gen wir auch bei dieser noch wesentlich vaterländischen Ce- rimonie des Einzuges einen Augenblick verweilen. 1
Voran zogen zwei Fähnlein Landsknechte, denen der Kaiser, der nun als der gekommene Herr dieser kaiserlichen Stadt betrachtet seyn wollte, die Wache derselben anzuver- trauen gedachte. Sie waren jetzt erst geworben, und nicht alle hatten bereits die militärische Haltung, die man in Deutschland fordert, jedoch fanden sich viele unter ihnen, welche die italienischen Kriege mitgemacht, einige, die darin reich geworden waren. Vor allem bemerkte man einen Augs- burger Bürger, Simon Seitz, der dem Kaiser als Feld- schreiber gedient, und der jetzt, prächtig in Gold gekleidet auf brauner Jenete mit kostbar gestickter Decke, nicht ohne glänzenden Troß zurückkehrte.
Hierauf folgten die reisigen Mannen der sechs Chur- fürsten. Die sächsischen führten nach altem Herkommen den Zug an; ungefähr 160 Pferde, alle mit ihrem Schieß- zeug, in Leberfarbe gekleidet. Es waren zum Theil das Hofgesinde, Fürsten und Grafen, Vierrosser, Zweirosser und Einrosser; zum Theil die Grafen, Räthe und Edelleute, die vom Lande einberufen waren. Man bemerkte bereits den Churprinzen, der das erste Bündniß mit Hessen vermittelt. Dem sächsischen folgten die pfälzischen, brandenburgischen, cölnischen, mainzischen und trierischen Haufen, alle in ihrer
1 Wir haben darüber vier verschiedene Berichte, 1) in der Altenb. Sammlung lutherischer Werke, 2) in Cyprians Geschichte der augsburgischen Confession, und zwei fliegende Blätter, 3) Kaiserl. Maj. Einreitung zu München etc., 4) Kais. Maj. Einreiten zum Reichstag gen Augsburg. Die ersten beiden sind auch bei Walch, die beiden andern bei Förstemann abgedruckt. Einige Momente ent- nahm ich noch aus den Briefen Fürstenbergs.
Reichstag zu Augsburg. Einzug.
gen wir auch bei dieſer noch weſentlich vaterländiſchen Ce- rimonie des Einzuges einen Augenblick verweilen. 1
Voran zogen zwei Fähnlein Landsknechte, denen der Kaiſer, der nun als der gekommene Herr dieſer kaiſerlichen Stadt betrachtet ſeyn wollte, die Wache derſelben anzuver- trauen gedachte. Sie waren jetzt erſt geworben, und nicht alle hatten bereits die militäriſche Haltung, die man in Deutſchland fordert, jedoch fanden ſich viele unter ihnen, welche die italieniſchen Kriege mitgemacht, einige, die darin reich geworden waren. Vor allem bemerkte man einen Augs- burger Bürger, Simon Seitz, der dem Kaiſer als Feld- ſchreiber gedient, und der jetzt, prächtig in Gold gekleidet auf brauner Jenete mit koſtbar geſtickter Decke, nicht ohne glänzenden Troß zurückkehrte.
Hierauf folgten die reiſigen Mannen der ſechs Chur- fürſten. Die ſächſiſchen führten nach altem Herkommen den Zug an; ungefähr 160 Pferde, alle mit ihrem Schieß- zeug, in Leberfarbe gekleidet. Es waren zum Theil das Hofgeſinde, Fürſten und Grafen, Vierroſſer, Zweiroſſer und Einroſſer; zum Theil die Grafen, Räthe und Edelleute, die vom Lande einberufen waren. Man bemerkte bereits den Churprinzen, der das erſte Bündniß mit Heſſen vermittelt. Dem ſächſiſchen folgten die pfälziſchen, brandenburgiſchen, cölniſchen, mainziſchen und trieriſchen Haufen, alle in ihrer
1 Wir haben daruͤber vier verſchiedene Berichte, 1) in der Altenb. Sammlung lutheriſcher Werke, 2) in Cyprians Geſchichte der augsburgiſchen Confeſſion, und zwei fliegende Blaͤtter, 3) Kaiſerl. Maj. Einreitung zu Muͤnchen etc., 4) Kaiſ. Maj. Einreiten zum Reichstag gen Augsburg. Die erſten beiden ſind auch bei Walch, die beiden andern bei Foͤrſtemann abgedruckt. Einige Momente ent- nahm ich noch aus den Briefen Fuͤrſtenbergs.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0251"n="235"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Reichstag zu Augsburg. Einzug</hi>.</fw><lb/>
gen wir auch bei dieſer noch weſentlich vaterländiſchen Ce-<lb/>
rimonie des Einzuges einen Augenblick verweilen. <noteplace="foot"n="1">Wir haben daruͤber vier verſchiedene Berichte, 1) in der<lb/>
Altenb. Sammlung lutheriſcher Werke, 2) in Cyprians Geſchichte der<lb/>
augsburgiſchen Confeſſion, und zwei fliegende Blaͤtter, 3) Kaiſerl.<lb/>
Maj. Einreitung zu Muͤnchen <hirendition="#aq">etc.</hi>, 4) Kaiſ. Maj. Einreiten zum<lb/>
Reichstag gen Augsburg. Die erſten beiden ſind auch bei Walch,<lb/>
die beiden andern bei Foͤrſtemann abgedruckt. Einige Momente ent-<lb/>
nahm ich noch aus den Briefen Fuͤrſtenbergs.</note></p><lb/><p>Voran zogen zwei Fähnlein Landsknechte, denen der<lb/>
Kaiſer, der nun als der gekommene Herr dieſer kaiſerlichen<lb/>
Stadt betrachtet ſeyn wollte, die Wache derſelben anzuver-<lb/>
trauen gedachte. Sie waren jetzt erſt geworben, und nicht<lb/>
alle hatten bereits die militäriſche Haltung, die man in<lb/>
Deutſchland fordert, jedoch fanden ſich viele unter ihnen,<lb/>
welche die italieniſchen Kriege mitgemacht, einige, die darin<lb/>
reich geworden waren. Vor allem bemerkte man einen Augs-<lb/>
burger Bürger, Simon Seitz, der dem Kaiſer als Feld-<lb/>ſchreiber gedient, und der jetzt, prächtig in Gold gekleidet<lb/>
auf brauner Jenete mit koſtbar geſtickter Decke, nicht ohne<lb/>
glänzenden Troß zurückkehrte.</p><lb/><p>Hierauf folgten die reiſigen Mannen der ſechs Chur-<lb/>
fürſten. Die ſächſiſchen führten nach altem Herkommen<lb/>
den Zug an; ungefähr 160 Pferde, alle mit ihrem Schieß-<lb/>
zeug, in Leberfarbe gekleidet. Es waren zum Theil das<lb/>
Hofgeſinde, Fürſten und Grafen, Vierroſſer, Zweiroſſer und<lb/>
Einroſſer; zum Theil die Grafen, Räthe und Edelleute, die<lb/>
vom Lande einberufen waren. Man bemerkte bereits den<lb/>
Churprinzen, der das erſte Bündniß mit Heſſen vermittelt.<lb/>
Dem ſächſiſchen folgten die pfälziſchen, brandenburgiſchen,<lb/>
cölniſchen, mainziſchen und trieriſchen Haufen, alle in ihrer<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[235/0251]
Reichstag zu Augsburg. Einzug.
gen wir auch bei dieſer noch weſentlich vaterländiſchen Ce-
rimonie des Einzuges einen Augenblick verweilen. 1
Voran zogen zwei Fähnlein Landsknechte, denen der
Kaiſer, der nun als der gekommene Herr dieſer kaiſerlichen
Stadt betrachtet ſeyn wollte, die Wache derſelben anzuver-
trauen gedachte. Sie waren jetzt erſt geworben, und nicht
alle hatten bereits die militäriſche Haltung, die man in
Deutſchland fordert, jedoch fanden ſich viele unter ihnen,
welche die italieniſchen Kriege mitgemacht, einige, die darin
reich geworden waren. Vor allem bemerkte man einen Augs-
burger Bürger, Simon Seitz, der dem Kaiſer als Feld-
ſchreiber gedient, und der jetzt, prächtig in Gold gekleidet
auf brauner Jenete mit koſtbar geſtickter Decke, nicht ohne
glänzenden Troß zurückkehrte.
Hierauf folgten die reiſigen Mannen der ſechs Chur-
fürſten. Die ſächſiſchen führten nach altem Herkommen
den Zug an; ungefähr 160 Pferde, alle mit ihrem Schieß-
zeug, in Leberfarbe gekleidet. Es waren zum Theil das
Hofgeſinde, Fürſten und Grafen, Vierroſſer, Zweiroſſer und
Einroſſer; zum Theil die Grafen, Räthe und Edelleute, die
vom Lande einberufen waren. Man bemerkte bereits den
Churprinzen, der das erſte Bündniß mit Heſſen vermittelt.
Dem ſächſiſchen folgten die pfälziſchen, brandenburgiſchen,
cölniſchen, mainziſchen und trieriſchen Haufen, alle in ihrer
1 Wir haben daruͤber vier verſchiedene Berichte, 1) in der
Altenb. Sammlung lutheriſcher Werke, 2) in Cyprians Geſchichte der
augsburgiſchen Confeſſion, und zwei fliegende Blaͤtter, 3) Kaiſerl.
Maj. Einreitung zu Muͤnchen etc., 4) Kaiſ. Maj. Einreiten zum
Reichstag gen Augsburg. Die erſten beiden ſind auch bei Walch,
die beiden andern bei Foͤrſtemann abgedruckt. Einige Momente ent-
nahm ich noch aus den Briefen Fuͤrſtenbergs.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/251>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.