer der Herrschaft des Kaisers.
Zu den französischen Protestationen paßt es sehr gut, daß Cle-
mens VII zu verstehn gab, wenn der König nur erst seine
Söhne wieder habe, so werde sich gegen alle andern Uebel
ein Heilmittel finden lassen. 3


1 Lettre de Madame au roi apres le traite de Cambray.
Bethune
8471. Copie. "La seurete, Monseigneur, en la quelle
je cognois votre personne par la paix que j'estime plus que ma
propre vie."
2 De la Pommeraye au connetable 17 Sept. 1529. Beth. 8610.
3 Lettre de Raince 12 Aout 1529. Surtout ne pourroit
Ranke d. Gesch. III. 9

Friede von Cambray.
Sohne den Abſchluß ankündigte: die Sicherheit ſeiner Per-
ſon, ſchreibt ſie ihm, welche aus dem Frieden entſprungen,
den Gott ihnen gegeben, ſey ihr lieber, als ihr eignes Le-
ben; 1 in der perſönlichen Gefahr, in die ſich der König
zu ſtürzen im Begriff geweſen, lag eins der vornehmſten
Motive ihrer Bemühungen. Die Niederländer wußten ſich
viel damit, daß ein ſolcher Act von ihrer Regentin ausge-
gangen; bei einem Mittagsmahl ward der franzöſiſche Ab-
geordnete gefragt, ob man das dieſer Dame wohl zuge-
traut habe, ob man in Frankreich damit zufrieden ſey.
Der Franzoſe hob hervor, daß auch ſeinem Könige einiges
Verdienſt zukomme: auf das bloße Wort der Erzherzogin
habe er 15000 Landsknechte, mit denen er einen entſchei-
denden Schlag hätte führen können, aus ſeinen Dienſten
entlaſſen. 2 Vor allem war der Papſt erfreut; er fand nicht
Worte genug, um die Dienſte zu preiſen, welche Luiſe der
öffentlichen Sache geleiſtet. Zu beſonderer Genugthuung
gereichte ihm, daß die Mitglieder der Ligue, über die er
ſich zu beklagen hatte, bei dem Vertrag nicht berückſichtigt
worden. Allen Beſtimmungen deſſelben zum Trotz, glaubte
er doch an keine lange Dauer der Herrſchaft des Kaiſers.
Zu den franzöſiſchen Proteſtationen paßt es ſehr gut, daß Cle-
mens VII zu verſtehn gab, wenn der König nur erſt ſeine
Söhne wieder habe, ſo werde ſich gegen alle andern Uebel
ein Heilmittel finden laſſen. 3


1 Lettre de Madame au roi après le traité de Cambray.
Bethune
8471. Copie. „La seureté, Monseigneur, en la quelle
je cognois votre personne par la paix que j’estime plus que ma
propre vie.“
2 De la Pommeraye au connetable 17 Sept. 1529. Beth. 8610.
3 Lettre de Raince 12 Aôut 1529. Surtout ne pourroit
Ranke d. Geſch. III. 9
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[129/0145] Friede von Cambray. Sohne den Abſchluß ankündigte: die Sicherheit ſeiner Per- ſon, ſchreibt ſie ihm, welche aus dem Frieden entſprungen, den Gott ihnen gegeben, ſey ihr lieber, als ihr eignes Le- ben; 1 in der perſönlichen Gefahr, in die ſich der König zu ſtürzen im Begriff geweſen, lag eins der vornehmſten Motive ihrer Bemühungen. Die Niederländer wußten ſich viel damit, daß ein ſolcher Act von ihrer Regentin ausge- gangen; bei einem Mittagsmahl ward der franzöſiſche Ab- geordnete gefragt, ob man das dieſer Dame wohl zuge- traut habe, ob man in Frankreich damit zufrieden ſey. Der Franzoſe hob hervor, daß auch ſeinem Könige einiges Verdienſt zukomme: auf das bloße Wort der Erzherzogin habe er 15000 Landsknechte, mit denen er einen entſchei- denden Schlag hätte führen können, aus ſeinen Dienſten entlaſſen. 2 Vor allem war der Papſt erfreut; er fand nicht Worte genug, um die Dienſte zu preiſen, welche Luiſe der öffentlichen Sache geleiſtet. Zu beſonderer Genugthuung gereichte ihm, daß die Mitglieder der Ligue, über die er ſich zu beklagen hatte, bei dem Vertrag nicht berückſichtigt worden. Allen Beſtimmungen deſſelben zum Trotz, glaubte er doch an keine lange Dauer der Herrſchaft des Kaiſers. Zu den franzöſiſchen Proteſtationen paßt es ſehr gut, daß Cle- mens VII zu verſtehn gab, wenn der König nur erſt ſeine Söhne wieder habe, ſo werde ſich gegen alle andern Uebel ein Heilmittel finden laſſen. 3 1 Lettre de Madame au roi après le traité de Cambray. Bethune 8471. Copie. „La seureté, Monseigneur, en la quelle je cognois votre personne par la paix que j’estime plus que ma propre vie.“ 2 De la Pommeraye au connetable 17 Sept. 1529. Beth. 8610. 3 Lettre de Raince 12 Aôut 1529. Surtout ne pourroit Ranke d. Geſch. III. 9

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/145>, abgerufen am 24.11.2024.