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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Reichstag zu Augsburg. Einzug.
gen wir auch bei dieser noch wesentlich vaterländischen Ce-
rimonie des Einzuges einen Augenblick verweilen. 1

Voran zogen zwei Fähnlein Landsknechte, denen der
Kaiser, der nun als der gekommene Herr dieser kaiserlichen
Stadt betrachtet seyn wollte, die Wache derselben anzuver-
trauen gedachte. Sie waren jetzt erst geworben, und nicht
alle hatten bereits die militärische Haltung, die man in
Deutschland fordert, jedoch fanden sich viele unter ihnen,
welche die italienischen Kriege mitgemacht, einige, die darin
reich geworden waren. Vor allem bemerkte man einen Augs-
burger Bürger, Simon Seitz, der dem Kaiser als Feld-
schreiber gedient, und der jetzt, prächtig in Gold gekleidet
auf brauner Jenete mit kostbar gestickter Decke, nicht ohne
glänzenden Troß zurückkehrte.

Hierauf folgten die reisigen Mannen der sechs Chur-
fürsten. Die sächsischen führten nach altem Herkommen
den Zug an; ungefähr 160 Pferde, alle mit ihrem Schieß-
zeug, in Leberfarbe gekleidet. Es waren zum Theil das
Hofgesinde, Fürsten und Grafen, Vierrosser, Zweirosser und
Einrosser; zum Theil die Grafen, Räthe und Edelleute, die
vom Lande einberufen waren. Man bemerkte bereits den
Churprinzen, der das erste Bündniß mit Hessen vermittelt.
Dem sächsischen folgten die pfälzischen, brandenburgischen,
cölnischen, mainzischen und trierischen Haufen, alle in ihrer

1 Wir haben darüber vier verschiedene Berichte, 1) in der
Altenb. Sammlung lutherischer Werke, 2) in Cyprians Geschichte der
augsburgischen Confession, und zwei fliegende Blätter, 3) Kaiserl.
Maj. Einreitung zu München etc., 4) Kais. Maj. Einreiten zum
Reichstag gen Augsburg. Die ersten beiden sind auch bei Walch,
die beiden andern bei Förstemann abgedruckt. Einige Momente ent-
nahm ich noch aus den Briefen Fürstenbergs.

Reichstag zu Augsburg. Einzug.
gen wir auch bei dieſer noch weſentlich vaterländiſchen Ce-
rimonie des Einzuges einen Augenblick verweilen. 1

Voran zogen zwei Fähnlein Landsknechte, denen der
Kaiſer, der nun als der gekommene Herr dieſer kaiſerlichen
Stadt betrachtet ſeyn wollte, die Wache derſelben anzuver-
trauen gedachte. Sie waren jetzt erſt geworben, und nicht
alle hatten bereits die militäriſche Haltung, die man in
Deutſchland fordert, jedoch fanden ſich viele unter ihnen,
welche die italieniſchen Kriege mitgemacht, einige, die darin
reich geworden waren. Vor allem bemerkte man einen Augs-
burger Bürger, Simon Seitz, der dem Kaiſer als Feld-
ſchreiber gedient, und der jetzt, prächtig in Gold gekleidet
auf brauner Jenete mit koſtbar geſtickter Decke, nicht ohne
glänzenden Troß zurückkehrte.

Hierauf folgten die reiſigen Mannen der ſechs Chur-
fürſten. Die ſächſiſchen führten nach altem Herkommen
den Zug an; ungefähr 160 Pferde, alle mit ihrem Schieß-
zeug, in Leberfarbe gekleidet. Es waren zum Theil das
Hofgeſinde, Fürſten und Grafen, Vierroſſer, Zweiroſſer und
Einroſſer; zum Theil die Grafen, Räthe und Edelleute, die
vom Lande einberufen waren. Man bemerkte bereits den
Churprinzen, der das erſte Bündniß mit Heſſen vermittelt.
Dem ſächſiſchen folgten die pfälziſchen, brandenburgiſchen,
cölniſchen, mainziſchen und trieriſchen Haufen, alle in ihrer

1 Wir haben daruͤber vier verſchiedene Berichte, 1) in der
Altenb. Sammlung lutheriſcher Werke, 2) in Cyprians Geſchichte der
augsburgiſchen Confeſſion, und zwei fliegende Blaͤtter, 3) Kaiſerl.
Maj. Einreitung zu Muͤnchen etc., 4) Kaiſ. Maj. Einreiten zum
Reichstag gen Augsburg. Die erſten beiden ſind auch bei Walch,
die beiden andern bei Foͤrſtemann abgedruckt. Einige Momente ent-
nahm ich noch aus den Briefen Fuͤrſtenbergs.
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[235/0251] Reichstag zu Augsburg. Einzug. gen wir auch bei dieſer noch weſentlich vaterländiſchen Ce- rimonie des Einzuges einen Augenblick verweilen. 1 Voran zogen zwei Fähnlein Landsknechte, denen der Kaiſer, der nun als der gekommene Herr dieſer kaiſerlichen Stadt betrachtet ſeyn wollte, die Wache derſelben anzuver- trauen gedachte. Sie waren jetzt erſt geworben, und nicht alle hatten bereits die militäriſche Haltung, die man in Deutſchland fordert, jedoch fanden ſich viele unter ihnen, welche die italieniſchen Kriege mitgemacht, einige, die darin reich geworden waren. Vor allem bemerkte man einen Augs- burger Bürger, Simon Seitz, der dem Kaiſer als Feld- ſchreiber gedient, und der jetzt, prächtig in Gold gekleidet auf brauner Jenete mit koſtbar geſtickter Decke, nicht ohne glänzenden Troß zurückkehrte. Hierauf folgten die reiſigen Mannen der ſechs Chur- fürſten. Die ſächſiſchen führten nach altem Herkommen den Zug an; ungefähr 160 Pferde, alle mit ihrem Schieß- zeug, in Leberfarbe gekleidet. Es waren zum Theil das Hofgeſinde, Fürſten und Grafen, Vierroſſer, Zweiroſſer und Einroſſer; zum Theil die Grafen, Räthe und Edelleute, die vom Lande einberufen waren. Man bemerkte bereits den Churprinzen, der das erſte Bündniß mit Heſſen vermittelt. Dem ſächſiſchen folgten die pfälziſchen, brandenburgiſchen, cölniſchen, mainziſchen und trieriſchen Haufen, alle in ihrer 1 Wir haben daruͤber vier verſchiedene Berichte, 1) in der Altenb. Sammlung lutheriſcher Werke, 2) in Cyprians Geſchichte der augsburgiſchen Confeſſion, und zwei fliegende Blaͤtter, 3) Kaiſerl. Maj. Einreitung zu Muͤnchen etc., 4) Kaiſ. Maj. Einreiten zum Reichstag gen Augsburg. Die erſten beiden ſind auch bei Walch, die beiden andern bei Foͤrſtemann abgedruckt. Einige Momente ent- nahm ich noch aus den Briefen Fuͤrſtenbergs.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/251>, abgerufen am 21.11.2024.