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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Grundlegung des schmalkaldischen Bundes.
haben nicht gewußt," sagten sie, "daß solches der Obrig-
keit Rechte selbst geben."

Den Ernst ihrer Bedenklichkeiten bewies es, daß diese
so lange festgehalten wurden und auch später von Zeit zu
Zeit wieder emporstiegen.

Auf Luther machte es noch besondern Eindruck, daß
wie er schon immer bemerkt hatte, der Kaiser gar nicht
selbständig verfuhr, sondern nach dem Rathe des Papstes
und der deutschen Fürsten. Man urtheilte, er sey kein Meh-
rer des Reichs, sondern ein Hauptmann und Geschworner
des Papstes. Und sollte man den alten Feinden, den bö-
sen Nachbarn, die sich nun der Autorität des kaiserli-
chen Namens bedienen wollten, damit Muth machen, daß
man den Widerstand für unerlaubt erklärte? Sie hoffen,
sagt Luther, daß man sich nicht wehren werde: wollen
sie aber Ritter werden an dem Unsern Blut, so sollen sie
es mit Gefahr und Sorgen werden. 2

Und auf diesen Grund nun trug Sachsen bei den ver-
sammelten Ständen auf ein Bündniß zur Gegenwehr selbst
wider den Kaiser an. Man habe ihn bei früheren Verei-
nigungen immer ausgenommen, doch könne das nichts hel-
fen, da die Partei der Gegner sich des kaiserlichen Na-
mens bediene. 3


1
2 Vgl. Warnung an seine lieben Deutschen Altb. V p. 538.
"Alles ist ein Getrieb des obersten Schalks in der Welt." Er rieth
nicht, die Waffen zu ergreifen, sondern wie er an Spengler schreibt,
Ego pro mea parte dixi: ego consulo ut theologus sed si juristae
possent docere legibus suis, id licere, ego permitterem eos suis
legibus uti. Ipsi viderint.
3 "Dieselbig Widerpartei die Sachen in die kaiserlich Majestät,
als ob sy diselbig gar nicht zu thun hätte schieben wil."
1 Bedenken der Theologen ibid. cap. 9.

Grundlegung des ſchmalkaldiſchen Bundes.
haben nicht gewußt,“ ſagten ſie, „daß ſolches der Obrig-
keit Rechte ſelbſt geben.“

Den Ernſt ihrer Bedenklichkeiten bewies es, daß dieſe
ſo lange feſtgehalten wurden und auch ſpäter von Zeit zu
Zeit wieder emporſtiegen.

Auf Luther machte es noch beſondern Eindruck, daß
wie er ſchon immer bemerkt hatte, der Kaiſer gar nicht
ſelbſtändig verfuhr, ſondern nach dem Rathe des Papſtes
und der deutſchen Fürſten. Man urtheilte, er ſey kein Meh-
rer des Reichs, ſondern ein Hauptmann und Geſchworner
des Papſtes. Und ſollte man den alten Feinden, den bö-
ſen Nachbarn, die ſich nun der Autorität des kaiſerli-
chen Namens bedienen wollten, damit Muth machen, daß
man den Widerſtand für unerlaubt erklärte? Sie hoffen,
ſagt Luther, daß man ſich nicht wehren werde: wollen
ſie aber Ritter werden an dem Unſern Blut, ſo ſollen ſie
es mit Gefahr und Sorgen werden. 2

Und auf dieſen Grund nun trug Sachſen bei den ver-
ſammelten Ständen auf ein Bündniß zur Gegenwehr ſelbſt
wider den Kaiſer an. Man habe ihn bei früheren Verei-
nigungen immer ausgenommen, doch könne das nichts hel-
fen, da die Partei der Gegner ſich des kaiſerlichen Na-
mens bediene. 3


1
2 Vgl. Warnung an ſeine lieben Deutſchen Altb. V p. 538.
„Alles iſt ein Getrieb des oberſten Schalks in der Welt.“ Er rieth
nicht, die Waffen zu ergreifen, ſondern wie er an Spengler ſchreibt,
Ego pro mea parte dixi: ego consulo ut theologus sed si juristae
possent docere legibus suis, id licere, ego permitterem eos suis
legibus uti. Ipsi viderint.
3 „Dieſelbig Widerpartei die Sachen in die kaiſerlich Majeſtaͤt,
als ob ſy diſelbig gar nicht zu thun haͤtte ſchieben wil.“
1 Bedenken der Theologen ibid. cap. 9.
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[313/0329] Grundlegung des ſchmalkaldiſchen Bundes. haben nicht gewußt,“ ſagten ſie, „daß ſolches der Obrig- keit Rechte ſelbſt geben.“ Den Ernſt ihrer Bedenklichkeiten bewies es, daß dieſe ſo lange feſtgehalten wurden und auch ſpäter von Zeit zu Zeit wieder emporſtiegen. Auf Luther machte es noch beſondern Eindruck, daß wie er ſchon immer bemerkt hatte, der Kaiſer gar nicht ſelbſtändig verfuhr, ſondern nach dem Rathe des Papſtes und der deutſchen Fürſten. Man urtheilte, er ſey kein Meh- rer des Reichs, ſondern ein Hauptmann und Geſchworner des Papſtes. Und ſollte man den alten Feinden, den bö- ſen Nachbarn, die ſich nun der Autorität des kaiſerli- chen Namens bedienen wollten, damit Muth machen, daß man den Widerſtand für unerlaubt erklärte? Sie hoffen, ſagt Luther, daß man ſich nicht wehren werde: wollen ſie aber Ritter werden an dem Unſern Blut, ſo ſollen ſie es mit Gefahr und Sorgen werden. 2 Und auf dieſen Grund nun trug Sachſen bei den ver- ſammelten Ständen auf ein Bündniß zur Gegenwehr ſelbſt wider den Kaiſer an. Man habe ihn bei früheren Verei- nigungen immer ausgenommen, doch könne das nichts hel- fen, da die Partei der Gegner ſich des kaiſerlichen Na- mens bediene. 3 1 2 Vgl. Warnung an ſeine lieben Deutſchen Altb. V p. 538. „Alles iſt ein Getrieb des oberſten Schalks in der Welt.“ Er rieth nicht, die Waffen zu ergreifen, ſondern wie er an Spengler ſchreibt, Ego pro mea parte dixi: ego consulo ut theologus sed si juristae possent docere legibus suis, id licere, ego permitterem eos suis legibus uti. Ipsi viderint. 3 „Dieſelbig Widerpartei die Sachen in die kaiſerlich Majeſtaͤt, als ob ſy diſelbig gar nicht zu thun haͤtte ſchieben wil.“ 1 Bedenken der Theologen ibid. cap. 9.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/329>, abgerufen am 22.11.2024.