der Cardinal Campeggi am 8ten, hier in Regensburg die schönsten Compagnien zu Pferd und zu Fuß durchziehen: sie gehen mit großem Muth zu ihrer Unternehmung und zweifeln nicht an dem Siege. Auch der Kaiser war voll guten Muthes. Er machte die Bemerkung, daß er bei die- sem Krieg nur gewinne, möchte er nun siegen oder unter- liegen. Sollte er unterliegen, so werde er doch einen gu- ten Namen auf der Welt zurücklassen und in das Para- dies eingehen; sollte er aber siegen, so werde er nicht al- lein ein Verdienst bei Gott erwerben, sondern vielleicht das Kaiserthum bis an seine alten Grenzen wieder ausdehnen; auf Erden glorreich leben, der Nachwelt einen großen Na- men hinterlassen. 1 Er schien nichts sehnlicher zu wünschen, als diesen Gegner persönlich zu bestehn.
Indessen war es bereits in Ungarn zu einer überaus ruhmwürdigen, ja fast wunderbaren Waffenthatgekommen.
Wir kennen schon den Namen des Niklas Jurischitz, des einen von den beiden Gesandten König Ferdinands an den Sultan 1530, 31. Als damals alle Unterhandlun- gen vergeblich waren, sagten die Gesandten, sie sähen wohl, Ungarn solle der Kirchhof der Türken und Christen werden. Jurischitz schien jetzt dieses Wort selbst bewähren zu wol- len. Er war eben im Begriff Stadt und Schloß Günz, wo er die Stelle eines Hauptmanns bekleidete, einem Stell- vertreter zu überlassen, und mit einer kleinen Reiterschaar,
1Niccolo Tiepolo Relatione di 1533: il che diceva sem- pre, che si vedeva non solamente pronto a questa impresa ma quasi arder di desiderio che li venisse occasione di sorte che potesse honestamente esponere la persona sua a tal fortuna.
Sechstes Buch. Sechstes Capitel.
der Cardinal Campeggi am 8ten, hier in Regensburg die ſchönſten Compagnien zu Pferd und zu Fuß durchziehen: ſie gehen mit großem Muth zu ihrer Unternehmung und zweifeln nicht an dem Siege. Auch der Kaiſer war voll guten Muthes. Er machte die Bemerkung, daß er bei die- ſem Krieg nur gewinne, möchte er nun ſiegen oder unter- liegen. Sollte er unterliegen, ſo werde er doch einen gu- ten Namen auf der Welt zurücklaſſen und in das Para- dies eingehen; ſollte er aber ſiegen, ſo werde er nicht al- lein ein Verdienſt bei Gott erwerben, ſondern vielleicht das Kaiſerthum bis an ſeine alten Grenzen wieder ausdehnen; auf Erden glorreich leben, der Nachwelt einen großen Na- men hinterlaſſen. 1 Er ſchien nichts ſehnlicher zu wünſchen, als dieſen Gegner perſönlich zu beſtehn.
Indeſſen war es bereits in Ungarn zu einer überaus ruhmwürdigen, ja faſt wunderbaren Waffenthatgekommen.
Wir kennen ſchon den Namen des Niklas Juriſchitz, des einen von den beiden Geſandten König Ferdinands an den Sultan 1530, 31. Als damals alle Unterhandlun- gen vergeblich waren, ſagten die Geſandten, ſie ſähen wohl, Ungarn ſolle der Kirchhof der Türken und Chriſten werden. Juriſchitz ſchien jetzt dieſes Wort ſelbſt bewähren zu wol- len. Er war eben im Begriff Stadt und Schloß Günz, wo er die Stelle eines Hauptmanns bekleidete, einem Stell- vertreter zu überlaſſen, und mit einer kleinen Reiterſchaar,
1Niccolo Tiepolo Relatione di 1533: il che diceva sem- pre, che si vedeva non solamente pronto a questa impresa ma quasi arder di desiderio che li venisse occasione di sorte che potesse honestamente esponere la persona sua a tal fortuna.
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Sechstes Buch. Sechstes Capitel.
der Cardinal Campeggi am 8ten, hier in Regensburg die
ſchönſten Compagnien zu Pferd und zu Fuß durchziehen:
ſie gehen mit großem Muth zu ihrer Unternehmung und
zweifeln nicht an dem Siege. Auch der Kaiſer war voll
guten Muthes. Er machte die Bemerkung, daß er bei die-
ſem Krieg nur gewinne, möchte er nun ſiegen oder unter-
liegen. Sollte er unterliegen, ſo werde er doch einen gu-
ten Namen auf der Welt zurücklaſſen und in das Para-
dies eingehen; ſollte er aber ſiegen, ſo werde er nicht al-
lein ein Verdienſt bei Gott erwerben, ſondern vielleicht das
Kaiſerthum bis an ſeine alten Grenzen wieder ausdehnen;
auf Erden glorreich leben, der Nachwelt einen großen Na-
men hinterlaſſen. 1 Er ſchien nichts ſehnlicher zu wünſchen,
als dieſen Gegner perſönlich zu beſtehn.
Indeſſen war es bereits in Ungarn zu einer überaus
ruhmwürdigen, ja faſt wunderbaren Waffenthatgekommen.
Wir kennen ſchon den Namen des Niklas Juriſchitz,
des einen von den beiden Geſandten König Ferdinands an
den Sultan 1530, 31. Als damals alle Unterhandlun-
gen vergeblich waren, ſagten die Geſandten, ſie ſähen wohl,
Ungarn ſolle der Kirchhof der Türken und Chriſten werden.
Juriſchitz ſchien jetzt dieſes Wort ſelbſt bewähren zu wol-
len. Er war eben im Begriff Stadt und Schloß Günz,
wo er die Stelle eines Hauptmanns bekleidete, einem Stell-
vertreter zu überlaſſen, und mit einer kleinen Reiterſchaar,
1 Niccolo Tiepolo Relatione di 1533: il che diceva sem-
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quasi arder di desiderio che li venisse occasione di sorte che
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/444>, abgerufen am 16.06.2024.
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