Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Verhandlungen zwischen Rom und England. hatten den Gedanken noch nicht aufgegeben, die englischePrinzessin Maria, die präsumtive Erbin des Reiches, mit einem ihrer Prinzen zu vermählen. 1 Da man nun weder ohne den Papst vorschreiten Die englischen Abgeordneten, die sich im März und 1 Bellay erwähnt dieß Motiv in einer Depesche vom 8. Nov. Er trägt für seine Person Bedenken, die Nullität der Ehe mit Ca- tharinen zuzugeben, weil man sich dieses Bekenntnisses bedienen könne, "ou le mariage de Mr. d'Orleans tireroit. Aucuns de deca disent, que, quoique on fasse, qui espousera la princesse sera apres roi d'Angleterre. 2 Gardiner a. Fox Orviet the last day of March bei Strype
Ecclesiastical Memorials. Tom. V p. 402. "that if there were any thing doon novum et gratiosum agaynst the emperors purpose, it should be materia novae captivitatis. Verhandlungen zwiſchen Rom und England. hatten den Gedanken noch nicht aufgegeben, die engliſchePrinzeſſin Maria, die präſumtive Erbin des Reiches, mit einem ihrer Prinzen zu vermählen. 1 Da man nun weder ohne den Papſt vorſchreiten Die engliſchen Abgeordneten, die ſich im März und 1 Bellay erwaͤhnt dieß Motiv in einer Depeſche vom 8. Nov. Er traͤgt fuͤr ſeine Perſon Bedenken, die Nullitaͤt der Ehe mit Ca- tharinen zuzugeben, weil man ſich dieſes Bekenntniſſes bedienen koͤnne, „ou le mariage de Mr. d’Orleans tireroit. Aucuns de deça disent, que, quoique on fasse, qui espousera la princesse sera aprês roi d’Angleterre. 2 Gardiner a. Fox Orviet the last day of March bei Strype
Ecclesiastical Memorials. Tom. V p. 402. „that if there were any thing doon novum et gratiosum agaynst the emperors purpose, it should be materia novae captivitatis. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0149" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Verhandlungen zwiſchen Rom und England</hi>.</fw><lb/> hatten den Gedanken noch nicht aufgegeben, die engliſche<lb/> Prinzeſſin Maria, die präſumtive Erbin des Reiches, mit<lb/> einem ihrer Prinzen zu vermählen. <note place="foot" n="1">Bellay erwaͤhnt dieß Motiv in einer Depeſche vom 8. Nov.<lb/> Er traͤgt fuͤr ſeine Perſon Bedenken, die Nullitaͤt der Ehe mit Ca-<lb/> tharinen zuzugeben, weil man ſich dieſes Bekenntniſſes bedienen koͤnne,<lb/><hi rendition="#aq">„ou le mariage de Mr. d’Orleans tireroit. Aucuns de deça disent,<lb/> que, quoique on fasse, qui espousera la princesse sera aprês roi<lb/> d’Angleterre.</hi></note></p><lb/> <p>Da man nun weder ohne den Papſt vorſchreiten<lb/> wollte, noch auch Anſtalt machte, ihm Zwang anzuthun,<lb/> ſo kam es zu diplomatiſchen Verhandlungen, die ihrer Na-<lb/> tur nach zweifelhaft ſeyn mußten, ſo lange es die Ereig-<lb/> niſſe waren.</p><lb/> <p>Die engliſchen Abgeordneten, die ſich im März und<lb/> April 1528 in der Nähe des Papſtes aufhielten, täuſchten<lb/> ſich nicht darüber. „Alle Schwierigkeiten, aller Verzug, ſa-<lb/> gen ſie, auf die wir in dieſer Sache ſtoßen, kommt ledig-<lb/> lich von Furcht her: wir finden bei Jedermann ſo viel<lb/> Neigung als möglich die Sache zu fördern, aber man be-<lb/> ſorgt, wenn man dem König eine ungewöhnliche Vergün-<lb/> ſtigung gewährt, ſo könne dieß zu einer neuen Gefangen-<lb/> ſchaft führen, wofern der Kaiſer den Platz behält.“ <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Gardiner a. Fox Orviet the last day of March</hi> bei Strype<lb/><hi rendition="#aq">Ecclesiastical Memorials. Tom. V p. 402. „that if there were any<lb/> thing doon novum et gratiosum agaynst the emperors purpose,<lb/> it should be materia novae captivitatis.</hi></note><lb/> Die Geſandten machten noch einmal einen Verſuch, Furcht<lb/> mit Furcht zu bekämpfen. Eines Tages ſtellten ſie dem<lb/> Papſt vor, er werde den einzigen Fürſten verlieren, der<lb/> ihm noch wahrhaft zugethan ſey, — wie Wolſey einſt<lb/> ſich ausgedrückt, nicht allein den König von England, ſon-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0149]
Verhandlungen zwiſchen Rom und England.
hatten den Gedanken noch nicht aufgegeben, die engliſche
Prinzeſſin Maria, die präſumtive Erbin des Reiches, mit
einem ihrer Prinzen zu vermählen. 1
Da man nun weder ohne den Papſt vorſchreiten
wollte, noch auch Anſtalt machte, ihm Zwang anzuthun,
ſo kam es zu diplomatiſchen Verhandlungen, die ihrer Na-
tur nach zweifelhaft ſeyn mußten, ſo lange es die Ereig-
niſſe waren.
Die engliſchen Abgeordneten, die ſich im März und
April 1528 in der Nähe des Papſtes aufhielten, täuſchten
ſich nicht darüber. „Alle Schwierigkeiten, aller Verzug, ſa-
gen ſie, auf die wir in dieſer Sache ſtoßen, kommt ledig-
lich von Furcht her: wir finden bei Jedermann ſo viel
Neigung als möglich die Sache zu fördern, aber man be-
ſorgt, wenn man dem König eine ungewöhnliche Vergün-
ſtigung gewährt, ſo könne dieß zu einer neuen Gefangen-
ſchaft führen, wofern der Kaiſer den Platz behält.“ 2
Die Geſandten machten noch einmal einen Verſuch, Furcht
mit Furcht zu bekämpfen. Eines Tages ſtellten ſie dem
Papſt vor, er werde den einzigen Fürſten verlieren, der
ihm noch wahrhaft zugethan ſey, — wie Wolſey einſt
ſich ausgedrückt, nicht allein den König von England, ſon-
1 Bellay erwaͤhnt dieß Motiv in einer Depeſche vom 8. Nov.
Er traͤgt fuͤr ſeine Perſon Bedenken, die Nullitaͤt der Ehe mit Ca-
tharinen zuzugeben, weil man ſich dieſes Bekenntniſſes bedienen koͤnne,
„ou le mariage de Mr. d’Orleans tireroit. Aucuns de deça disent,
que, quoique on fasse, qui espousera la princesse sera aprês roi
d’Angleterre.
2 Gardiner a. Fox Orviet the last day of March bei Strype
Ecclesiastical Memorials. Tom. V p. 402. „that if there were any
thing doon novum et gratiosum agaynst the emperors purpose,
it should be materia novae captivitatis.
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