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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Krönung Carls V.
in Rom selbst krönen zu lassen, und dann nach Neapel zu
gehn, aber immer dringender wurden die Aufforderungen
seines Bruders, die Vorstellungen desselben, daß seine An-
wesenheit in Deutschland für alle religiösen und politischen
Angelegenheiten unbedingt nothwendig sey. Es ward be-
schlossen, daß die Krönung in Bologna vor sich gehen sollte;
seinen Geburtstag, den Jahrestag der Schlacht von Pavia,
wollte der Kaiser mit diesem Acte bezeichnen.

Feierliche Handlungen dieser Art haben das Eigene,
daß sie mit der Bedeutung, die sie für den Moment ha-
ben, unmittelbare Beziehungen mit den fernsten Jahrhun-
derten verknüpfen.

Dieß Mal hatte die Krönung viel Besonderes. Sie
geschah nicht in Rom, wie sonst immer, sondern in Bo-
logna. Die Kirche S. Petronio sollte die Stelle der Pe-
terskirche vertreten; die Capellen, welche zu den verschie-
denen Functionen gebraucht wurden, empfingen die Namen
der Capellen von S. Peter. Es ward ein Ort in der Kirche
bestimmt, der die Confession Petri vorstellte. 1

Auch der Kaiser war nicht wie seine Vorgänger er-
schienen. Er hatte versäumt die Churfürsten einzuberufen;
ein einziger deutscher Fürst war zugegen, der noch zu gu-
tem Glück den Tag vor der Krönung eintraf, Philipp von
der Pfalz, derselbe, der sich bei der Vertheidigung von
Wien so eben einen gewissen Namen erworben, auch dem
aber kam keine amtliche Bedeutung zu. An eine deut-
sche Ritterschaft, wie sie sonst ihren Kaiser an die Tiber-

1 Consurgens electus venit ad confessionem B. Petri -- --
et in loco humili et depresso ad instar loci ante ingressunr ca-
pellae S. Petri de urbe procubuit. Rainaldus XX,
568.

Kroͤnung Carls V.
in Rom ſelbſt krönen zu laſſen, und dann nach Neapel zu
gehn, aber immer dringender wurden die Aufforderungen
ſeines Bruders, die Vorſtellungen deſſelben, daß ſeine An-
weſenheit in Deutſchland für alle religiöſen und politiſchen
Angelegenheiten unbedingt nothwendig ſey. Es ward be-
ſchloſſen, daß die Krönung in Bologna vor ſich gehen ſollte;
ſeinen Geburtstag, den Jahrestag der Schlacht von Pavia,
wollte der Kaiſer mit dieſem Acte bezeichnen.

Feierliche Handlungen dieſer Art haben das Eigene,
daß ſie mit der Bedeutung, die ſie für den Moment ha-
ben, unmittelbare Beziehungen mit den fernſten Jahrhun-
derten verknüpfen.

Dieß Mal hatte die Krönung viel Beſonderes. Sie
geſchah nicht in Rom, wie ſonſt immer, ſondern in Bo-
logna. Die Kirche S. Petronio ſollte die Stelle der Pe-
terskirche vertreten; die Capellen, welche zu den verſchie-
denen Functionen gebraucht wurden, empfingen die Namen
der Capellen von S. Peter. Es ward ein Ort in der Kirche
beſtimmt, der die Confeſſion Petri vorſtellte. 1

Auch der Kaiſer war nicht wie ſeine Vorgänger er-
ſchienen. Er hatte verſäumt die Churfürſten einzuberufen;
ein einziger deutſcher Fürſt war zugegen, der noch zu gu-
tem Glück den Tag vor der Krönung eintraf, Philipp von
der Pfalz, derſelbe, der ſich bei der Vertheidigung von
Wien ſo eben einen gewiſſen Namen erworben, auch dem
aber kam keine amtliche Bedeutung zu. An eine deut-
ſche Ritterſchaft, wie ſie ſonſt ihren Kaiſer an die Tiber-

1 Consurgens electus venit ad confessionem B. Petri — —
et in loco humili et depresso ad instar loci ante ingressunr ca-
pellae S. Petri de urbe procubuit. Rainaldus XX,
568.
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[219/0235] Kroͤnung Carls V. in Rom ſelbſt krönen zu laſſen, und dann nach Neapel zu gehn, aber immer dringender wurden die Aufforderungen ſeines Bruders, die Vorſtellungen deſſelben, daß ſeine An- weſenheit in Deutſchland für alle religiöſen und politiſchen Angelegenheiten unbedingt nothwendig ſey. Es ward be- ſchloſſen, daß die Krönung in Bologna vor ſich gehen ſollte; ſeinen Geburtstag, den Jahrestag der Schlacht von Pavia, wollte der Kaiſer mit dieſem Acte bezeichnen. Feierliche Handlungen dieſer Art haben das Eigene, daß ſie mit der Bedeutung, die ſie für den Moment ha- ben, unmittelbare Beziehungen mit den fernſten Jahrhun- derten verknüpfen. Dieß Mal hatte die Krönung viel Beſonderes. Sie geſchah nicht in Rom, wie ſonſt immer, ſondern in Bo- logna. Die Kirche S. Petronio ſollte die Stelle der Pe- terskirche vertreten; die Capellen, welche zu den verſchie- denen Functionen gebraucht wurden, empfingen die Namen der Capellen von S. Peter. Es ward ein Ort in der Kirche beſtimmt, der die Confeſſion Petri vorſtellte. 1 Auch der Kaiſer war nicht wie ſeine Vorgänger er- ſchienen. Er hatte verſäumt die Churfürſten einzuberufen; ein einziger deutſcher Fürſt war zugegen, der noch zu gu- tem Glück den Tag vor der Krönung eintraf, Philipp von der Pfalz, derſelbe, der ſich bei der Vertheidigung von Wien ſo eben einen gewiſſen Namen erworben, auch dem aber kam keine amtliche Bedeutung zu. An eine deut- ſche Ritterſchaft, wie ſie ſonſt ihren Kaiſer an die Tiber- 1 Consurgens electus venit ad confessionem B. Petri — — et in loco humili et depresso ad instar loci ante ingressunr ca- pellae S. Petri de urbe procubuit. Rainaldus XX, 568.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/235>, abgerufen am 24.11.2024.