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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Verhandlungen zwischen Rom und England.
hatten den Gedanken noch nicht aufgegeben, die englische
Prinzessin Maria, die präsumtive Erbin des Reiches, mit
einem ihrer Prinzen zu vermählen. 1

Da man nun weder ohne den Papst vorschreiten
wollte, noch auch Anstalt machte, ihm Zwang anzuthun,
so kam es zu diplomatischen Verhandlungen, die ihrer Na-
tur nach zweifelhaft seyn mußten, so lange es die Ereig-
nisse waren.

Die englischen Abgeordneten, die sich im März und
April 1528 in der Nähe des Papstes aufhielten, täuschten
sich nicht darüber. "Alle Schwierigkeiten, aller Verzug, sa-
gen sie, auf die wir in dieser Sache stoßen, kommt ledig-
lich von Furcht her: wir finden bei Jedermann so viel
Neigung als möglich die Sache zu fördern, aber man be-
sorgt, wenn man dem König eine ungewöhnliche Vergün-
stigung gewährt, so könne dieß zu einer neuen Gefangen-
schaft führen, wofern der Kaiser den Platz behält." 2
Die Gesandten machten noch einmal einen Versuch, Furcht
mit Furcht zu bekämpfen. Eines Tages stellten sie dem
Papst vor, er werde den einzigen Fürsten verlieren, der
ihm noch wahrhaft zugethan sey, -- wie Wolsey einst
sich ausgedrückt, nicht allein den König von England, son-

1 Bellay erwähnt dieß Motiv in einer Depesche vom 8. Nov.
Er trägt für seine Person Bedenken, die Nullität der Ehe mit Ca-
tharinen zuzugeben, weil man sich dieses Bekenntnisses bedienen könne,
"ou le mariage de Mr. d'Orleans tireroit. Aucuns de deca disent,
que, quoique on fasse, qui espousera la princesse sera apres roi
d'Angleterre.
2 Gardiner a. Fox Orviet the last day of March bei Strype
Ecclesiastical Memorials. Tom. V p. 402. "that if there were any
thing doon novum et gratiosum agaynst the emperors purpose,
it should be materia novae captivitatis.

Verhandlungen zwiſchen Rom und England.
hatten den Gedanken noch nicht aufgegeben, die engliſche
Prinzeſſin Maria, die präſumtive Erbin des Reiches, mit
einem ihrer Prinzen zu vermählen. 1

Da man nun weder ohne den Papſt vorſchreiten
wollte, noch auch Anſtalt machte, ihm Zwang anzuthun,
ſo kam es zu diplomatiſchen Verhandlungen, die ihrer Na-
tur nach zweifelhaft ſeyn mußten, ſo lange es die Ereig-
niſſe waren.

Die engliſchen Abgeordneten, die ſich im März und
April 1528 in der Nähe des Papſtes aufhielten, täuſchten
ſich nicht darüber. „Alle Schwierigkeiten, aller Verzug, ſa-
gen ſie, auf die wir in dieſer Sache ſtoßen, kommt ledig-
lich von Furcht her: wir finden bei Jedermann ſo viel
Neigung als möglich die Sache zu fördern, aber man be-
ſorgt, wenn man dem König eine ungewöhnliche Vergün-
ſtigung gewährt, ſo könne dieß zu einer neuen Gefangen-
ſchaft führen, wofern der Kaiſer den Platz behält.“ 2
Die Geſandten machten noch einmal einen Verſuch, Furcht
mit Furcht zu bekämpfen. Eines Tages ſtellten ſie dem
Papſt vor, er werde den einzigen Fürſten verlieren, der
ihm noch wahrhaft zugethan ſey, — wie Wolſey einſt
ſich ausgedrückt, nicht allein den König von England, ſon-

1 Bellay erwaͤhnt dieß Motiv in einer Depeſche vom 8. Nov.
Er traͤgt fuͤr ſeine Perſon Bedenken, die Nullitaͤt der Ehe mit Ca-
tharinen zuzugeben, weil man ſich dieſes Bekenntniſſes bedienen koͤnne,
„ou le mariage de Mr. d’Orleans tireroit. Aucuns de deça disent,
que, quoique on fasse, qui espousera la princesse sera aprês roi
d’Angleterre.
2 Gardiner a. Fox Orviet the last day of March bei Strype
Ecclesiastical Memorials. Tom. V p. 402. „that if there were any
thing doon novum et gratiosum agaynst the emperors purpose,
it should be materia novae captivitatis.
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[133/0149] Verhandlungen zwiſchen Rom und England. hatten den Gedanken noch nicht aufgegeben, die engliſche Prinzeſſin Maria, die präſumtive Erbin des Reiches, mit einem ihrer Prinzen zu vermählen. 1 Da man nun weder ohne den Papſt vorſchreiten wollte, noch auch Anſtalt machte, ihm Zwang anzuthun, ſo kam es zu diplomatiſchen Verhandlungen, die ihrer Na- tur nach zweifelhaft ſeyn mußten, ſo lange es die Ereig- niſſe waren. Die engliſchen Abgeordneten, die ſich im März und April 1528 in der Nähe des Papſtes aufhielten, täuſchten ſich nicht darüber. „Alle Schwierigkeiten, aller Verzug, ſa- gen ſie, auf die wir in dieſer Sache ſtoßen, kommt ledig- lich von Furcht her: wir finden bei Jedermann ſo viel Neigung als möglich die Sache zu fördern, aber man be- ſorgt, wenn man dem König eine ungewöhnliche Vergün- ſtigung gewährt, ſo könne dieß zu einer neuen Gefangen- ſchaft führen, wofern der Kaiſer den Platz behält.“ 2 Die Geſandten machten noch einmal einen Verſuch, Furcht mit Furcht zu bekämpfen. Eines Tages ſtellten ſie dem Papſt vor, er werde den einzigen Fürſten verlieren, der ihm noch wahrhaft zugethan ſey, — wie Wolſey einſt ſich ausgedrückt, nicht allein den König von England, ſon- 1 Bellay erwaͤhnt dieß Motiv in einer Depeſche vom 8. Nov. Er traͤgt fuͤr ſeine Perſon Bedenken, die Nullitaͤt der Ehe mit Ca- tharinen zuzugeben, weil man ſich dieſes Bekenntniſſes bedienen koͤnne, „ou le mariage de Mr. d’Orleans tireroit. Aucuns de deça disent, que, quoique on fasse, qui espousera la princesse sera aprês roi d’Angleterre. 2 Gardiner a. Fox Orviet the last day of March bei Strype Ecclesiastical Memorials. Tom. V p. 402. „that if there were any thing doon novum et gratiosum agaynst the emperors purpose, it should be materia novae captivitatis.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/149>, abgerufen am 21.11.2024.