solle. Sie waren bereit, die Confession blos in ihrem eig- nen Namen einzugeben. Der Churfürst erwiederte ihnen: "ich will meinen Christus auch mit bekennen."
Seitdem zeigte sich aber der Kaiser von Tag zu Tag abgeneigter. "Wir haben," sagt der Churfürst in einem seiner Briefe, 1 "S. Kaiserl. Majestät gebeten, uns mit der Churwürde zu belehnen: das ist uns abgeschlagen wor- den. Wir liegen mit großen Kosten hier, haben eben 12000 Gulden aufnehmen müssen: Kaiserl. Majestät hat uns noch mit keinem Worte zugesprochen. Wir können nicht anders denken, als daß wir bei Kaiserlicher Majestät schwer ver- unglimpft sind, und daß uns dieß durch unsere eignen Ver- wandten geschehen ist."
Wir sehen, in welche Stimmung man ihn bereits ge- setzt hatte, und darauf folgte nun die Confutation und die derselben beigefügte drohende Erklärung.
Daß er dem Kaiser, der so eben den König von Frank- reich besiegt, Italien zur Ruhe gebracht hatte, der jetzt mit der Majorität des Reichs auf das engste verbündet war und in ihrem Namen handelte, Widerstand leisten könne, er mit dem schmalen Strich Landes an der Elbe und sei- nem kleinen Thüringen, ohne zuverlässige Verbündete, daran ließ sich gar nicht denken. Und lähmte ihn nicht über- dieß der Zweifel, ob er auch nur das Recht habe, sich zu widersetzen? Er neigte sich zu der Meinung, daß es ihm nicht zukomme.
Man trug Sorge, ihn ganz deutlich wissen zu lassen,
1 An Nicol. v. Ende, Amtmann in Georgenthal. 28. Juli.
Churfuͤrſt Johann von Sachſen.
ſolle. Sie waren bereit, die Confeſſion blos in ihrem eig- nen Namen einzugeben. Der Churfürſt erwiederte ihnen: „ich will meinen Chriſtus auch mit bekennen.“
Seitdem zeigte ſich aber der Kaiſer von Tag zu Tag abgeneigter. „Wir haben,“ ſagt der Churfürſt in einem ſeiner Briefe, 1 „S. Kaiſerl. Majeſtät gebeten, uns mit der Churwürde zu belehnen: das iſt uns abgeſchlagen wor- den. Wir liegen mit großen Koſten hier, haben eben 12000 Gulden aufnehmen müſſen: Kaiſerl. Majeſtät hat uns noch mit keinem Worte zugeſprochen. Wir können nicht anders denken, als daß wir bei Kaiſerlicher Majeſtät ſchwer ver- unglimpft ſind, und daß uns dieß durch unſere eignen Ver- wandten geſchehen iſt.“
Wir ſehen, in welche Stimmung man ihn bereits ge- ſetzt hatte, und darauf folgte nun die Confutation und die derſelben beigefügte drohende Erklärung.
Daß er dem Kaiſer, der ſo eben den König von Frank- reich beſiegt, Italien zur Ruhe gebracht hatte, der jetzt mit der Majorität des Reichs auf das engſte verbündet war und in ihrem Namen handelte, Widerſtand leiſten könne, er mit dem ſchmalen Strich Landes an der Elbe und ſei- nem kleinen Thüringen, ohne zuverläſſige Verbündete, daran ließ ſich gar nicht denken. Und lähmte ihn nicht über- dieß der Zweifel, ob er auch nur das Recht habe, ſich zu widerſetzen? Er neigte ſich zu der Meinung, daß es ihm nicht zukomme.
Man trug Sorge, ihn ganz deutlich wiſſen zu laſſen,
1 An Nicol. v. Ende, Amtmann in Georgenthal. 28. Juli.
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[263/0279]
Churfuͤrſt Johann von Sachſen.
ſolle. Sie waren bereit, die Confeſſion blos in ihrem eig-
nen Namen einzugeben. Der Churfürſt erwiederte ihnen:
„ich will meinen Chriſtus auch mit bekennen.“
Seitdem zeigte ſich aber der Kaiſer von Tag zu Tag
abgeneigter. „Wir haben,“ ſagt der Churfürſt in einem
ſeiner Briefe, 1 „S. Kaiſerl. Majeſtät gebeten, uns mit
der Churwürde zu belehnen: das iſt uns abgeſchlagen wor-
den. Wir liegen mit großen Koſten hier, haben eben 12000
Gulden aufnehmen müſſen: Kaiſerl. Majeſtät hat uns noch
mit keinem Worte zugeſprochen. Wir können nicht anders
denken, als daß wir bei Kaiſerlicher Majeſtät ſchwer ver-
unglimpft ſind, und daß uns dieß durch unſere eignen Ver-
wandten geſchehen iſt.“
Wir ſehen, in welche Stimmung man ihn bereits ge-
ſetzt hatte, und darauf folgte nun die Confutation und die
derſelben beigefügte drohende Erklärung.
Daß er dem Kaiſer, der ſo eben den König von Frank-
reich beſiegt, Italien zur Ruhe gebracht hatte, der jetzt mit
der Majorität des Reichs auf das engſte verbündet war
und in ihrem Namen handelte, Widerſtand leiſten könne,
er mit dem ſchmalen Strich Landes an der Elbe und ſei-
nem kleinen Thüringen, ohne zuverläſſige Verbündete, daran
ließ ſich gar nicht denken. Und lähmte ihn nicht über-
dieß der Zweifel, ob er auch nur das Recht habe, ſich
zu widerſetzen? Er neigte ſich zu der Meinung, daß es
ihm nicht zukomme.
Man trug Sorge, ihn ganz deutlich wiſſen zu laſſen,
1 An Nicol. v. Ende, Amtmann in Georgenthal. 28. Juli.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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