den König von England zu excommuniciren, weil das Volk sich alsdann gegen denselben empören würde. 1 Aber auch ohnedieß ward England durch diese Sache so lebhaft in sich selbst beschäftigt, daß es an den allgemeinen Verwickelun- gen zunächst wenig Theil nehmen konnte.
Hatte der Kaiser Frankreich und den Papst zum Frie- den genöthigt, so behielt er auch in Bezug auf England freie Hand. Eben darauf kam es ihm jetzt vor allem an. Er trug Sorge auch noch eine andre Streitigkeit zu besei- tigen, die im entfernten Orient zwischen Castilien und Por- tugal ausgebrochen war. Beide Kronen glaubten Anspruch auf den Besitz der Molukken machen zu dürfen, und hat- ten militärische Besatzungen dahin gesendet. Zwischen diesen war es dort zu lebhaften und mörderischen Feindseligkeiten gekommen, die schon in den Eingebornen den Gedanken erweckten, die Einen so gut wie die Andern zu verjagen. Noch kannte man nicht die volle Bedeutung dieser Inseln. Carl V entschloß sich seine Ansprüche fallen zu lassen. Die Portugiesen kauften ihm dieselben um 350000 Duc. ab, und machten sich anheischig, ihm diese Summe in kurzen Fristen zu bezahlen. 2
Carl war nunmehr entschlossen, wenn wir nicht sagen wollen zur Vollführung weiterer Plane, doch gewiß zu vollständigerer Ergreifung seiner großen Stellung, sich nach
1 Vgl. die Auszüge aus dem Schreiben von Chapuis an Carl in Hormayrs Archiv 1810 p. 131. Der Joncquim, dessen dort ge- dacht wird, ist wohl kein anderer als der Genuese Johann Joachim, der auch sonst oft vorkommt.
2Herrera Historia de las Indias Diec. IIII, lib. V, p. 117.
Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel.
den König von England zu excommuniciren, weil das Volk ſich alsdann gegen denſelben empören würde. 1 Aber auch ohnedieß ward England durch dieſe Sache ſo lebhaft in ſich ſelbſt beſchäftigt, daß es an den allgemeinen Verwickelun- gen zunächſt wenig Theil nehmen konnte.
Hatte der Kaiſer Frankreich und den Papſt zum Frie- den genöthigt, ſo behielt er auch in Bezug auf England freie Hand. Eben darauf kam es ihm jetzt vor allem an. Er trug Sorge auch noch eine andre Streitigkeit zu beſei- tigen, die im entfernten Orient zwiſchen Caſtilien und Por- tugal ausgebrochen war. Beide Kronen glaubten Anſpruch auf den Beſitz der Molukken machen zu dürfen, und hat- ten militäriſche Beſatzungen dahin geſendet. Zwiſchen dieſen war es dort zu lebhaften und mörderiſchen Feindſeligkeiten gekommen, die ſchon in den Eingebornen den Gedanken erweckten, die Einen ſo gut wie die Andern zu verjagen. Noch kannte man nicht die volle Bedeutung dieſer Inſeln. Carl V entſchloß ſich ſeine Anſprüche fallen zu laſſen. Die Portugieſen kauften ihm dieſelben um 350000 Duc. ab, und machten ſich anheiſchig, ihm dieſe Summe in kurzen Friſten zu bezahlen. 2
Carl war nunmehr entſchloſſen, wenn wir nicht ſagen wollen zur Vollführung weiterer Plane, doch gewiß zu vollſtändigerer Ergreifung ſeiner großen Stellung, ſich nach
1 Vgl. die Auszuͤge aus dem Schreiben von Chapuis an Carl in Hormayrs Archiv 1810 p. 131. Der Joncquim, deſſen dort ge- dacht wird, iſt wohl kein anderer als der Genueſe Johann Joachim, der auch ſonſt oft vorkommt.
2Herrera Historia de las Indias Diec. IIII, lib. V, p. 117.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0156"n="140"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/>
den König von England zu excommuniciren, weil das Volk<lb/>ſich alsdann gegen denſelben empören würde. <noteplace="foot"n="1">Vgl. die Auszuͤge aus dem Schreiben von Chapuis an Carl<lb/>
in Hormayrs Archiv 1810 <hirendition="#aq">p.</hi> 131. Der Joncquim, deſſen dort ge-<lb/>
dacht wird, iſt wohl kein anderer als der Genueſe Johann Joachim,<lb/>
der auch ſonſt oft vorkommt.</note> Aber auch<lb/>
ohnedieß ward England durch dieſe Sache ſo lebhaft in ſich<lb/>ſelbſt beſchäftigt, daß es an den allgemeinen Verwickelun-<lb/>
gen zunächſt wenig Theil nehmen konnte.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Hatte der Kaiſer Frankreich und den Papſt zum Frie-<lb/>
den genöthigt, ſo behielt er auch in Bezug auf England<lb/>
freie Hand. Eben darauf kam es ihm jetzt vor allem an.<lb/>
Er trug Sorge auch noch eine andre Streitigkeit zu beſei-<lb/>
tigen, die im entfernten Orient zwiſchen Caſtilien und Por-<lb/>
tugal ausgebrochen war. Beide Kronen glaubten Anſpruch<lb/>
auf den Beſitz der Molukken machen zu dürfen, und hat-<lb/>
ten militäriſche Beſatzungen dahin geſendet. Zwiſchen dieſen<lb/>
war es dort zu lebhaften und mörderiſchen Feindſeligkeiten<lb/>
gekommen, die ſchon in den Eingebornen den Gedanken<lb/>
erweckten, die Einen ſo gut wie die Andern zu verjagen.<lb/>
Noch kannte man nicht die volle Bedeutung dieſer Inſeln.<lb/>
Carl <hirendition="#aq">V</hi> entſchloß ſich ſeine Anſprüche fallen zu laſſen. Die<lb/>
Portugieſen kauften ihm dieſelben um 350000 Duc. ab,<lb/>
und machten ſich anheiſchig, ihm dieſe Summe in kurzen<lb/>
Friſten zu bezahlen. <noteplace="foot"n="2"><hirendition="#aq">Herrera Historia de las Indias Diec. IIII, lib. V, p.</hi> 117.</note></p><lb/><p>Carl war nunmehr entſchloſſen, wenn wir nicht ſagen<lb/>
wollen zur Vollführung weiterer Plane, doch gewiß zu<lb/>
vollſtändigerer Ergreifung ſeiner großen Stellung, ſich nach<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[140/0156]
Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel.
den König von England zu excommuniciren, weil das Volk
ſich alsdann gegen denſelben empören würde. 1 Aber auch
ohnedieß ward England durch dieſe Sache ſo lebhaft in ſich
ſelbſt beſchäftigt, daß es an den allgemeinen Verwickelun-
gen zunächſt wenig Theil nehmen konnte.
Hatte der Kaiſer Frankreich und den Papſt zum Frie-
den genöthigt, ſo behielt er auch in Bezug auf England
freie Hand. Eben darauf kam es ihm jetzt vor allem an.
Er trug Sorge auch noch eine andre Streitigkeit zu beſei-
tigen, die im entfernten Orient zwiſchen Caſtilien und Por-
tugal ausgebrochen war. Beide Kronen glaubten Anſpruch
auf den Beſitz der Molukken machen zu dürfen, und hat-
ten militäriſche Beſatzungen dahin geſendet. Zwiſchen dieſen
war es dort zu lebhaften und mörderiſchen Feindſeligkeiten
gekommen, die ſchon in den Eingebornen den Gedanken
erweckten, die Einen ſo gut wie die Andern zu verjagen.
Noch kannte man nicht die volle Bedeutung dieſer Inſeln.
Carl V entſchloß ſich ſeine Anſprüche fallen zu laſſen. Die
Portugieſen kauften ihm dieſelben um 350000 Duc. ab,
und machten ſich anheiſchig, ihm dieſe Summe in kurzen
Friſten zu bezahlen. 2
Carl war nunmehr entſchloſſen, wenn wir nicht ſagen
wollen zur Vollführung weiterer Plane, doch gewiß zu
vollſtändigerer Ergreifung ſeiner großen Stellung, ſich nach
1 Vgl. die Auszuͤge aus dem Schreiben von Chapuis an Carl
in Hormayrs Archiv 1810 p. 131. Der Joncquim, deſſen dort ge-
dacht wird, iſt wohl kein anderer als der Genueſe Johann Joachim,
der auch ſonſt oft vorkommt.
2 Herrera Historia de las Indias Diec. IIII, lib. V, p. 117.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/156>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.