ben; aber Gott selbst will uns Frieden schaffen, daß er allein die Ehre habe. 1
In einem entschlossenen Willen liegt jedesmal eine die Gemüther mit sich fortreißende Gewalt. Wie viel mehr in einem solchen, der sich so gotterfüllt zeigt! Luther übte von Coburg her vielleicht einen größern Einfluß auf die Seinen aus, als ihm tägliche persönliche Gegenwart nur immer hätte verschaffen können.
Alle die andern Fürsten wetteiferten mit Churfurst Jo- hann in Standhaftigkeit.
Herzog Ernst von Lüneburg erwarb sich hier den Na- men des Bekenners. Statt einen Schritt zurückzuweichen, setzte er sich mit dem Manne in Verbindung, der dann die Reformation seines Landes vorzüglich geleitet hat, mit Ur- banus Rhegius. Er nahm ihn mit sich "als das beste Kleinod," das er von Augsburg den Seinen habe mit- bringen können.
Dem Markgrafen Georg von Brandenburg hatten Kai- ser und König Begünstigung in seinen Angelegenheiten ver- sprochen, wenn er von der Lehre abstehe; das Haus Brandenburg hatte schon damals Ansprüche auf schlesische Besitzungen; der Markgraf wies jeden Antrag dieser Art von sich. 2 Aber nicht minder lebhaft drang nun sein an- gesehener und noch eifrig katholischer Vetter, Churfürst Joa- chim in ihn: es kam zwischen beiden zuweilen zu bitterer Zwiesprache. Der Markgraf erklärte sich überzeugt, daß die Lehre kein Irrthum genannt werden könne, wenn
1 4. Aug. de W. IV.
2 Schreiben an die Stammesvettern 19. Juli bei Förstemann II, 93.
Haltung der proteſtantiſchen Fuͤrſten.
ben; aber Gott ſelbſt will uns Frieden ſchaffen, daß er allein die Ehre habe. 1
In einem entſchloſſenen Willen liegt jedesmal eine die Gemüther mit ſich fortreißende Gewalt. Wie viel mehr in einem ſolchen, der ſich ſo gotterfüllt zeigt! Luther übte von Coburg her vielleicht einen größern Einfluß auf die Seinen aus, als ihm tägliche perſönliche Gegenwart nur immer hätte verſchaffen können.
Alle die andern Fürſten wetteiferten mit Churfurſt Jo- hann in Standhaftigkeit.
Herzog Ernſt von Lüneburg erwarb ſich hier den Na- men des Bekenners. Statt einen Schritt zurückzuweichen, ſetzte er ſich mit dem Manne in Verbindung, der dann die Reformation ſeines Landes vorzüglich geleitet hat, mit Ur- banus Rhegius. Er nahm ihn mit ſich „als das beſte Kleinod,“ das er von Augsburg den Seinen habe mit- bringen können.
Dem Markgrafen Georg von Brandenburg hatten Kai- ſer und König Begünſtigung in ſeinen Angelegenheiten ver- ſprochen, wenn er von der Lehre abſtehe; das Haus Brandenburg hatte ſchon damals Anſprüche auf ſchleſiſche Beſitzungen; der Markgraf wies jeden Antrag dieſer Art von ſich. 2 Aber nicht minder lebhaft drang nun ſein an- geſehener und noch eifrig katholiſcher Vetter, Churfürſt Joa- chim in ihn: es kam zwiſchen beiden zuweilen zu bitterer Zwieſprache. Der Markgraf erklärte ſich überzeugt, daß die Lehre kein Irrthum genannt werden könne, wenn
1 4. Aug. de W. IV.
2 Schreiben an die Stammesvettern 19. Juli bei Foͤrſtemann II, 93.
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Haltung der proteſtantiſchen Fuͤrſten.
ben; aber Gott ſelbſt will uns Frieden ſchaffen, daß er
allein die Ehre habe. 1
In einem entſchloſſenen Willen liegt jedesmal eine die
Gemüther mit ſich fortreißende Gewalt. Wie viel mehr in
einem ſolchen, der ſich ſo gotterfüllt zeigt! Luther übte von
Coburg her vielleicht einen größern Einfluß auf die Seinen
aus, als ihm tägliche perſönliche Gegenwart nur immer
hätte verſchaffen können.
Alle die andern Fürſten wetteiferten mit Churfurſt Jo-
hann in Standhaftigkeit.
Herzog Ernſt von Lüneburg erwarb ſich hier den Na-
men des Bekenners. Statt einen Schritt zurückzuweichen,
ſetzte er ſich mit dem Manne in Verbindung, der dann die
Reformation ſeines Landes vorzüglich geleitet hat, mit Ur-
banus Rhegius. Er nahm ihn mit ſich „als das beſte
Kleinod,“ das er von Augsburg den Seinen habe mit-
bringen können.
Dem Markgrafen Georg von Brandenburg hatten Kai-
ſer und König Begünſtigung in ſeinen Angelegenheiten ver-
ſprochen, wenn er von der Lehre abſtehe; das Haus
Brandenburg hatte ſchon damals Anſprüche auf ſchleſiſche
Beſitzungen; der Markgraf wies jeden Antrag dieſer Art
von ſich. 2 Aber nicht minder lebhaft drang nun ſein an-
geſehener und noch eifrig katholiſcher Vetter, Churfürſt Joa-
chim in ihn: es kam zwiſchen beiden zuweilen zu bitterer
Zwieſprache. Der Markgraf erklärte ſich überzeugt, daß
die Lehre kein Irrthum genannt werden könne, wenn
1 4. Aug. de W. IV.
2 Schreiben an die Stammesvettern 19. Juli bei Foͤrſtemann
II, 93.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/287>, abgerufen am 24.11.2024.
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