Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Fünftes Buch. Fünftes Capitel. Schwanken der allgemeinen Verhältnisse für Aufkommenund Festsetzung der religiösen Reformen von entscheiden- dem Einfluß gewesen? Eben so gefährlich mußte nun der Umschwung der Dinge denselben werden. Ich berührte schon die Thätigkeit Waldkirchs. In Strasburg hat er die Adlichen, die im Rathe saßen, mit Verlust ihrer Lehen bedroht, wenn sie sich der Abschaffung der Messe nicht wi- dersetzen würden. 1 Im October 1528 forderte nun der Papst den Kaiser förmlich auf, sich der Sachen der Reli- gion auf einem demnächst zu haltenden Reichstage kräftiger anzunehmen, als bisher. Schon verwerfe man, woran auch nur zu zweifeln ein Verbrechen sey, Abendmahl und Kin- dertaufe. Fürs Erste lasse sich wenigstens dafür sorgen, daß das Uebel nicht weiter um sich greife. Und so erging denn auch noch am letzten Tage des November das Ausschreiben zu einem neuen Reichstage auf den 21. Febr. 1529 nach Speier. Die Stände wurden bedeutet, daß man keine Rücksicht auf die Ausbleibenden nehmen, mit den Anwesenden nichts desto minder zu Berathung und Beschluß schreiten werde. 2 Als Gegenstände der Verabredungen machte man die Rüstung gegen die Türken, die gewaltigen Handlungen, die wider 1 Röhrich Gesch. d. Reform. im Elsaß I, 360. 2 Der Druck des Ausschreibens setzt den 1sten, die Nachschrift
den 21sten fest. "Und wo yhr in zehen Tagen, den nechsten nach dem benannten angesetzten Tag nicht erscheinet, so wird nichts dest- minder durch gedacht unser Potschafft und Comissari mit den anwe- senden Stenden gehandlet und beschlossen in allermassen als ob ihr und andre so aus geringen Ursachen auspleyben möchten, entgegen (zugegen) gewest wären. Welchs alles wir fest stet und crefftig in- massen als ob alle Stend die an- und abwesenden darin bewilligt hät- ten achten und vollziehen wollen. Fuͤnftes Buch. Fuͤnftes Capitel. Schwanken der allgemeinen Verhältniſſe für Aufkommenund Feſtſetzung der religiöſen Reformen von entſcheiden- dem Einfluß geweſen? Eben ſo gefährlich mußte nun der Umſchwung der Dinge denſelben werden. Ich berührte ſchon die Thätigkeit Waldkirchs. In Strasburg hat er die Adlichen, die im Rathe ſaßen, mit Verluſt ihrer Lehen bedroht, wenn ſie ſich der Abſchaffung der Meſſe nicht wi- derſetzen würden. 1 Im October 1528 forderte nun der Papſt den Kaiſer förmlich auf, ſich der Sachen der Reli- gion auf einem demnächſt zu haltenden Reichstage kräftiger anzunehmen, als bisher. Schon verwerfe man, woran auch nur zu zweifeln ein Verbrechen ſey, Abendmahl und Kin- dertaufe. Fürs Erſte laſſe ſich wenigſtens dafür ſorgen, daß das Uebel nicht weiter um ſich greife. Und ſo erging denn auch noch am letzten Tage des November das Ausſchreiben zu einem neuen Reichstage auf den 21. Febr. 1529 nach Speier. Die Stände wurden bedeutet, daß man keine Rückſicht auf die Ausbleibenden nehmen, mit den Anweſenden nichts deſto minder zu Berathung und Beſchluß ſchreiten werde. 2 Als Gegenſtände der Verabredungen machte man die Rüſtung gegen die Türken, die gewaltigen Handlungen, die wider 1 Roͤhrich Geſch. d. Reform. im Elſaß I, 360. 2 Der Druck des Ausſchreibens ſetzt den 1ſten, die Nachſchrift
den 21ſten feſt. „Und wo yhr in zehen Tagen, den nechſten nach dem benannten angeſetzten Tag nicht erſcheinet, ſo wird nichts deſt- minder durch gedacht unſer Potſchafft und Comiſſari mit den anwe- ſenden Stenden gehandlet und beſchloſſen in allermaſſen als ob ihr und andre ſo aus geringen Urſachen auspleyben moͤchten, entgegen (zugegen) geweſt waͤren. Welchs alles wir feſt ſtet und crefftig in- maſſen als ob alle Stend die an- und abweſenden darin bewilligt haͤt- ten achten und vollziehen wollen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0160" n="144"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fuͤnftes Buch. Fuͤnftes Capitel</hi>.</fw><lb/> Schwanken der allgemeinen Verhältniſſe für Aufkommen<lb/> und Feſtſetzung der religiöſen Reformen von entſcheiden-<lb/> dem Einfluß geweſen? Eben ſo gefährlich mußte nun der<lb/> Umſchwung der Dinge denſelben werden. Ich berührte<lb/> ſchon die Thätigkeit Waldkirchs. In Strasburg hat er<lb/> die Adlichen, die im Rathe ſaßen, mit Verluſt ihrer Lehen<lb/> bedroht, wenn ſie ſich der Abſchaffung der Meſſe nicht wi-<lb/> derſetzen würden. <note place="foot" n="1">Roͤhrich Geſch. d. Reform. im Elſaß <hi rendition="#aq">I,</hi> 360.</note> Im October 1528 forderte nun der<lb/> Papſt den Kaiſer förmlich auf, ſich der Sachen der Reli-<lb/> gion auf einem demnächſt zu haltenden Reichstage kräftiger<lb/> anzunehmen, als bisher. Schon verwerfe man, woran auch<lb/> nur zu zweifeln ein Verbrechen ſey, Abendmahl und Kin-<lb/> dertaufe. Fürs Erſte laſſe ſich wenigſtens dafür ſorgen, daß<lb/> das Uebel nicht weiter um ſich greife. Und ſo erging denn auch<lb/> noch am letzten Tage des November das Ausſchreiben zu einem<lb/> neuen Reichstage auf den 21. Febr. 1529 nach Speier. Die<lb/> Stände wurden bedeutet, daß man keine Rückſicht auf die<lb/> Ausbleibenden nehmen, mit den Anweſenden nichts deſto<lb/> minder zu Berathung und Beſchluß ſchreiten werde. <note place="foot" n="2">Der Druck des Ausſchreibens ſetzt den 1ſten, die Nachſchrift<lb/> den 21ſten feſt. „Und wo yhr in zehen Tagen, den nechſten nach<lb/> dem benannten angeſetzten Tag nicht erſcheinet, ſo wird nichts deſt-<lb/> minder durch gedacht unſer Potſchafft und Comiſſari mit den anwe-<lb/> ſenden Stenden gehandlet und beſchloſſen in allermaſſen als ob ihr<lb/> und andre ſo aus geringen Urſachen auspleyben moͤchten, entgegen<lb/> (zugegen) geweſt waͤren. Welchs alles wir feſt ſtet und crefftig in-<lb/> maſſen als ob alle Stend die an- und abweſenden darin bewilligt haͤt-<lb/> ten achten und vollziehen wollen.</note> Als<lb/> Gegenſtände der Verabredungen machte man die Rüſtung<lb/> gegen die Türken, die gewaltigen Handlungen, die wider<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0160]
Fuͤnftes Buch. Fuͤnftes Capitel.
Schwanken der allgemeinen Verhältniſſe für Aufkommen
und Feſtſetzung der religiöſen Reformen von entſcheiden-
dem Einfluß geweſen? Eben ſo gefährlich mußte nun der
Umſchwung der Dinge denſelben werden. Ich berührte
ſchon die Thätigkeit Waldkirchs. In Strasburg hat er
die Adlichen, die im Rathe ſaßen, mit Verluſt ihrer Lehen
bedroht, wenn ſie ſich der Abſchaffung der Meſſe nicht wi-
derſetzen würden. 1 Im October 1528 forderte nun der
Papſt den Kaiſer förmlich auf, ſich der Sachen der Reli-
gion auf einem demnächſt zu haltenden Reichstage kräftiger
anzunehmen, als bisher. Schon verwerfe man, woran auch
nur zu zweifeln ein Verbrechen ſey, Abendmahl und Kin-
dertaufe. Fürs Erſte laſſe ſich wenigſtens dafür ſorgen, daß
das Uebel nicht weiter um ſich greife. Und ſo erging denn auch
noch am letzten Tage des November das Ausſchreiben zu einem
neuen Reichstage auf den 21. Febr. 1529 nach Speier. Die
Stände wurden bedeutet, daß man keine Rückſicht auf die
Ausbleibenden nehmen, mit den Anweſenden nichts deſto
minder zu Berathung und Beſchluß ſchreiten werde. 2 Als
Gegenſtände der Verabredungen machte man die Rüſtung
gegen die Türken, die gewaltigen Handlungen, die wider
1 Roͤhrich Geſch. d. Reform. im Elſaß I, 360.
2 Der Druck des Ausſchreibens ſetzt den 1ſten, die Nachſchrift
den 21ſten feſt. „Und wo yhr in zehen Tagen, den nechſten nach
dem benannten angeſetzten Tag nicht erſcheinet, ſo wird nichts deſt-
minder durch gedacht unſer Potſchafft und Comiſſari mit den anwe-
ſenden Stenden gehandlet und beſchloſſen in allermaſſen als ob ihr
und andre ſo aus geringen Urſachen auspleyben moͤchten, entgegen
(zugegen) geweſt waͤren. Welchs alles wir feſt ſtet und crefftig in-
maſſen als ob alle Stend die an- und abweſenden darin bewilligt haͤt-
ten achten und vollziehen wollen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |