Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Fünftes Buch. Siebentes Capitel. brücke zu begleiten pflegte, war nicht zu denken; unten aufdem Platz hielten 3000 deutsche Landsknechte, wackere Kriegs- leute, von guter Haltung, aber von einem Spanier befeh- ligt: es war Antonio de Leiva, der auf seinem Tragsessel von schwarzbraunem Sammet seinen Einzug vor ihnen her ge- halten hatte. Alles Glänzende, was den Kaiser umgab, war von Spanien mitgekommen, oder hatte sich in Italien zu ihm gesellt. Den Zug, mit welchem er sich am 24. Februar 1530 -- zwei Tage vorher war ihm unter etwas modificir- ten Feierlichkeiten die eiserne Krone aufgesetzt worden -- zur Kaiserkrönung nach der Kirche begab, eröffneten spanische Edelknaben; dann folgten jene spanischen Herren, deren wir gedacht, wetteifernd in Pomp und Glanz; hierauf die He- rolde, nicht etwa der deutschen, sondern vornehmlich der verschiedenen spanischen Provinzen; das Scepter trug der Markgraf von Montferrat, das Schwert der Herzog von Urbino, den Reichsapfel jener Pfalzgraf Philipp, endlich die Krone der Herzog von Savoyen. Die Churfürsten ver- wunderten sich, daß man ihre Aemter Andern zu verwal- ten gegeben, ohne sie nur zu fragen. Hinter ihnen trat dann der Kaiser in der Mitte zweier Cardinäle daher: die Mitglieder seines geheimen Raths folgten ihm nach. Als wenig Schritte hinter dem Kaiser der hölzerne Gang, durch den man den Pallast mit S. Petronio verbunden, zusammen- brach, deuteten das Viele dahin, daß er wohl der letzte Kaiser seyn werde, der zu einer römischen Krönung gehe, wie das denn in der That wahr geworden ist; er selbst sah sich lächelnd um: er meinte sein Glück zu erkennen, das ihn auch in diesem Augenblick vor einem Unfall geschützt hatte. 1 1 Jovius 27stes Buch. De duplici coronatione Caroli V
Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel. brücke zu begleiten pflegte, war nicht zu denken; unten aufdem Platz hielten 3000 deutſche Landsknechte, wackere Kriegs- leute, von guter Haltung, aber von einem Spanier befeh- ligt: es war Antonio de Leiva, der auf ſeinem Tragſeſſel von ſchwarzbraunem Sammet ſeinen Einzug vor ihnen her ge- halten hatte. Alles Glänzende, was den Kaiſer umgab, war von Spanien mitgekommen, oder hatte ſich in Italien zu ihm geſellt. Den Zug, mit welchem er ſich am 24. Februar 1530 — zwei Tage vorher war ihm unter etwas modificir- ten Feierlichkeiten die eiſerne Krone aufgeſetzt worden — zur Kaiſerkrönung nach der Kirche begab, eröffneten ſpaniſche Edelknaben; dann folgten jene ſpaniſchen Herren, deren wir gedacht, wetteifernd in Pomp und Glanz; hierauf die He- rolde, nicht etwa der deutſchen, ſondern vornehmlich der verſchiedenen ſpaniſchen Provinzen; das Scepter trug der Markgraf von Montferrat, das Schwert der Herzog von Urbino, den Reichsapfel jener Pfalzgraf Philipp, endlich die Krone der Herzog von Savoyen. Die Churfürſten ver- wunderten ſich, daß man ihre Aemter Andern zu verwal- ten gegeben, ohne ſie nur zu fragen. Hinter ihnen trat dann der Kaiſer in der Mitte zweier Cardinäle daher: die Mitglieder ſeines geheimen Raths folgten ihm nach. Als wenig Schritte hinter dem Kaiſer der hölzerne Gang, durch den man den Pallaſt mit S. Petronio verbunden, zuſammen- brach, deuteten das Viele dahin, daß er wohl der letzte Kaiſer ſeyn werde, der zu einer römiſchen Krönung gehe, wie das denn in der That wahr geworden iſt; er ſelbſt ſah ſich lächelnd um: er meinte ſein Glück zu erkennen, das ihn auch in dieſem Augenblick vor einem Unfall geſchützt hatte. 1 1 Jovius 27ſtes Buch. De duplici coronatione Caroli V
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Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.
brücke zu begleiten pflegte, war nicht zu denken; unten auf
dem Platz hielten 3000 deutſche Landsknechte, wackere Kriegs-
leute, von guter Haltung, aber von einem Spanier befeh-
ligt: es war Antonio de Leiva, der auf ſeinem Tragſeſſel von
ſchwarzbraunem Sammet ſeinen Einzug vor ihnen her ge-
halten hatte. Alles Glänzende, was den Kaiſer umgab,
war von Spanien mitgekommen, oder hatte ſich in Italien
zu ihm geſellt. Den Zug, mit welchem er ſich am 24. Februar
1530 — zwei Tage vorher war ihm unter etwas modificir-
ten Feierlichkeiten die eiſerne Krone aufgeſetzt worden — zur
Kaiſerkrönung nach der Kirche begab, eröffneten ſpaniſche
Edelknaben; dann folgten jene ſpaniſchen Herren, deren wir
gedacht, wetteifernd in Pomp und Glanz; hierauf die He-
rolde, nicht etwa der deutſchen, ſondern vornehmlich der
verſchiedenen ſpaniſchen Provinzen; das Scepter trug der
Markgraf von Montferrat, das Schwert der Herzog von
Urbino, den Reichsapfel jener Pfalzgraf Philipp, endlich
die Krone der Herzog von Savoyen. Die Churfürſten ver-
wunderten ſich, daß man ihre Aemter Andern zu verwal-
ten gegeben, ohne ſie nur zu fragen. Hinter ihnen trat
dann der Kaiſer in der Mitte zweier Cardinäle daher: die
Mitglieder ſeines geheimen Raths folgten ihm nach. Als
wenig Schritte hinter dem Kaiſer der hölzerne Gang, durch
den man den Pallaſt mit S. Petronio verbunden, zuſammen-
brach, deuteten das Viele dahin, daß er wohl der letzte
Kaiſer ſeyn werde, der zu einer römiſchen Krönung gehe,
wie das denn in der That wahr geworden iſt; er ſelbſt ſah
ſich lächelnd um: er meinte ſein Glück zu erkennen, das ihn
auch in dieſem Augenblick vor einem Unfall geſchützt hatte. 1
1 Jovius 27ſtes Buch. De duplici coronatione Caroli V
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