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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Erstes Capitel.
druck der in der Majorität der Stände herrschenden Gesin-
nung gemacht.

Sehr wohl bemerkten dieß die Protestanten. In einem
ihnen am Schlusse des Reichstags über den Frieden mit-
getheilten Entwurf hieß es, es solle Niemand den Andern
ohne Recht überziehen. Sie schlossen daraus, daß es auf
einen Spruch des Kammergerichts, der nicht zweifelhaft
seyn konnte, allerdings geschehen dürfe.

Zugleich war nun aber auch wegen der Reichsregie-
rung eine neue Maaßregel genommen worden.

Das Haus Oestreich hatte in den letzten Jahren mehr
als einmal die Besorgniß hegen müssen, daß man bei der
Nichtigkeit des Reichsregimentes und der Entfernung des
Kaisers entweder zur Wahl eines neuen Hauptes schreiten
oder die Rechte der Reichsvicarien, von denen der eine der
Churfürst von Sachsen war, hervorziehen und anerken-
nen werde.

Um Plänen dieser Art auf immer ein Ende zu machen,
setzte der Kaiser alles bei Seite, was sich wegen der der-
einstigen Nachfolge dagegen sagen lassen mochte, und faßte,
wie wir schon berührten, den Entschluß, seinen Bruder zum
römischen König erheben zu lassen.

Da man Maximilian I bei einem ähnlichen Vorha-
ben eingewendet hatte, daß er selber ja eigentlich nur rö-
mischer König, nicht gekrönter Kaiser sey, so war das ein
Grund mehr, weshalb sich Carl in Bologna krönen ließ.

Auch machten hierauf die fünf katholischen Churfürsten
wenig Schwierigkeit; vorausgesetzt, daß ihre Beistimmung
mit Gnadenerweisungen erwiedert wurde. Der Pfalz wurde

Sechstes Buch. Erſtes Capitel.
druck der in der Majorität der Stände herrſchenden Geſin-
nung gemacht.

Sehr wohl bemerkten dieß die Proteſtanten. In einem
ihnen am Schluſſe des Reichstags über den Frieden mit-
getheilten Entwurf hieß es, es ſolle Niemand den Andern
ohne Recht überziehen. Sie ſchloſſen daraus, daß es auf
einen Spruch des Kammergerichts, der nicht zweifelhaft
ſeyn konnte, allerdings geſchehen dürfe.

Zugleich war nun aber auch wegen der Reichsregie-
rung eine neue Maaßregel genommen worden.

Das Haus Oeſtreich hatte in den letzten Jahren mehr
als einmal die Beſorgniß hegen müſſen, daß man bei der
Nichtigkeit des Reichsregimentes und der Entfernung des
Kaiſers entweder zur Wahl eines neuen Hauptes ſchreiten
oder die Rechte der Reichsvicarien, von denen der eine der
Churfürſt von Sachſen war, hervorziehen und anerken-
nen werde.

Um Plänen dieſer Art auf immer ein Ende zu machen,
ſetzte der Kaiſer alles bei Seite, was ſich wegen der der-
einſtigen Nachfolge dagegen ſagen laſſen mochte, und faßte,
wie wir ſchon berührten, den Entſchluß, ſeinen Bruder zum
römiſchen König erheben zu laſſen.

Da man Maximilian I bei einem ähnlichen Vorha-
ben eingewendet hatte, daß er ſelber ja eigentlich nur rö-
miſcher König, nicht gekrönter Kaiſer ſey, ſo war das ein
Grund mehr, weshalb ſich Carl in Bologna krönen ließ.

Auch machten hierauf die fünf katholiſchen Churfürſten
wenig Schwierigkeit; vorausgeſetzt, daß ihre Beiſtimmung
mit Gnadenerweiſungen erwiedert wurde. Der Pfalz wurde

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[304/0320] Sechstes Buch. Erſtes Capitel. druck der in der Majorität der Stände herrſchenden Geſin- nung gemacht. Sehr wohl bemerkten dieß die Proteſtanten. In einem ihnen am Schluſſe des Reichstags über den Frieden mit- getheilten Entwurf hieß es, es ſolle Niemand den Andern ohne Recht überziehen. Sie ſchloſſen daraus, daß es auf einen Spruch des Kammergerichts, der nicht zweifelhaft ſeyn konnte, allerdings geſchehen dürfe. Zugleich war nun aber auch wegen der Reichsregie- rung eine neue Maaßregel genommen worden. Das Haus Oeſtreich hatte in den letzten Jahren mehr als einmal die Beſorgniß hegen müſſen, daß man bei der Nichtigkeit des Reichsregimentes und der Entfernung des Kaiſers entweder zur Wahl eines neuen Hauptes ſchreiten oder die Rechte der Reichsvicarien, von denen der eine der Churfürſt von Sachſen war, hervorziehen und anerken- nen werde. Um Plänen dieſer Art auf immer ein Ende zu machen, ſetzte der Kaiſer alles bei Seite, was ſich wegen der der- einſtigen Nachfolge dagegen ſagen laſſen mochte, und faßte, wie wir ſchon berührten, den Entſchluß, ſeinen Bruder zum römiſchen König erheben zu laſſen. Da man Maximilian I bei einem ähnlichen Vorha- ben eingewendet hatte, daß er ſelber ja eigentlich nur rö- miſcher König, nicht gekrönter Kaiſer ſey, ſo war das ein Grund mehr, weshalb ſich Carl in Bologna krönen ließ. Auch machten hierauf die fünf katholiſchen Churfürſten wenig Schwierigkeit; vorausgeſetzt, daß ihre Beiſtimmung mit Gnadenerweiſungen erwiedert wurde. Der Pfalz wurde

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/320>, abgerufen am 22.11.2024.