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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Achtes Capitel.
tober sendete er seinen Mayordomo Pedro de la Cueva
nach Rom, um dem Papst anzuzeigen, die Meinung der
katholischen Fürsten sey zwar, daß das Jahr zu weit vor-
gerückt sey, um auf der Stelle etwas gegen die Lutheri-
schen zu unternehmen, aber er möge deswegen nicht die
Vorbereitungen zu einem solchen Unternehmen unterlassen.
Seinerseits werde er, so wünschenswerth es auch für ihn
wäre, nach Spanien zurückzukehren, doch alles andre hint-
ansetzen, um zunächst nach dem Rathe des Papstes das-
jenige auszuführen, was zum Dienste Gottes und Seiner
Heiligkeit gereiche.

Damit war man in Rom längst einverstanden. Cam-
peggi hatte dem Kaiser vor allem Anfang gesagt, ohne ir-
gend ein muthiges Unternehmen werde er schwerlich zu Ende
kommen. Er hatte ihn an Kaiser Maximilian erinnert, der
erst Gehorsam gefunden, nachdem er die Waffen gegen das
Haus Pfalz ergriffen und glücklich geführt. 1

Genug: die abendländische Christenheit und das deut-
sche Reich, in Kaiser und Papst und Reichsversammlung
repräsentirt, zeigten sich entschlossen, die Protestanten, die
sich ihnen nicht in Güte fügen wollten, durch rechtliches
Verfahren und Anwendung der Gewalt zu unterdrücken.

Es mußte sich nun zeigen, ob diese Kräfte haben und
es verstehen würden sich zu behaupten.



1 Molto piu a V. Ma conviensi in questa impresa santa e
christiana a farsi obedire con tutte le vie e modi che si ponno
trovare, che fece la felice memoria di Maximiliano suo avo, nelle
imprese che contra i Palatini si gloriosam. fini, dipoi la quale sem-
pre fu poi tenuto e riverito e obedito, -- -- Ricordando sempre
che e impossibile senza qualche gagliarda exeactione et ordine
estirpare le heresie.

Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
tober ſendete er ſeinen Mayordomo Pedro de la Cueva
nach Rom, um dem Papſt anzuzeigen, die Meinung der
katholiſchen Fürſten ſey zwar, daß das Jahr zu weit vor-
gerückt ſey, um auf der Stelle etwas gegen die Lutheri-
ſchen zu unternehmen, aber er möge deswegen nicht die
Vorbereitungen zu einem ſolchen Unternehmen unterlaſſen.
Seinerſeits werde er, ſo wünſchenswerth es auch für ihn
wäre, nach Spanien zurückzukehren, doch alles andre hint-
anſetzen, um zunächſt nach dem Rathe des Papſtes das-
jenige auszuführen, was zum Dienſte Gottes und Seiner
Heiligkeit gereiche.

Damit war man in Rom längſt einverſtanden. Cam-
peggi hatte dem Kaiſer vor allem Anfang geſagt, ohne ir-
gend ein muthiges Unternehmen werde er ſchwerlich zu Ende
kommen. Er hatte ihn an Kaiſer Maximilian erinnert, der
erſt Gehorſam gefunden, nachdem er die Waffen gegen das
Haus Pfalz ergriffen und glücklich geführt. 1

Genug: die abendländiſche Chriſtenheit und das deut-
ſche Reich, in Kaiſer und Papſt und Reichsverſammlung
repräſentirt, zeigten ſich entſchloſſen, die Proteſtanten, die
ſich ihnen nicht in Güte fügen wollten, durch rechtliches
Verfahren und Anwendung der Gewalt zu unterdrücken.

Es mußte ſich nun zeigen, ob dieſe Kräfte haben und
es verſtehen würden ſich zu behaupten.



1 Molto più a V. Mà conviensi in questa impresa santa e
christiana a farsi obedire con tutte le vie e modi che si ponno
trovare, che fece la felice memoria di Maximiliano suo avo, nelle
imprese che contra i Palatini si gloriosam. fini, dipoi la quale sem-
pre fu poi tenuto e riverito e obedito, — — Ricordando sempre
che è impossibile senza qualche gagliarda exeactione et ordine
estirpare le heresie.
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[296/0312] Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel. tober ſendete er ſeinen Mayordomo Pedro de la Cueva nach Rom, um dem Papſt anzuzeigen, die Meinung der katholiſchen Fürſten ſey zwar, daß das Jahr zu weit vor- gerückt ſey, um auf der Stelle etwas gegen die Lutheri- ſchen zu unternehmen, aber er möge deswegen nicht die Vorbereitungen zu einem ſolchen Unternehmen unterlaſſen. Seinerſeits werde er, ſo wünſchenswerth es auch für ihn wäre, nach Spanien zurückzukehren, doch alles andre hint- anſetzen, um zunächſt nach dem Rathe des Papſtes das- jenige auszuführen, was zum Dienſte Gottes und Seiner Heiligkeit gereiche. Damit war man in Rom längſt einverſtanden. Cam- peggi hatte dem Kaiſer vor allem Anfang geſagt, ohne ir- gend ein muthiges Unternehmen werde er ſchwerlich zu Ende kommen. Er hatte ihn an Kaiſer Maximilian erinnert, der erſt Gehorſam gefunden, nachdem er die Waffen gegen das Haus Pfalz ergriffen und glücklich geführt. 1 Genug: die abendländiſche Chriſtenheit und das deut- ſche Reich, in Kaiſer und Papſt und Reichsverſammlung repräſentirt, zeigten ſich entſchloſſen, die Proteſtanten, die ſich ihnen nicht in Güte fügen wollten, durch rechtliches Verfahren und Anwendung der Gewalt zu unterdrücken. Es mußte ſich nun zeigen, ob dieſe Kräfte haben und es verſtehen würden ſich zu behaupten. 1 Molto più a V. Mà conviensi in questa impresa santa e christiana a farsi obedire con tutte le vie e modi che si ponno trovare, che fece la felice memoria di Maximiliano suo avo, nelle imprese che contra i Palatini si gloriosam. fini, dipoi la quale sem- pre fu poi tenuto e riverito e obedito, — — Ricordando sempre che è impossibile senza qualche gagliarda exeactione et ordine estirpare le heresie.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/312>, abgerufen am 22.11.2024.