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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Drittes Capitel.
klärte sich Butzer in beiderlei Hinsicht genügend. Er bekannte,
Christus sey im Sacrament auch dem Brot und dem Mund
wahrhaft zugegen; da alle Verheißung Christi wahr seyn
müsse, so zweifle er nicht, daß Gottlose, gleich wie Gläubige,
den Leib und das Blut Christi genießen. Für seine Person
bekannte er beides. Wegen seiner "Mitdiener am Wort"
aber bemerkte er, daß sie zwar von dem ersten Punkte über-
zeugt, dagegen in Hinsicht des zweiten nicht von allem Zwei-
fel frei seyen. 1 Luther hatte schon früher nachgegeben, auf
die letzte Frage zunächst noch nicht dringen zu wollen, wenn
man sich nur in Hinsicht der ersten mit einander einver-
stehe. So wiederholte er auch jetzt: durch das Bekenntniß
daß das Sacrament bei dem Zeichen sey, werde demselben
seine gebührende Eigenschaft gegeben; die Frage, was die
Gottlosen empfangen, wolle man für dieß Mal vertagen.

Wir beschäftigen uns mit einer Epoche, in welcher
politische und kirchliche, ja dogmatische Entwickelungen auf
das engste mit einander verwebt sind.

Schon die erste Annäherung Butzers hatte die Folge,
daß die Abgeordneten der oberländischen Städte bei der Zusam-
menkunft in Schmalkalden Dezbr. 1530 zu den Berathun-
gen zugezogen wurden. Nachdem nun aber eine Erklärung
wie die eben berührte eingegangen, blieb kein Bedenken übrig,

1 Wir haben zwar die Schreiben Butzers nicht selbst, aber
die Aeußerungen Luthers, an den sie gerichtet waren, lassen keinen
Zweifel über ihren Inhalt übrig. An Wenceslaus Link bei de Wette
IV, 327. Ferner an Menius: Bucerus effecit tantum, ut conce-
dant omnes vere adesse et porrigi corpus domiui, etiam corpo-
rali praesentia; caeteri tantum, fideli animae ac piae; Bueerus vero
consentit et impiorum mann porrigi et ore sumi.
Bei Planck III,
340 sind diese Briefe offenbar übersehen.

Sechstes Buch. Drittes Capitel.
klärte ſich Butzer in beiderlei Hinſicht genügend. Er bekannte,
Chriſtus ſey im Sacrament auch dem Brot und dem Mund
wahrhaft zugegen; da alle Verheißung Chriſti wahr ſeyn
müſſe, ſo zweifle er nicht, daß Gottloſe, gleich wie Gläubige,
den Leib und das Blut Chriſti genießen. Für ſeine Perſon
bekannte er beides. Wegen ſeiner „Mitdiener am Wort“
aber bemerkte er, daß ſie zwar von dem erſten Punkte über-
zeugt, dagegen in Hinſicht des zweiten nicht von allem Zwei-
fel frei ſeyen. 1 Luther hatte ſchon früher nachgegeben, auf
die letzte Frage zunächſt noch nicht dringen zu wollen, wenn
man ſich nur in Hinſicht der erſten mit einander einver-
ſtehe. So wiederholte er auch jetzt: durch das Bekenntniß
daß das Sacrament bei dem Zeichen ſey, werde demſelben
ſeine gebührende Eigenſchaft gegeben; die Frage, was die
Gottloſen empfangen, wolle man für dieß Mal vertagen.

Wir beſchäftigen uns mit einer Epoche, in welcher
politiſche und kirchliche, ja dogmatiſche Entwickelungen auf
das engſte mit einander verwebt ſind.

Schon die erſte Annäherung Butzers hatte die Folge,
daß die Abgeordneten der oberländiſchen Städte bei der Zuſam-
menkunft in Schmalkalden Dezbr. 1530 zu den Berathun-
gen zugezogen wurden. Nachdem nun aber eine Erklärung
wie die eben berührte eingegangen, blieb kein Bedenken übrig,

1 Wir haben zwar die Schreiben Butzers nicht ſelbſt, aber
die Aeußerungen Luthers, an den ſie gerichtet waren, laſſen keinen
Zweifel uͤber ihren Inhalt uͤbrig. An Wenceslaus Link bei de Wette
IV, 327. Ferner an Menius: Bucerus effecit tantum, ut conce-
dant omnes vere adesse et porrigi corpus domiui, etiam corpo-
rali praesentia; caeteri tantum, fideli animae ac piae; Bueerus vero
consentit et impiorum mann porrigi et ore sumi.
Bei Planck III,
340 ſind dieſe Briefe offenbar uͤberſehen.
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[346/0362] Sechstes Buch. Drittes Capitel. klärte ſich Butzer in beiderlei Hinſicht genügend. Er bekannte, Chriſtus ſey im Sacrament auch dem Brot und dem Mund wahrhaft zugegen; da alle Verheißung Chriſti wahr ſeyn müſſe, ſo zweifle er nicht, daß Gottloſe, gleich wie Gläubige, den Leib und das Blut Chriſti genießen. Für ſeine Perſon bekannte er beides. Wegen ſeiner „Mitdiener am Wort“ aber bemerkte er, daß ſie zwar von dem erſten Punkte über- zeugt, dagegen in Hinſicht des zweiten nicht von allem Zwei- fel frei ſeyen. 1 Luther hatte ſchon früher nachgegeben, auf die letzte Frage zunächſt noch nicht dringen zu wollen, wenn man ſich nur in Hinſicht der erſten mit einander einver- ſtehe. So wiederholte er auch jetzt: durch das Bekenntniß daß das Sacrament bei dem Zeichen ſey, werde demſelben ſeine gebührende Eigenſchaft gegeben; die Frage, was die Gottloſen empfangen, wolle man für dieß Mal vertagen. Wir beſchäftigen uns mit einer Epoche, in welcher politiſche und kirchliche, ja dogmatiſche Entwickelungen auf das engſte mit einander verwebt ſind. Schon die erſte Annäherung Butzers hatte die Folge, daß die Abgeordneten der oberländiſchen Städte bei der Zuſam- menkunft in Schmalkalden Dezbr. 1530 zu den Berathun- gen zugezogen wurden. Nachdem nun aber eine Erklärung wie die eben berührte eingegangen, blieb kein Bedenken übrig, 1 Wir haben zwar die Schreiben Butzers nicht ſelbſt, aber die Aeußerungen Luthers, an den ſie gerichtet waren, laſſen keinen Zweifel uͤber ihren Inhalt uͤbrig. An Wenceslaus Link bei de Wette IV, 327. Ferner an Menius: Bucerus effecit tantum, ut conce- dant omnes vere adesse et porrigi corpus domiui, etiam corpo- rali praesentia; caeteri tantum, fideli animae ac piae; Bueerus vero consentit et impiorum mann porrigi et ore sumi. Bei Planck III, 340 ſind dieſe Briefe offenbar uͤberſehen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/362>, abgerufen am 24.11.2024.